Essen/Bata. . Die Begeisterung für den Fußball ist groß in Äquatorialguinea - die Sorgen des Afrika-Cup-Gastgebers sind durch Diktatur, Armut und Ebola noch viel größer.

Offenbar ist die Sache ganz schön knapp gewesen, als die marokkanische Regierung im November den Entschluss fasste, aus Furcht vor Ebola auf die Austragung des Afrika-Cups zu verzichten. Kein anderes Land wollte einspringen, zu wenig Zeit blieb bis zum 17. Januar, an dem der Wettbewerb mit der Partie Äquatorialguinea gegen den Kongo eröffnet wird. „Wir waren schon bereit, das Turnier abzusagen“, sagt nun Hicham El Amrani, Generalsekretär des afrikanischen Kontinentalverbandes Caf. Doch dann kam die Rettung aus Äquatorialguinea, einem kleinen Land zwischen Kamerun und Gabun, das sich spontan als Ausrichter anbot.

Zwar liegt diese Nation noch ein Stück näher am Epizentrum der Ebola-Epidemie als Marokko, aber das ist dem Staatspräsidenten Teodoro Obiang Nguema gleich. Für ihn ist dieser Afrika-Cup eine großartige Chance. „Natürlich wird das Regime versuchen, das Image des Landes im Ausland zu verbessern“, sagt der Menschenrechtler Victor Nogueira in einem Gespräch mit der Deutschen Welle. Äquatorialguinea ist zwar das afrikanische Land mit dem größten Pro-Kopf- Einkommen, aber die Mehrheit der auf rund 750 000 Einwohner geschätzten Bevölkerung lebt in tiefer Armut. Amnesty International beklagt, dass in Äquatorialguinea „mutmaßliche Oppositionelle willkürlich inhaftiert“ und „politische Gegner gefoltert oder auf andere Art misshandelt“ würden.

Besucher werden untersucht

Der Despot Nguema hat sich in dieser Woche erstmal als Wohltäter inszeniert und 40 000 Eintrittskarten für die Spiele gekauft, um diese ans Volk zu verschenken. „Mögen diejenigen, die die Mittel haben, den Armen helfen“, sagt er. Dass Ebola zum Problem für sein Turnier werden könnte, glaubt der seit 1979 regierende Präsident nicht.

Tatsächlich ist die Gefahr einer Ausbreitung der Krankheit durch den Afrika-Cup in den Augen der meisten Experten eher klein. Dennoch müssen alle Besucher, die die Grenzen passieren, sich untersuchen lassen. Schon während der Reisen zu den Qualispielen im vorigen Herbst sei „zweimal am Tag Fieber gemessen“ worden, erzählt Guineas Kapitän Ibrahima Traore im „Kicker“. Der Angreifer von Borussia Mönchengladbach setzt sich intensiv mit dem Thema Ebola auseinander. Seine Antrittsprämie von 25 000 Euro hat Traore an eine Organisation gespendet, die sich im Kampf gegen das Virus engagiert.

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Hinter diesem Thema, das bisher alle anderen Aspekte dieses Turniers überschattet, haben die Veranstalter mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Innerhalb von zwei Montan musste das Ereignis organisiert werden, was nur möglich war, weil Äquatorialguinea die Kontinentalmeisterschaft bereits 2012 – damals gemeinsam mit Gabun – veranstaltet hat und über zwei moderne Stadien verfügt. Sollten größere Pannen ausbleiben, wäre das eine kleine Sensation und ein kleines Meisterwerk afrikanischer Improvisationskunst.

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Aber das nehmen die Teams gerne in Kauf, denn eine Verlegung nach Katar, die zur Debatte stand, wäre nicht nur in den Augen von Volker Finke ein großes Ärgernis gewesen. Der Trainer von Kamerun will sich nicht zu den schwierigen Umständen äußern, da könne man sich nur die Finger verbrennen. So konzentriert sich der frühere Bundesligatrainer mehr auf seine stark verjüngte Auswahl: „Nach einer WM wie dieser ist es für uns eine große Herausforderung, wir können aber auch viel gewinnen.“ Leitwölfe wie Samuel Eto’o und Alex Song, die mit ihren Machtansprüchen zu einer Last für die Gemeinschaft geworden waren, wurden ausgetauscht, nun wird Kamerun unter anderem vom Schalker Eric-Maxim Choupo-Moting angeführt.