Essen. DFL-Boss Reinhard Rauball glaubt nicht, dass Joseph Blatter den Fußball-Weltverband Fifa aus der Krise führen kann. Deshalb hat er Blatter persönlich zum Rücktritt aufgefordert. Der nötige Umbruch sei zudem eine Herkulesaufgabe. Sie zu bewältigen, traut Rauball einem Deutschen zu.

Reinhard Rauball, Chef der Deutschen Fußball Liga, hat Fifa-Boss Joseph Blatter verbal attackiert und ihm einen Rücktritt nahegelegt. Dem Fachmagazin "Kicker" sagte er: „Im Gegensatz zu anderen, die das nur medial machen, habe ich Herrn Blatter vor einiger Zeit sogar selbst angerufen. Da habe ich mir keine falsche Zurückhaltung vorzuwerfen.“

Die Fifa steht wegen der WM-Vergaben an Russland 2018 und Katar 2022 unter heftiger Kritik. Die hauseigene Ethikkommission hatte die WM-Ausrichter beider Länder vom Vorwurf der Korruption freigesprochen. Rauball hatte dies als kommunikativen Super-Gau bezeichnet, der die Grundfesten der Fifa in einer Weise erschüttert, "wie ich es noch nicht erlebt habe."

Rauball sieht Niersbach in Schlüsselrolle

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Rauball sieht die Fußball-Funktionäre vor einem großen Kraftakt, den Flurschaden durch die skandalumtoste WM-Vergabe zu beseitigen. Der Präsident von Borussia Dortmund bemängelte, dass sich auch Europas Funktionäre nicht einig seien. Hier sieht Rauball Niersbach in einer Schlüsselrolle. Der DFB-Chef sei am ehesten dazu geeignet, "Lösungen und Mehrheiten innerhalb des Fifa-Exekutivkomitees auf den Weg zu bringen."

Die Vertreter der Profi-Clubs im DFB-Präsidium würden daher einstimmig Niersbach als Nachfolger von Theo Zwanziger im höchsten Fifa-Gremium vorschlagen. Die Uefa bestimmt den Kandidaten bei ihrem Kongress am 24. März in Wien - formal erfolgt die Aufnahme ins Fifa-Exekutivkomitee beim Weltverbandskongress am 29. Mai 2015, bei dem Blatter erneut für den Präsidentenposten kandidiert.

Rauball sieht Stärke des europäischen Fußballs als Druckmittel

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Auch im Hinblick auf eine Abspaltung der Uefa von der Fifa unterstrich Rauball seine klare Linie, nach der er auch nicht vor einer WM ohne europäische Teams zurückschreckt. "Der Verlust für die Fifa ist größer als für Europa. Ich bin ganz sicher nicht derjenige, der spalten will, sondern reagiere mit einer solchen Aussage auf das, was uns von der Fifa präsentiert wird." (cho/dpa)