Madrid. Offiziell ist das Länderspiel zwischen Spanien und Deutschland ein Freundschaftsspiel. Als solches könne man die Partie aber nicht abtun, wenn es nach Spaniens Trainer Del Bosque geht. Immerhin trifft der neuformierte Europa- auf den zu letzt schwachen Weltmeister.
Der amtierende Europameister befindet sich im Umbruch: Spaniens Fußball-Nationalelf wird beim freundschaftlichen Kräftemessen am Dienstag gegen Weltmeister Deutschland nicht mehr viel mit dem Team gemein haben, das noch vor zwei Jahren seine Hochphase mit dem EM-Titel in Polen und der Ukraine krönte.
Die Spielmacher Xavi Hernández (FC Barcelona) und Xabi Alonso (Bayern München) nahmen nach der verkorksten WM in Brasilien Abschied von der Selección. Von der damalig tonangebenden legendären Mittelfeldachse bleibt nur Sergio Busquets.
"Gegen Deutschland haben wir die Schwierigkeit, dass wir gegen den Weltmeister spielen", erklärt Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque vor dem 3:0-Sieg der Spanier im EM-Qualifikationsspiel gegen Weißrussland der Nachrichtenagentur dpa. "Es ist ein Freundschaftsspiel, aber man kann es nicht als ein solches einordnen."
Deutschland steht unter Druck
Der spanische Trainer erwartet von der DFB-Elf kein Schwächeln, da man nach dem enttäuschenden 4:0 gegen den Fußballzwerg Gibraltar in Vigo auf Wiedergutmachung aus sei. "Ich glaube, dass die Deutschen stark unter Druck stehen werden nach ihren letzten Spielen, die nicht gerade zufriedenstellend waren", kommentiert Del Bosque am Montag in Vigo.
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Nach dem Fiasko der Spanier bei der WM hatte der Trainer das Team eigentlich Schritt für Schritt erneuern und so wieder aufbauen wollen. Doch statt des "süßen Übergangs", wie er den geplanten Prozess betitelte, sieht er sich jetzt zu einem radikalen Neuaufbau gezwungen. Die FC-Bayern-Profis Javi Martínez und Thiago Alcántara fallen für längere Zeit verletzt aus. Stammspieler wie Andrés Iniesta, David Silva, Cesc Fàbregas oder Diego Costa können aus dem gleichen Grund am Dienstag nicht auflaufen.
Befreiungsschlag gegen Weißrussen
Zu allem Überfluss äußerte Abwehrchef Sergio Ramos, zweiter Kapitän der Selección, seine Zweifel an der Schwere der Verletzungen von Diego Costa und Fàbregas und schuf so unnötige Unruhe innehalb des Südeuropäischen Teams. Die Zeichen für "La Roja" deuten nicht auf ein leichtes Spiel hin.
Gegen Weißrussland gelang der neu formierten Elf jedoch mit einer spielerisch überzeugenden Darbietung eine Art Befreiungsschlag. "Die Debatte über das Engagement einzelner Spieler für die Nationalelf wirkte anscheinend wie eine Katharsis", schrieb das Sportblatt "As". "Das Team scheint den Pessimismus abgelegt zu haben, den es seit der WM mit sich herumschleppte. Das Spiel gegen Deutschland muss diesen Trend nun bestätigen."
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Die spanischen Fans haben spontan einen Mann zu ihrem neuen Helden im Fußballolymp gekürt: Francisco Alarcón, genannt Isco, schoss das Team gegen Weißrussland nicht nur in Führung, sondern führte auch in brillanter Weise Regie, wie es einst Xavi und Xabi taten. Del Bosque kritisierte zwar den Mittelfeldspieler von Real Madrid für eine übertriebene Schönspielerei vor, aber in einer Internetumfrage von "As" wählten über 80 Prozent Isco zum derzeit besten spanischen Fußballer.
Alarcón gewinnt Sympathien der spanischen Fans
Das "andalusische Genie", wie "Marca" den Hoffnungsträger nennt, gewinnt die Herzen der Fans nicht nur mit seiner lupenreinen Technik. Ihm fliegen die Sympathien auch deshalb zu, weil er sich bei Real gegen die Konkurrenz von ausländischen Stars wie James Rodríguez oder Gareth Bale behaupten kann. "Ich kann mich noch in jeder Hinsicht verbessern", meint Isco. "Das gilt für das Defensivspiel, die Balltechnik und die Treffsicherheit als Torschütze."
Beim Spiel in Vigo brennt noch ein Torjäger auf sein Länderspieldebüt. Der 28-Jährige Nolito steht beim heimischen Erstligaclub Celta de Vigo unter Vertrag und gehört in Spanien zu den Entdeckungen der Saison. "Ein Debüt im heimischen Stadion gegen den Weltmeister - besser ginge es nicht", schwärmt der Angreifer. (dpa)