Essen. Die Gewerkschaft der Lokführer bestreikt seit Mittwoch den Güter-, seit Donnerstag den Personenverkehr. Betroffen sind alle Bahnreisenden - und auch tausende Fußballfans. Das Spiel der Bayern gegen Frankfurt findet statt. Wie vor drei Wochen fallen aber Sonderzüge aus. Was empfehlen die Vereine?

"Gerade auch, weil Fußball eine verbindende Sportart ist": Mit diesen Worten drückte die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) Fußballfans im gesamten Bundesgebiet im Rahmen des jüngsten Streiks vor drei Wochen ihr Bedauern aus. Auch am kommenden Wochenende wird die Deutsche Bahn nur bedingt ein verbindendes Element sein, sämtliche Sonderzüge fallen aus, wie die Bahn am Mittwoch mitteilte.

"Fußballfans sind sehr erfinderisch"

Trotz des Bahnstreiks erwartet das Bündnis "Pro Fans" keine leeren Gästeränge in den Bundesliga-Stadien. "Fußballfans sind sehr erfinderisch", sagte Sprecher Sig Zelt am Donnerstag in Berlin. Einige versuchten nun, Mitfahrgelegenheiten zu bilden oder doch ein größeres Auto zu mieten. "Das organisieren die dann intern." Der Ausstand auf der Schiene trifft nach Zelts Einschätzung nicht alle Fans gleichermaßen, die zu Auswärtsspielen wollen. Sehr lange Strecken würden häufig sowieso mit dem Bus zurückgelegt, weil Sonderzüge teuer seien. Schwieriger werde es bei mittleren Entfernungen, wo viele die Wochenend-Tickets der Bahn nutzten.

Hinter den Kulissen arbeiten die Vereine nun an Service-Maßnahmen, um der fünftägigen Arbeitsniederlegung der Lokführer zu begegnen. Diese dürften heute umso konkreter werden, wenn ersichtlich wird, wie sich der Rumpf-Fahrplan der Bahn in der Praxis schlägt. Welche Hilfestellung die Vereine ihren Fans anbieten können, erfahren Sie hier - in mehrmals täglich aktualisierter Form.

Auch interessant

Nur 30 Prozent der Züge fahren während des Streiks der Lokführer.
Von Jana Hannemann, Miriam Lessmann, Dagobert Ernst, Pirkko Gohlke, Jonah Lemm
Der Bahnstreik und Freiburg gegen Schalke 04 

Am Samstag ist Bundesligist FC Schalke 04 zu Gast beim SC Freiburg. Von Seiten der Königsblauen hieß es auf Anfrage der WAZ, dass es - Stand Mittwochnachmittag - noch keine Anfragen bezüglich Shuttle-Bussen oder ähnlichen Reisemöglichkeiten nach Freiburg gegeben habe. Das Auswärtskontigent umfasse 2300 Karten, wovon 700 an Fans gegangen seien, die schon vor Bekanntwerden der neuerlichen Streikabsichten eine Busreise gebucht hatten.

Parkmöglichkeiten in Freiburg am Stadion begrenzt

Ferner habe man die Verantwortlichen des SC Freiburg auf ein erhöhtes Pkw-Aufkommen hingewiesen. Soll heißen: Wer die Anreise in den Breisgau mit dem Auto auf sich nimmt, sollte sich darauf einstellen, dass die eh schon raren Parkmöglichkeiten am Stadion und in den angrenzenden Wohngebieten noch spärlicher sein werden. Auch will der FC Schalke gegebenenfalls auf seiner Homepage und in den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter über aktuelle Entwicklungen in dieser Hinsicht informieren.

Der Bahnstreik und Borussia Dortmund gegen Borussia Mönchengladbach 

Der Streik dürfte viele Fans von Borussia Mönchengladbach hart treffen, die eigentlich in großer Zahl zum Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund reisen wollten. Vom "Fanprojekt Mönchengladbach" waren ursprünglich zwei Entlastungszüge geplant, diese sollen aber infolge des Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) - Stand: Donnerstagmittag - ausfallen, wie das Portal "Faszination Fankurve" schreibt. "Wir setzen auf die Eigeninitiative unserer Fans, die eine ähnliche Situation bei der Auswärtspartie in Hannover schon einmal eindrucksvoll gemeistert haben", teilte Borussia Mönchengladbach auf Anfrage mit.

Frühzeitige Anreise wird empfohlen

Den Fans wird geraten sich rechtzeitig zu Fahrgemeinschaften zusammenzuschließen oder sich über den Ersatzfahrplan der Bahn zu informieren. Da mit einem höheren Pkw-Aufkommen im Umfeld des Stadions zu rechnen ist, wird eine frühzeitige Anreise mit dem Auto empfohlen.

Der Bahnstreik und 1. FC Kaiserslautern gegen den VfL Bochum 

Bereits am Freitag müssen die Bochumer beim 1. FC Kaiserslautern antreten. Der Fanbeauftragte des VfL Bochum rät den Anhängern auf Busse umzusteigen, die nach Kaiserslautern fahren. Drei reguläre Fan-Busse stehen dafür bereit. Zusätzliche Shuttles sollen allerdings nicht rollen. Das Platzangebot ist in den Fan-Bussen folglich begrenzt.

Ob die eigene private Bahnverbindung nach Rheinland-Pfalz noch funktioniert, sollte auf der Homepage der Bahn überprüft werden.

Der Bahnstreik und Fortuna Düsseldorf beim TSV 1860 München 

Die Fortuna aus Düsseldorf spielt erst am Montagabend um 20.15 Uhr in München, zu diesem Zeitpunkt sollte der Streik bereits beendet sein. Der Zweitligist geht daher beim Auswärtsspiel beim TSV 1860 München von "keinen Problemen" aus.

Keine zusätzlichen Shuttle-Busse

Ein Sonderzug war schon vor der Streikankündigung nicht geplant, so dass die Fans privat organisiert in die bayrische Landeshauptstadt reisen, heißt es auf Anfrage bei der Fortuna. Folglich soll es auch keine zusätzlichen Shuttle-Busse geben.

Der Bahnstreik und MSV Duisburg gegen RW Erfurt 

Drittligist MSV Duisburg, der am Samstag Rot-Weiß Erfurt empfängt, bestätigte, dass man in engem Kontakt mit der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) stehe, um seinen Fans eine möglichst reibungslose Anreise zur Schauinsland-Arena zu erleichtern.

Auch der MSV wird die jüngsten Entwicklungen beobachten und über Wissenswertes auf seiner Homepage, Twitter und Facebook informieren.

Der Bahnstreik und KFC Uerdingen gegen RW Essen 

Die Fan- und Förderabteilung Regionalligist Rot-Weiss Essen, am Sonntag zu Gast beim KFC Uerdingen, hat kurzfristig unter www.ffa-rwe.de eine Mitfahrbörse ins Leben grufen. Zuvor wies der Club auf Facebook auf den ausgefallenen Sonderzug hin und kündigte an, weitere Anreiseempfehlungen folgen zu lassen - mit dem wünschenswerten Nebeneffekt, dass auch der Kommentarbereich unter anderem schon als Mitfahrzentrale genutzt wurde. Auch empfiehlt RWE auf seiner Homepage, den Vorverkauf zu nutzen, um nicht die teureren Tageskassen-Tickets erstehen zu müssen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Parkplatz P2 für RWE-Fans reserviert

Das Grotenburg-Stadion in Krefeld ist mit dem PKW über die A40 (Richtung Duisburg), A 57 (Richtung Krefeld) und anschließend über die Ausfahrt Krefeld Zentrum zu erreichen. Von dort aus ist der Weg zum Stadion ausgeschildert. Parkgelegenheiten stehen auf dem Parkplatz P2 zur Verfügung. Dieser ist für RWE-Fans reserviert.

Der Bahnstreik und RW Oberhausen gegen FC Schalke 04 II 

Mit wenig Schwierigkeiten rechnet man bei Rot-Weiß Oberhausen: Die Städte Gelsenkirchen und Oberhausen sind über eine Zug-Verbindung der "Eurobahn" miteinander verbunden. Von übermäßig vielen Gästen aus der Nachbarstadt ist sowieso nicht auszugehen, da die erste Mannschaft der Knappen am Samstag fast zeitgleich spielt.

In Oberhausen ist die Zufahrt mit dem Pkw zum Stadion wieder etwas entspannter, da die Parkplätze P2b und P2c über die Zufahrt Konrad-Adenauer-Allee zur Lindnerstraße zu erreichen sind. Da bedeutet, dass der Parkplatz P3 ausschließlich als Fan-Parkplatz genutzt wird und nicht wie zuletzt zusätzlich auch als Durchfahrt zu den Sonderparkplätzen.

Bundesweite Reaktionen der Vereine auf den Bahnstreik 

Das Team von Hannover 96 beispielsweise wird zum Freitagsspiel bei Hertha BSC mit dem Bus zum Olympiastadion im Berliner Westend reisen. Fan-Sonderzüge nach Berlin seien auch nicht geplant, sagte ein 96-Sprecher am Mittwoch.

Mainz 05 hat seinen Fans für das Spiel bei Bayer 04 Leverkusen am Samstag einen Busshuttle-Service organisiert - für zehn Euro pro Ticket. Auch der Hamburger SV hat den Anhängern, die eine Gruppenfahrt per Zug zum Sonntagsspiel beim VfL Wolfsburg gebucht hatten, im Notfall einen Bus versprochen.

Alle Fans sollten mehr Zeit als sonst einplanen, hieß es von den Vereinen. Das wird auch Hannover 96 tun müssen. Auf der A2 Richtung Berlin warnen Verkehrsexperten an diesem Wochenende wegen Brückenbauarbeiten bei Magdeburg vor langen Staus.

Wirbel um Absage von Bayern-Spiel gegen Frankfurt

So wurde auch diskutiert, ob die Partie Eintracht Frankfurt gegen den Bundesliga-Ersten Bayern München wegen des zu befürchtenden Verkehrschaos abgesagt werden sollte.

Am Donnerstagnachmittag bestätigte die Eintracht nach einer Sitzung mit den öffentlichen Sicherheits- und Verantwortungsträgern, dass das Spiel wie geplant am Samstag (15.30 Uhr) stattfindet. Schon zuvor hatte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen dem Onlineportal SPORT1 gesagt: "Es gibt keinen Anhaltspunkt davon zu sprechen, dass das Spiel nicht stattfindet. Wir sind in intensiven Besprechungen, um die Organisation dieses Spiels zu regeln."

Die Frankfurter Polizei teilte mit, sie habe keine Empfehlung zu einer Absage gegeben. Auch die DFL sieht keine offiziellen Gründe für eine Absage vorliegen. Allerdings befürchten die Hessen, dass es wegen des Bahnstreiks zu einem Verkehrschaos kommt.

Zug-Unabhängigkeit in der 2. Liga

In der zweiten Liga hat sich eine ähnliche Zug-Unabhängigkeit entwickelt: Der 1. FC Heidenheim wird am Samstag zwar von 1200 Fans zum Auswärtsspiel beim FC St. Pauli begleitet - auch ohne den Streik wären die meisten aber nicht mit der Bahn gefahren, sondern mit Bus und Auto, wie der Pressesprecher mitteilte. Gleiches Bild beim Karlsruher SC, der zur SpVgg Greuther Fürth reist: Die Fans fahren wie die Mannschaft vor allem mit Bussen.

Die Lokführergewerkschaft GDL hatte im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn ihre Mitglieder am Mittwoch aufgerufen, die Arbeit mehrere Tage lang ruhen zu lassen. Der Streik im Personenverkehr soll am Donnerstagmorgen beginnen und Montag in der Frühe enden. Beim vergangenen GDL-Streik Mitte Oktober fielen schon einmal alle Sonderzüge für Fußballfans aus - mit Ausnahme des Zugs für Hertha BSC, da die DB als Hauptsponsor des Hauptstadtclubs für den Transport sorgte. (mit dihei und dpa)

Auch interessant