Osnabrück. Im Prozess um den Sprengstoffanschlag während des Derbys VfL Osnabrück gegen Preußen Münster in der 3. Liga hat der Angeklagte gestanden, den Sprengsatz geworfen zu haben. Der gefüllte Knallkörper hatte 33 Menschen, darunter fünf Kinder, verletzt.

Ein wegen einer Sprengstoffattacke angeklagter 24-jähriger Fußballfan hat die Tat am Donnerstag vor dem Landgericht Osnabrück gestanden. Der Italiener entschuldigte sich für den Knallkörper-Wurf bei der Partie zwischen dem VfL Osnabrück und dem SC Preußen Münster vor fünf Monaten im Osnabrücker Fußballstadion. Der Anhänger des Drittligisten SC Preußen Münster habe nicht damit gerechnet, dass der mit Sprengstoff gefüllte Knallkörper 33 Menschen, darunter fünf Kinder, verletzen könnte.

"Ich wollte, dass der Böller oberhalb des Tunnels und nicht im Spielertunnel explodiert", sagte der bis zur Verhaftung bei einer Münsteraner Zeitarbeitsfirma beschäftigte Angeklagte. Er gab an, sich an dem Tag zwei Gramm des Rauschmittels Speed durch die Nase gezogen, vier oder fünf Joints mit Marihuana geraucht und mit einem Freund zusammen zwei Flaschen Wodka getrunken zu haben. Auf Bitten eines Bekannten habe er den Knallkörper in der Unterhose versteckt am Sicherheitspersonal vorbei ins Stadion geschmuggelt.

"Die Spieler sollten merken: Ihr seid nicht alleine"

Angeblich habe der Bekannte den Böller werfen wollen, doch als dieser bis kurz vor Spielbeginn nicht in Sichtweite gewesen sei, habe der 24-Jährige ihn selbst gezündet. Der Fan betonte, er habe den Knallkörper auf das Dach des ehemaligen Spielertunnels der Osnatel Arena werfen wollen. In Italien sei es üblich, vor einem Fußballspiel Böller zu zünden, um die eigene Mannschaft zu unterstützen. "So merken die Spieler: Ihr seid nicht alleine", erklärte der Mann, der aus Neapel stammt und seit drei Jahren in Münster lebt.

Ein Zeuge berichtete, dass der Sprengkörper vom Dach durch ein Loch in den Spielertunnel geflogen sei. "Bei der Explosion haben die Stufen gebebt", sagte der 70-jährige Rentner. Danach flogen Splitter, die offene Wunden verursachten. Der in Deutschland verbotene Sprengkörper in der Größe einer Cola-Dose knallte so laut, dass die Geschädigten teilweise noch heute unter Tinnitus, Explosionstraumata, Ohrenschmerzen, Schwindelgefühl und Schlafstörungen leiden.

Ein Polizist trug 53 äußere Verletzungen davon

Bei dem Versuch, den Sprengsatz wegzuschießen, verletzte sich ein Polizist so stark, dass er 53 äußere Verletzungen davontrug. Vier Beamte, die seit der Explosion unter einem eingeschränkten Hörvermögen leiden, traten als Nebenkläger auf.

Dem Angeklagten droht eine Freiheitsstrafe zwischen 2 und 15 Jahren. Das Landgericht hat sieben Verhandlungstermine angesetzt. Bereits am Dienstag werden weitere Geschädigte vernommen.

Bundespolizei kontrolliert vor Derby am Samstag alle Reisenden

Am Samstag findet das Rückspiel des Fußballderbys zwischen dem VfL Osnabrück und dem SC Preußen Münster statt. "Wir werden intensive Sicherheitsvorkehrungen treffen", sagte ein Osnabrücker Polizeisprecher am Donnerstag. Die Bundespolizei wird Samstagmorgen im Osnabrücker Hauptbahnhof alle Reisenden kontrollieren, die in Richtung Münster fahren. Die Mitnahme von Glasflaschen und pyrotechnischen Gegenständen wird verboten.

Das für Samstag angesetzte Derby in der 3. Fußball-Liga zwischen Preußen Münster und dem VfL Osnabrück wurde abgesagt. Die zuständige Kommission stellte bei einer Besichtigung am Donnerstag die Unbespielbarkeit des Platzes fest. Der neue Spieltermin soll nach Rücksprache mit den beteiligten Klubs in Kürze bekannt gegeben werden. Am vergangenen Wochenende waren fünf der zehn Spiele den Witterungsbedingungen zum Opfer gefallen. (dapd/sid)