Bremen. . Bei Werder Bremen ist personell kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Man hängt der Konkurrenz vor allem auch finanziell nach, will sich sogar gezielt verschulden. Sollte es keinen Erfolg bei den Bayern geben, könnte es nun auch den Trainer treffen.
Am Freitag startet der 979. Bremer Freimarkt. Doch ein Klassiker fehlt auf dem Rummelplatz auf der Bremer Bürgerweide unter all den Buden und Fahrgeschäften. Die Marktverwaltung hat in diesem Jahr die „Wilde Maus“ nicht zugelassen. „Das ist wie Wies’n ohne Maß Bier“, behauptet der verärgerte Betreiber, tatsächlich können sich regelmäßige Besucher des norddeutschen Volksfestes nicht erinnern, wann diese Attraktion zuletzt gefehlt hat. Aber was ist noch normal im Stadtstaat?
Auch das Aushängeschild SV Werder bricht gerade mit der Tradition. Die Geschäftsführung hat die Länderspielpause genutzt, einen Strategie- und Generationswechsel vorzubereiten, den Manager Thomas Eichin so begründet: „Der Wettbewerb befindet sich im Wandel. Die Konkurrenz, die durch externe Geldquellen oder besondere Partner aufrüsten kann, wächst.“
Vielleicht, sagen viele, war es doch nicht so schlecht, dass die Hanseaten auf den letzten Platz abgerutscht sind. Ausgerechnet eine graue Eminenz hat die grün-weiße Häutung angestoßen. Klaus-Dieter Fischer, der seit vier Jahrzehnten maßgeblichen Einfluss auf die Geschicke nahm, brachte die Lawine ins Rollen. Einnahmen über den Vermarkter Infront im Vorgriff anzapfen, Schulden machen, Anteile veräußern, Investoren ansprechen – all das ist kein Tabu mehr. Offenbar hat der 73-Jährige zu seinem Abschied am Jahresende nicht mit ansehen wollen, dass sein wirtschaftlich und sportlich darbender Herzensverein droht, in die zweite Liga zu stürzen.
„Wir dachten, es gehe immer so weiter“
„Wir dachten, es gehe immer so weiter“, räumte der Präsident und Geschäftsführer kürzlich ein, der viele, viele Jahre noch gekonnt Doppelpass mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Willi Lemke spielte, um die alten Werder-Werte zu bewahren. Allen voran eine grundsolide Kaufmannspolitik. Einerseits führte es dazu, dass Bremen lange als beispielhaft galt Andererseits ist Werder zuletzt links und rechts überholt worden.
Dass sich Fischer und Lemke entzweien würden, hatte kaum einer für möglich gehalten, aber nur so konnte es gelingen, UN-Sonderberater Lemke den obersten Aufpasserposten zu entreißen. Der 68-jährige Ex-Manager aus der Rehhagel-Ära wird noch in diesem Jahr seinen Platz für Marco Bode räumen. Gut möglich, dass bereits am 24. November bei der Mitgliederversammlung der Staffelstab übergeben wird.
Gehaltsrahmen: 30 Millionen Euro
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Bislang hatte sich der 45-Jährige nur im Hintergrund gehalten – nun wird er als altes und neues Werder-Gesicht vorgeschickt, der nicht mehr den Bremser alias Lemke spielen soll. Gleichwohl dürfe man nicht glauben, so Eichin, „dass Marco Bode einen Koffer mit Geldscheinen mitbringt.“ Doch mit dem Ex-Nationalspieler soll der Weg bereitet werden, dringend nötige Geldgeber an den Klub anzudocken. Mittelständische Unternehmen und betuchte Bürger stehen angeblich parat, um den Bundesligisten zu unterstützen. Bedingung: Lemke muss weg.
Gut möglich, dass noch ein leitender Angestellter seinen Job verliert: Trainer Robin Dutt wackelt bedenklich. Eine Niederlage beim FC Bayern am Samstag (15.30 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) könnte ihn schon von der Bank befördern. Dabei wäre der ehemalige DFB-Sportdirektor eher ein Bauernopfer, um von der unglücklichen Personalpolitik abzulenken. Eichin hat zwar lediglich noch einen Gehaltsrahmen von rund 30 Millionen Euro zur Verfügung, aber immer noch deutlich mehr als der SC Freiburg oder FC Augsburg.