Frankfurt/Main. Es war ein turbulentes Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Augsburg: mit einem verdienten Sieger FCA, zahlreichen vergebenen Chancen und einem Schiedsrichter, der sich mit einer ungewöhnlichen Begründung für eine krasse Fehlentscheidung entschuldigte.
Die bittere Pointe zu einem restlos enttäuschenden Fußballnachmittag folgte für Eintracht Frankfurt kurz nach der 0:1 (0:0)-Heimniederlage gegen den FC Augsburg am Sonntag: Da kam Schiedsrichter Manuel Gräfe zu Kapitän und Trainer und entschuldigte sich für einen nicht gegebenen Elfmeter beim Stand von 0:0. Die ungewöhnliche Begründung: Mikrofon und Kopfhörer, über die die Unparteiischen normalerweise miteinander kommunizieren, hatten offenbar nicht funktioniert.
Der vierte Offizielle Patrick Ittrich wollte Gräfe eigentlich von der Seitenlinie aus mitteilen, dass der Augsburger Dominik Kohr den Frankfurter Vaclav Kadlec in der 16. Minute im Strafraum zu Boden gerissen hatte. Der Schiedsrichter hatte es nicht gesehen, der Linienrichter auch nicht - und Ittrich kam mit seiner Beobachtung nicht durch. "Das erlebt man nicht alle Tage", sagte Eintracht-Kapitän Kevin Trapp. Und sein Trainer Thomas Schaaf meinte ganz fair: "Dieser Elfmeter hätte uns heute sicherlich geholfen. Aber ich finde es gut, dass er (Gräfe) klar Stellung bezogen hat. Wir haben heute selbst zu viele Fehler gemacht. Wir werden an vielem arbeiten, aber nicht am Headset."
Tatsächlich waren die bis dato sieglosen Augsburger seiner Eintracht so überlegen, dass sie dieses Spiel womöglich auch nach einem 0:1- Rückstand noch gewonnen hätten. Der Siegtreffer von Raul Bobadilla in der 48. Minute war nur eine von mehr als zehn klaren Chancen, die sich der FCA am Sonntag erarbeitete. "Wir sind wieder da - als Mannschaft mit viel Leidenschaft", meinte der Torschütze aus Argentinien hinterher. "Das war ganz wichtig, das war ganz stark."
"Schauen weiter nach vorne"
Augsburgs Trainer Markus Weinzierl rannte nach dem Schlusspfiff im Laufschritt auf den Rasen und umarmte jeden einzelnen seiner Spieler. Seine Mannschaft hatte zuvor die ersten beiden Bundesliga-Spiele verloren und sich obendrein im DFB-Pokal eine peinliche Pleite beim Regionalligisten 1. FC Magdeburg geleistet, aber sie spielte in Frankfurt so mutig, forsch und selbstbewusst, als hätte es diesen Fehlstart nie gegeben. "Dieser Sieg ist sehr viel wert für uns. Wir waren uns für keinen Zweikampf zu schade", meinte Weinzierl.
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Der jüngste Trainer hatte im Duell mit dem erfahrensten Coach der Liga für zwei personelle Überraschungen gesorgt: Im Mittelfeld spielte der defensiver ausgerichtete Dominik Kohr anstelle von Markus Feulner, im Angriff erhielt Sascha Mölders den Vorzug vor den teuren Neueinkäufen Tim Matavz und Nikola Djurdjic. Gerade vorne war der FCA den Frankfurtern dadurch physisch überlegen, Mölders, Bobadilla und auch Tobias Werner brachten eine Aggressivität und Galligkeit in dieses Spiel, der die fahrige und gehemmte Eintracht nicht gewachsen war. "Die Mannschaft ist für eine tolle Leistung belohnt worden, aber sie darf jetzt auch nicht lockerlassen. Sie muss genauso gierig bleiben", sagte Sportdirektor Stefan Reuter.
Und die Eintracht? Die hatte nur zwischen der 15. und 45. Minute mehrere gute Aktionen - die elfmeterreife Szene vorneweg. Vor dem 0:1 wirkte die Mannschaft unsortiert, danach fiel ihr schlichtweg nichts mehr ein. "Wenn wir den Elfmeter bekommen und in Führung gehen, läuft es vielleicht anders für uns. Aber wir haben es nicht verdient, dieses Spiel zu gewinnen", meinte Trapp. Nur Schaaf ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Nicht durch die Fehlentscheidung des Schiedsrichters und auch nicht durch die Niederlage. "So etwas passiert, das ist einfach so. Wir werden unseren Weg nicht verlassen und wir schauen weiter nach vorn." (dpa)