Bremen. . Der einstige Vorzeigeverein Werder Bremen droht sportlich und finanziell den Anschluss zu verlieren in der Fußball-Bundesliga. Auch gegen Bayer Leverkusen sind die Hanseaten krasser Außenseiter. Hinter vorgehaltener Hand sprechen manche schon von der Zweitklassigkeit.
In der Prozedur ist Clemens Fritz längst geübt. Händedruck und Seitenwahl: Damit beginnt für einen Kapitän ein Bundesligaspiel. Am heutigen Freitagabend (20.30 Uhr/Sky und im Live-Ticker) wird der Bremer Dauerbrenner dort auftreten, wo er vor seinem Wechsel 2006 zum SV Werder spielte: bei Bayer Leverkusen. Längst hat sich der Allrounder zu einer Identifikationsfigur an der Weser entwickelt, der als letztes Überbleibsel der erfolgreichen Ära gilt. Der bald 34-jährige Fritz verließ Leverkusen ja einst, weil Bremen ihm sportlich und wirtschaftlich die besseren Perspektiven bot. Lang, lang ist’s her. In der Champions League ist die Werkself mittlerweile fest verankert, während Werder vom internationalen Geschäft so weit weg ist wie der 22-fache Nationalspieler Fritz von einer Nominierung bei Joachim Löw.
Der einstige Vorzeigeverein droht finanziell den Anschluss völlig zu verlieren. Ehemalige Werder-Funktionäre berichten hinter vorgehaltener Hand von Negativszenarien, in denen der Standort Bremen aufgrund seiner strukturellen Defizite binnen der nächsten drei Jahre zweitklassig werde. Nur will das offiziell niemand aussprechen.
Eichin liebäugelt mit Platz 9
Im Gegenteil. „Es gibt eine stetige Aufwärtsentwicklung“, behauptete Trainer Robin Dutt und lobte „seine topfitte Mannschaft.“ Der 49-Jährige versprach gar: „Unsere Brust ist so breit, dass wir ein tolles Flutlichtspiel sehen werden. Wenn es eine Schwäche im Leverkusener Spiel gibt, werden wir sie finden.“ Neben ihm saß Thomas Eichin, der an dem von ihm zusammengestelltem Kader vor allem die Wehrhaftigkeit herausstellt. „Unsere Liga-Konkurrenten haben richtig investiert. Dennoch sind wir von der Konkurrenzfähigkeit unsere Teams überzeugt.“ Der Schnäppchenjäger liebäugelt mit „Platz neun“.
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In den vergangenen vier Bundesliga-Spielzeiten war dieser Platz neun das Höchste der Gefühle, ansonsten landete der Klub auf den Rängen zwölf, 13 und 14. Der letzte internationale Auftritt datiert vom 7. Dezember 2010 . Es war die Zeit, in der unter Ex-Vorstandschef Klaus Allofs die Personalkosten der SV Werder Bremen GmbH & Co KGaA auf 61,5 Millionen Euro angestiegen waren. Und als fatale Personalentscheidungen das Konstrukt zum Einsturz brachten. Rund 30 Millionen Euro betrug das Minus in den vergangenen drei Spielzeiten ohne den Europapokal. Das Eigenkapital von 40,3 Millionen (2011) ist auf 16,5 Millionen (2013) abgeschmolzen.
Die angespannte Haushaltslage war der Hintergrund, warum es kürzlich bei einer Sitzung zwischen dem Aufsichtsrat um den nicht mehr unumstrittenen Chefaufpasser Willi Lemke und der dreiköpfigen Geschäftsführung, hoch herging. Dabei wurde Eichin untersagt, den WM-Star aus Costa-Rica, Bryan Ruiz, zu verpflichten. Offiziell trägt der Ex-Eishockey-Manager den Sparkurs mit: „Wir bauen uns keine Luftschlösser, nehmen keine Kredite auf, legen Anleihen auf oder suchen aktionistisch nach einem Investor.“ Doch genau das, so sagen Insider, werde der einzige Weg sein, um den SV Werder auf absehbare Zeit erstklassig zu halten.