Paderborn. . Sie haben es selbst in der Hand, die Fußballer des SC Paderborn. Nach dem 2:0-Sieg gegen den SV Sandhausen stehen sie auf Platz zwei der Tabelle der 2. Bundesliga und können mit Siegen gegen Aue und Aalen den direkten Aufstieg in der Bundesliga schaffen. Einer aber warnt.

Das ist einer von zig Momenten, die Andre Breitenreiter später schlicht und einfach mit „Gänsehaut pur“ kommentiert. Zwei Minuten sind regulär noch zu spielen, als die Fans des SC Paderborn auf der Südtribüne der kleinen Arena, dort, wo die besonders hartgesottenen und die so genannten Ultras stehen, ihre blau-schwarzen Vereinsschals in die Höhe recken und stolz ihre Hymne singen. „Paaaderborn, erhebe dich und lauf. Paaaderborn, denn Helden geben nie auf“, heißt es in einer Zeile des Refrains.

Ihre Helden dieser Tage heißen Christian Strohdiek, Mario Vrancic, Elias Kachunga oder Süleyman Koc, aber man könnte auch den gesamten Kader auflisten. Und fast scheint es so zu sein, als lausche der Rest der knapp 15 000 Menschen im fast ausverkauften Stadion ergriffen der Gesangseinlage, weil die Ostwestfalen an diesem Nachmittag das nächste Kapitel ihrer wunderbaren Außenseiter-Story in der 2. Fußball-Bundesliga schreiben. Das steht bereits kurz vor dem Abpfiff der Partie gegen den SV Sandhausen fest.

Mit 2:0 (0:0) gewinnt Paderborn dieses Geduldsspiel am Ende verdient – und springt auf Grund der Niederlage von Greuther Fürth am Freitagabend vom dritten auf den zweiten Tabellenplatz. Der Ärger über das überflüssige Remis gegen den direkten Konkurrenten am Vorwochenende? Vergessen. Total unwichtig. An den verbleibenden zwei Spieltagen haben es die Paderborner dank der Tore von Koc (66.) und Mahir Saglik (83., Foulelfmeter) selbst in der Hand, direkt in die Bundesliga aufzusteigen. Vielleicht bereits mit einem Sieg am kommenden Sonntag bei Erzgebirge Aue, oder erst im finalen Heimspiel gegen den VfR Aalen.

Grenzenlose Euphorie bricht im Mannschaftskreis trotz dieser sensationellen Ausgangslage nicht aus. „Wir tun weiter gut daran, nur auf das Spiel in Aue zu schauen“, sagt etwa Manager Michael Born. „Mit dieser Mentalität sind wir doch bislang gut gefahren.“ Spieler wie Strohdiek oder Vrancic lassen sich immerhin zur Aussage verleiten: „Diese Position wollen wir nicht mehr herschenken.“

Und Strohdiek ergänzt selbstbewusst: „Wenn wir so weiterspielen, muss uns nicht Angst und Bange sein - dann verspielen wir gar nichts mehr.“ Gegen die kompakt agierenden und zweikampfstarken Gäste belohnen sich die Ostwestfalen für ihre taktische Disziplin, kurz nachdem Sandhausens Stefan Kulovits mit einer Gelb-Roten Karte vom Feld musste (59).

Trainer Andre Breitenreiter zeigt sich darüber wenig überrascht. „Ich weiß, dass wir bis zur letzten Sekunde zuschlagen können“, sagt er. Den Kampf um den direkten Aufstiegsplatz vergleicht Breitenreiter übrigens mit einem Eishockeyspiel: „Das erste Drittel haben wir gewonnen“, erklärt er, „jetzt müssen wir alles dafür tun, auch die ausstehenden zwei für uns zu entscheiden.“

Denn dann erlebt Paderborn, die Stadt, der Spötter nachsagen, entweder es regnete oder die Glocken des Doms läuteten, mehr als nur Gänsehaut-Momente. Dann schafft der Klub mit einem der kleinsten Etats der Zweiten Liga und einem Stadion, in dem auf Grund Lärmschutzauflagen freitagabends nicht gespielt werden dürfte, den historischen Aufstieg in die Bundesliga - und steht vor einem Gänsehaut-Jahr.