Frankfurt. . Erneut haben die Vereine der Bundesliga ihre Umsätze gesteigert. Einen Großteil des Zuwachses steuerten jedoch Borussia Dortmund und der Champions-League-Sieger Bayern München bei. Sechs Klubs, darunter Werder Bremen, Hamburger SV und VfB Stuttgart, bereiten der DFL jedoch große Sorgen.
Es ist mittlerweile guter Brauch seitens der Deutschen Fußball Liga (DFL), den jährlichen Report zur wirtschaftlichen Situation im Lizenzfußball in der Frankfurter Eventlocation „Kameha Suite“ vorzustellen. Dort, wo sich sonst in Sichtweite der Alten Oper eher Businessvolk und Partypeople versammeln, kommentierte Christian Seifert am Dienstag wieder einmal Rekordzahlen. Allein die boomende Bundesliga setzte in der Saison 2012/2013 stolze 2,17 Milliarden Euro um – ein Plus von 4,4 Prozent. In der zweiten Liga waren es immerhin 419 Millionen Euro – ungefähr so viel wie die niederländische Ehrendivision.
Mehr als zwei Milliarden Umsatz
„Der Bundesliga gelingt insbesondere im europäischen Vergleich der Spagat zwischen sportlicher Spitzenleistung und wirtschaftlicher Vernunft“, stellte der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung deshalb fest, der mit diversen Charts und Grafiken untermauerte, warum die Liga denn die zweistärkste in Europa sei. An Eigenkapital haben die Klubs mittlerweile 840 Millionen Euro angehäuft und zahlen überdies ungefähr dieselbe Summe an Steuern und Abgaben. Auch der Einnahmemix aus nationalen und internationalen Medienerlösen (620 Millionen), Werbung und Sponsoring (578) und die aus Zuschauereinnahmen und Hospitality gebildeten Spielerträge (469) stellte eine gesunde Basis dar.
Abstiegskampf als Zuschaueranreiz
Bayern Münchens Vormachtstellung im nationalen Fußball-Alltag sieht Christian Seifert nicht kritisch: „Die Liga steht nicht vor dem Kollaps der Bedeutungslosigkeit, weil die Meisterfrage vielleicht entschieden ist“, erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Fußball-Liga.
Die Bundesliga habe auch andere Reize zu bieten als das Rennen um den Titel, glaubt Seifert: „Möglicherweise erleben wir einen ganz außergewöhnlichen Abstiegskampf.“ Schlecht allerdings, meint der 44-Jährige, wäre es, wenn die Bayern auch in den kommenden Jahren ähnlich dominant auftreten würden.
Klar ist aber auch: Die Champions-League-Finalisten Bayern München (Umsatz 433 Millionen Euro) und Borussia Dortmund (305) schultern das Meiste vom Zugewinn. „Das Ergebnis ist sehr stark geprägt vom FC Bayern und Dortmund“, sagte Seifert. Im Sog dahinter ist längst nicht alles rosarot. Zwar ist bei der zweiten Liga die Erkenntnis gereift – auch auf Druck der DFL -, dass eine Selbstregulierung her muss, aber dafür schafften es immerhin sechs Erstligisten nicht, ein positives Ergebnis nach Steuern zu präsentieren.
Schwarze Schafe in der Bundesliga mit finanziellen Sorgen
Mit dem SV Werder Bremen, VfB Stuttgart oder Hamburger SV zählen namhafte Vertreter zu den schwarzen Schafen, die die Gesamtbilanz teils empfindlich trübten. Ohne einzelne Klubs anzumahnen, machte Seifert deutlich, welche Vorbilder es gäbe. „Mainz, Augsburg oder Freiburg verstehen es seit Jahren, aus wenig Geld viel zu machen.“ Im Ausland sei Atletico Madrid ein gutes Beispiel. Generell lohnt der Blick über die Landesgrenzen allerdings zuvorderst, um die Liga in einem noch besseren Licht erstrahlen zu lassen.
Während in Deutschland nämlich die Personalkostenquote konstant bei 40 Prozent liegt, fließen in Italien, Spanien oder Portugal in der Regel zwei von drei eingenommenen Euro an die Profis. Dabei wird auch in Deutschland gut verdient. Der gesamte Personalsektor frisst 847 Millionen Euro, jeder Erstligakicker wird im Schnitt mit 1,6 Millionen jährlich entlohnt. Mit weiter steigender Tendenz. Sich darüber zu beschweren, kommt nicht infrage, will die Liga weiterhin auf internationaler Bühne glänzen.
Premier League übermächtige Konkurrenz für Bundesliga
Seifert machte klar, dass die Konkurrenz aus England wirtschaftlich ganz weit enteilt ist. „Die Premier League hat die Möglichkeit jeden Klub – bis auf Bayern München – leer zu kaufen.“ Die neuen TV-Verträge auf der Insel ermöglichten selbst dem Tabellenletzten ein Budget, das hierzulande für einen Spitzenplatz reichen würde. Beim 44-Jährigen klang an dieser Stelle Sorge durch – die bis 2016/17 signifikant wachsenden TV-Einnahmen seien deshalb für die Bundesliga unabdingbar. Und 105 Millionen Euro an Investitionen in die Leistungszentren auch.
Der im neunten Jahr an der DFL-Schaltstelle tätige Seifert merkte in Richtung England süffisant an, „dass manchmal zu viel Geld auch nicht gut tut, weil die Vereine dann beim Scouting nachlässig werden“, aber man müsse aufpassen, dass auf absehbare Zeit nicht nur der FC Bayern sich international auf Augenhöhe bewege. Der Vorstoß von allen vier deutschen Champions-League-Startern, Bayern, Dortmund, Schalke und Leverkusen, ins Achtelfinale sei deshalb ein schönes Signal gewesen.