Frankfurt. . Dem niederländischen Trainer Bert van Marwijk gelingt zum Einstand mit dem Hamburger SV ein 2:2 bei Eintracht Frankfurt. Die Spieler sind bereits begeistert vom neuen Übungsleiter, er selbst will ihnen Vertrauen schenken. Doch bislang hat beim HSV nur eins Konstanz: das ständige Auf und Ab.

Lambertus („Bert“) van Marwijk war schon fast im Türrahmen angekommen, als ihm im Erdgeschoss der Frankfurter Arena doch noch ein verräterischer Satz herausgerutscht ist. „Eigentlich bin ich ja ein Offensivtrainer.“ Einer, der das 4-3-3-System mag, idealerweise noch Pressing predigt und auch Kurzpassspiel goutiert. Doch dafür braucht es die richtigen Spieler – und der Trainer hat den Hamburger SV gar nicht lange studieren müssen, um zu wissen, dass die aktuelle Belegschaft seines neuen Arbeitgebers von solchen Idealen weiter entfernt ist als die FDP von der Fünf-Prozent-Hürde.

Also standen die Vermittlung deutscher Tugenden wie Disziplin und Ordnung auf dem Lehrplan des Niederländers für die ersten Arbeitstage. Vermittelt „in anderthalb Trainingseinheiten“ (van Marwijk) im Schnelldurchgang. Insofern diente das 2:2 (1:1) bei Eintracht Frankfurt als Mut- und Muntermacher. „Der Punkt ist ein wertvoller Schritt – für die Mannschaft, für das Vertrauen, für die Moral“, sagte Sportchef Oliver Kreuzer.

Torschütze Jansen ist begeistert

Seinem Wunschtrainer ging es zum Einstand darum, dem wackeligen Gebilde erste Haltepunkte zu geben. Es spricht für eine gewisse Cleverness, mit dem Liga-Dino nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Erstaunlicherweise fand sich in der Startelf auch der erst 17-jährige Innenverteidiger Jonathan Tah wieder, den Rodolfo Cardoso zuletzt ins kalte Wasser geworfen hatte. Die im Pokalspiel erprobten Ideen des Interimscoaches übernahm der Trainerroutinier allesamt.

Tore von Pierre-Michel Lassogga (45.+3) und Marcell Jansen (86.) sicherten den Teilerfolg. Auffällig, wie die vom Zick-Zack-Kurs unter Thorsten Fink offenbar stark verwirrten hanseatischen Angestellten ihren ehrenvoll ergrauten Chef priesen, der den meisten Spielern mit einem Augenzwinkern gratulierte. So als wollte der Lehrmeister nonverbal mitteilen: dafür, dass ihr noch so jung seid, habt ihr das prima gemacht.

„Ich bin froh, dass ein Trainer mit viel Erfahrung da ist. Der Einfluss war sehr deutlich: Wir standen taktisch geordneter, und wir hatten keine Angst, Fußball zu spielen“, sagte Rafael van der Vaart, der bekanntlich mit seinem Landsmann bei der Nationalelf am Ende nur selten auf einer Linie lag. Und Torschütze Jansen antwortete auf die Frage, ob van Marwijk auf die Mannschaft einen positiven Einfluss gehabt habe, mit einem so lauten Ja, dass es durch den ganzen Frankfurter Kabinentrakt hallte.

Van Marwijk freut sich über Rückkehr

Dem adrett gekleideten Familienvater aus Deventer schien die Rückkehr in die Bundesliga nach seiner Demission bei Borussia Dortmund im Winter 2006 sehr gefallen zu haben. Er habe schon bei der Anfahrt mit dem Bus gespürt, dass er hier wieder richtig sei. „Ich kenne die Bundesliga ja noch aus meiner Dortmunder Zeit. Da ist man ganz schnell wieder drin.“

Eine ungefähre Vorstellung, wie die Hamburger Weiterentwicklung aussehen könnte, hat van Marwijk auch ausgeheckt. „Marcell Jansen, Heiko Westermann und Rene Adler, ein 17 Jahre altes Talent und Johan Djourou – das muss hinten normalerweise reichen. Im Mittelfeld haben wir ein paar sehr kreative Spieler. Wenn sie das Vertrauen haben, denke ich, dass wir uns steigern können.“ Das wird nötig sein. Denn eines wissen all seine Vorgänger: Nichts ist beim HSV so verlässlich wie das stete Auf und Ab.