Bremen. . Der frühere Werder-Keeper Tim Wiese wurde bei einem Abstecher ins Weserstadion gefeiert, doch eine Rückkehr kommt nicht in Frage. Die Nummer eins beim norddeutschen Fußball-Bundesligisten ist und bleibt Sebastian Mielitz - auch am Samstag im Spiel gegen Eintracht Frankfurt.

Auch beim SV Werder füllen die Fußballprofis sommers einen Fragebogen aus, in dem sie fürs Saisonheft Lieblingsdinge preisgeben sollen. Etwa den Lieblingsplatz in Bremen. Aufrichtige Antworten vorausgesetzt, weilt der Reservist Mateo Pavlovic also am liebsten auf der Amüsiermeile Schlachte, hält sich der Abwehrhüne Assani Lukimya gerne in der Altstadt auf, Flügelflitzer Eljero Elia mag im Restaurant namens „The Grill“ sein, und Mittelfeldspieler Felix Kroos bevorzugt den Golfklub zur Vahr.

Torwart Sebastian Mielitz hat hingegen die für einen echten Werderaner naheliegendste Antwort gewählt: das Weserstadion. Und das ist wohl grundehrlich gemeint, weil der aus Zehdenick im Ruppiner Land stammende Tormann tatsächlich seit seiner Kindheit Werder-Fan war. Kein Interview, in dem der 24-Jährige nicht hervorhob, seinen Traum zu leben, wenn er für Werder spielen dürfe. Beispielsweise an diesem Samstag gegen Eintracht Frankfurt.

Die Idee von der Rückkehr

Dummerweise ist Mielitz auch am vergangenen Samstag an seinem Lieblingsort gewesen und hat beim Abschiedsspiel für den alten Kämpen Torsten Frings miterlebt, als der Stadionsprecher Christian Stoll ausrief: „Er ist wieder zu Hause. Unsere Nummer eins: Tim Wiese!“ Woraufhin mehr als 40.000 Zuschauer „Wiiiiese, Wiiiiese“ grölten und einen Ex-Torwart feierten, der sich eine Sondererlaubnis in Hoffenheim hatte holen müssen, um seiner Tatenlosigkeit zu entfliehen.

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Dem folgte eine (Medien-)Kampagne: Wenn Wiese in der Hansestadt so gefeiert, im Kraichgau aber nicht gebraucht wird – dann könnte man doch mal über Rückkehrmöglichkeiten nachdenken, wo sich doch Frau und Tochter Wiese in der grün-weißen Familie so geborgen fühlten und Papa Tim ankündigte, später so oder so in Bremen leben zu wollen.

Mielitz brachte zwar vorsichtig den vollauf berechtigten Hinweis an, die einst von Champions-League-Spielen gegen Barcelona und Madrid verwöhnte Bremer Kundschaft habe einfach die alten Helden abgefeiert. Was er nicht aussprach: Offenbar sehnt sich das Publikum noch nach Typen aus der Vergangenheit wie Wiese und zweifelt daran, ob einer wie Mielitz die Zukunft ist. Und offenbar schien auch der neue Werder-Trainer Robin Dutt nicht restlos überzeugt, sonst wäre er gleich den Gerüchten energisch entgegengetreten.

Das Spiel gegen Eintracht Frankfurt

Bei der Pressekonferenz vor dem bevorstehenden Frankfurt-Spiel war der sportlichen Leitungsebene längst gewahr geworden, welche Lawine da losrollen und letztlich ihre immer noch nicht fehlerlose Nummer eins erfassen könnte. „Ich habe versäumt klarzustellen, dass Sebastian Mielitz unsere klare Nummer eins ist“, sagte Dutt. Nun erklärte er: „Man darf den Bogen nicht überspannen. Für mich war es an der Grenze, und für Sebastian als jungen Spieler wohl ein bisschen viel.“

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Verspätet sprach der Fußballlehrer eine „komplette Rückendeckung“ aus. Und Thomas Eichin, der Geschäftsführer Sport, beeilte sich mit der Feststellung: „Tim Wiese wird hierher nicht zurückkommen.“ Dann ließ er einen Seitenhieb auf den Mielitz-Vorgänger los: „Tim Wiese hat seinen Zenit schon etwas überschritten.“

Dutt und Eichin ahnen, dass die Phantomdebatte den aktuellen Bremer Ballfänger beschädigen muss, der an jedem Gegentor persönlich leidet – 66 Gegentreffer waren es in der Vorsaison, von der Mielitz kürzlich sagte: „Es war meine erste Saison als Nummer eins, aus der ich gelernt habe, dass man nicht alles an sich ranlassen darf.“ Er hat zuletzt in Mönchengladbach (1:4) und im Freundschaftsspiel bei St. Pauli (1:4) nicht gut ausgesehen. Dutt glaubt: „Sebastian hat eine große Chance. Wenn er am Samstag ein gutes Spiel macht, können wir die Schublade zumachen.“ Und wenn nicht?