Freiburg. Auch die Niederlage im Halbfinale schmälert die überragende Leistung des SC Freiburg in dieser Saison kaum. Für die halbe Liga war das 1:2 in Stuttgart und der verpasste Einzug ins Finale des DFB-Pokals fast schmerzhafter als für den Sport-Club selbst.
Matthias Ginter traf das Aus am heftigsten. Der 19 Jahre alte Innenverteidiger des SC Freiburg weinte noch auf dem Platz bittere Tränen, er konnte erst von Christian Streich beruhigt werden. Jeden einzelnen 'seiner' Jungs nahm der Trainer in den Arm, nachdem die Traumreise Richtung Berlin geplatzt war - blickte Minuten später aber schon wieder nach vorne.
'Ich weiß nicht, warum ich enttäuscht sein sollte', sagte Streich nach dem 1:2 im DFB-Pokal-Halbfinale beim VfB Stuttgart: 'Wir sind jetzt in Bereichen, wo wir eigentlich gar nicht hingehören. Viele von den Jungs haben vor 14 Monaten noch in der A-Jugend gespielt.'
Möglichkeit zur Revanche am Sonntag
Die Niederlage wird die überragende Leistung des kleinen Sport-Clubs in dieser Saison kaum schmälern - auch wenn der Einzug ins Finale gegen Bayern München der größte Erfolg der Vereinsgeschichte gewesen wäre.
'Das ist schon unglaublich bitter. In dieser Situation wird man nicht oft in der Karriere sein', sagte Kapitän Julian Schuster: 'Trotzdem wird uns das weiterentwickeln. Um etwas zu erreichen, gehören auch Niederlagen dazu. Wir werden unsere Lehren daraus ziehen.'
Die Chance auf eine zumindest kleine Revanche hat Freiburg bereits am kommenden Sonntag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!), wenn es zum erneuten Duell in der Mercedes-Benz-Arena kommt. 'Ich komme ja wieder', sagte Streich, der mit den Freiburger A-Junioren den Pokal dreimal gewonnen hat - einmal davon auch mit Ginter. Schuster bekräftigte: 'Jetzt wollen wir in der Liga das durchziehen, was wir angefangen haben.'
Weil der Tabellenfünfte sogar noch auf einen Champions-League-Platz hoffen darf, ist das Pokal-Aus für die halbe Bundesliga fast noch schmerzhafter als für die Breisgauer selbst. Mit Freiburg im Finale hätte bei dieser Konstellation auch Platz sieben für die Europa League gereicht - nun müssen sich vom Sechsten Eintracht Frankfurt bis zum Elften Nürnberg sechs Teams um nur noch einen vakanten Platz balgen.
Mehr Segen als Fluch
Ob die erhoffte Europa-Tournee für den bescheidenen Klub aber tatsächlich mehr Segen als Fluch ist, bezweifelt selbst Bundestrainer Joachim Löw. 'Man weiß nicht, ob nächstes Jahr zu viele Spieler weg sind', sagte der 53-Jährige: 'Aber verdient hätten sie es. Über die Saison hinweg waren sie eine der besten Mannschaften, die ich gesehen habe.' Der im Schwarzwald geborene Löw, auch bei Bundesligaspielen oft auf der Freiburger Tribüne zugegen, ist ein Fan der 'Freiburger Philosophie. Ich habe große Freude daran, wie sie spielen', sagte Löw, der die 'hoch spannende und dramatische' Partie live miterlebte.
Die beiden Spieler, die für das zwischenzeitliche 1:1 (14.) verantwortlich waren, werden den Verein in jedem Fall verlassen. Vorlagengeber Max Kruse wechselt zu Borussia Mönchengladbach, Torschütze Jan Rosenthal zu Eintracht Frankfurt.
Arthur Boka (10.) und Martin Harnik (28.) entschieden das Spiel für Stuttgart. 'Wir waren nicht mutig genug', sagte Schuster: 'In der zweiten Halbzeit haben wir alles versucht. Aber das war einfach zu wenig für das große Finale.' (sid)