Freiburg. Dass der eine DFB-Pokal-Finalist eigentlich nur SC Freiburg heißen kann, liegt an Matthias Ginter. Denn der Abwehrstabilisator hat in einem Cup-Wettbewerb noch keine Partie verloren. Nach Ginters Wunsch soll das auch am Mittwoch im Halbfinale gegen den VfB Stuttgart so bleiben.

Tage wie diese sind so ganz nach dem Geschmack von Matthias Ginter. „Mir gefallen englische Wochen“, sagt der junge Innenverteidiger des SC Freiburg. Am Freitag gewannen die Breisgauer zuhause 3:1 gegen Hannover 96, am Mittwoch steht das Halbfinalspiel im DFB-Pokal beim VfB Stuttgart (20.30 Uhr/live in unserem Ticker) auf dem Programm, vier Tage später reisen die Freiburger wieder in die baden-württembergische Landeshauptstadt zum nächsten Südwest-Derby.

Es spricht viel dafür, dass der 19 Jahre alte Musterschüler des Freiburger Fußballinternats in der kommenden Saison diesen Spiele-Rhythmus häufig wird erleben dürfen. Als Tabellenfünfter liegt der SC Freiburg auf einem Platz fürs internationale Geschäft. Dass Europa ganz nahe ist, hängt aber auch mit dem ersten der beiden Prestigeduelle gegen den VfB Stuttgart zusammen. Der Sieger fährt nach Berlin und hat, sollte Bayern München das Endspiel erreichen, einen Platz in der Europa League sicher.

Vom Internat in die Bundesliga

Dass der eine Finalist eigentlich nur Freiburg heißen kann, liegt an Matthias Ginter. Der Abwehrstabilisator hat in einem Cup-Wettbewerb noch kein Spiel verloren. „Ginter hat das Gen“, titelte das Freiburger Stadionmagazin nach dem dramatischen 3:2-Viertelfinalsieg nach Verlängerung bei Mainz 05. Dass ihm eine solche spezielle Erbanlage zugeschrieben wird, liegt in der bemerkenswerten Bilanz des „Pokalverstehers“. Der Junioren-Nationalspieler räumte mit den SC-Jugendmannschaften alle südbadischen Titel ab und gewann mit der U19 zweimal den DFB-Pokal in Berlin. „Es gibt nichts Besseres für einen Fußballer als ein Finale“, schwärmt Ginter, der seine makellose Serie in Schwaben fortzusetzen hofft: „Wir fahren nach unseren drei letzten Siegen mit breiter Brust nach Stuttgart.“

Das Bild trifft im Falle Ginter auch wörtlich zu. Seit er mit 18 Jahren beim Rückrundenstart im Januar 2012 gegen den FC Augsburg vom gerade zum Cheftrainer beförderten Christian Streich eingewechselt wurde und sein Profidebüt mit dem Tor zum 1:0 krönte, hat Ginter an Statur zugelegt - körperlich und als Spieler. Der 1,88 Meter große Fußballer ist längst zur Stammkraft gereift. Dass der SC die zweitbeste Abwehr der Liga besitzt, ist auch Ginters Verdienst, obwohl er gar kein gelernter Innenverteidiger ist. In der Jugend spielte er vor allem im defensiven Mittelfeld, hat aber jetzt seine Lieblingsposition näher am eigenen Tor gefunden: „Ich fühle mich hinten einfach wohler, da habe ich das ganze Spiel vor mir.“

Vor acht Jahren entdeckt

Vor sich hat der Abiturient, der 2012 mit der Fritz-Walter-Medaille für den besten A-Jugendlichen Deutschlands ausgezeichnet wurde, auch eine vielversprechende Karriere. Nicht wegen seines Pokal-Gens, sondern dank seiner Werte als Fußballspieler gilt Ginter als eines der größten deutschen Talente. „Er ist wahnsinnig fleißig und unglaublich diszipliniert, seine Aufnahmefähigkeit, seine Kritikfähigkeit und sein strategisches Können zeichnen ihn aus“, sagt sein langjähriger Mentor Streich. Zudem beweist Ginter als Kapitän der U19-Nationalelf auch Führungsstärke.

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Seine Qualitäten haben Ginters Marktwert auf fünf Millionen Euro steigen lassen, seine Leistungen wecken Begehrlichkeiten bei den finanzstarken Klubs, zuletzt wurde sein Name mit Bayer Leverkusen in Verbindung gebracht. Dennoch muss Streich wohl neben den feststehenden Abgängen seiner Offensivspieler Jan Rosenthal, Max Kruse und Daniel Caligiuri nicht auch noch den Verlust des Defensivjuwels fürchten, das vor acht Jahren bei der SC-Talentsichtung entdeckt wurde und deshalb mehr als alle anderen Spieler den Freiburger Höhenflug verkörpert. Es gebe „eigentlich“ keinen Grund für einen Wechsel, betont Ginter: „Ich habe in Freiburg alles, was ich brauche. Ich spiele Bundesliga und bekomme Spielpraxis. Ich fühle mich beim SC ja auch sehr wohl.“

Nach 16 Monaten als Profi weiß Ginter aber längst, dass sich die persönlichen Kriterien einer Wohlfühloase ändern können. Der Fan von Borussia Dortmund gibt zu, dass er gerne irgendwann bei seinem zweitliebsten Klub spielen würde, „aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“ Ein Engagement in Dortmund hätte den Vorteil, dass Ginter dauerhaft in den Genuss von englischen Wochen käme.