Leverkusen. Nach dem 3:1-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt stellt sich der Bundesliga-Zweite Bayer Leverkusen auf die kommenden Schlüsselspiele gegen Freiburg und Dortmund ein. Bundestrainer Joachim Löw sah sich den Dreier-Sturm um Stefan Kießling, Andre Schürrle und Gonzalo Castro mit eigenen Augen an.
Auf nur „zwei Fragen“ wollte Stefan Kießling in der Mixed Zone eigentlich eingehen. Und man kann es ihm nicht verübeln: So spricht jemand, der seit vielen Wochen auf dem Platz die Antworten zu den immer selben Fragen liefert. Kein Akteur erzielte mehr Bundesliga-Tore im Kalenderjahr 2012, keiner schoss in dieser Saison mehr als die 13 Treffer, mit denen der Angreifer von Bayer Leverkusen die offizielle Torjägerliste anführt.
Gegen Eintracht Frankfurt baute „Kieß“ sein Torekonto weiter aus, gewann die meisten Zweikämpfe und sogar einen Assist steuerte der Mittelstürmer zum 3:1-Sieg der „Werkself“ bei. Alles vor den Augen von Joachim Löw, der ebenso wie Bundestorwarttrainer Andreas Köpke und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf der Tribüne der BayArena saß. „Ich wusste nicht, dass er da war“, zeigte sich Kießling nach Abpfiff überrascht.
„Am Ende entscheidet der Bundestrainer“ über Kießling
Ginge es nach der vox populi, dann hätte der in Kürze 29-Jährige längst mehr als sechs Länderspiele auf dem Buckel. „Ich glaube dazu muss ich nicht viel sagen“, zuckt auch Teamkollege Andre Schürrle mit dem Schultern, als er auf das Thema angesprochen wird. „Der Bundestrainer war da, er guckt sich auch andere Spiele an und am Ende entscheidet er.“
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Während sich am Samstag kein Frankfurter für eine DFB-Nominierung empfahl, war Löw nicht nur Zeuge eines überzeugenden Kießlings, sondern einer insgesamt starken Angriffsreihe auf Seiten der Rheinländer, der drittbesten der Liga. Neben dem quirligen Torschützen Andre Schürrle, der übrigens das 1904. Tor der Bayer04-Bundesligageschichte erzielte, zeigte auch Gonzalo Castro erneut, wie wirkungsvoll er ist. Seit dieser Saison wird der 25-Jährige von seinen Trainern Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski offensiver eingesetzt, meist als Rechtsaußen im 4-3-3, mit dem sich Leverkusen aktuell als Bayern-Jäger Nummer eins oben in der Tabelle festgebissen hat.
In der Abwehr, im Mittelfeld und nun im Sturm: Castro ist eine echte Allzweckwaffe, doch eben diese Allroundfähigkeiten sorgen dafür, dass der Bundestrainer nicht weiß, wohin überhaupt mit dem Rechtsfuß mit spanischen Wurzeln, dem 2005 der Durchbruch aus der eigenen Jugend gelang.
Drittbeste Offensive der Liga profitiert von Pyropause
So flexibel wie Castro ist Bayer noch nicht von alleine. Zu Beginn hatten die Hausherren Probleme, ihr eigenes, Spiel, das Kontern aus der Kompaktheit heraus durch Überbrückung des Mittelfeldes, aufzuziehen. Vehs Eintracht taute bereits nach wenigen Minuten auf und fand eben die sonst so seltenen Lücken zwischen Viererkette und den drei Sechsern, wusste jedoch kein Kapital daraus zu schlagen. Die pyrobedingte Spielpause kam vor allem der Heimmannschaft gelegen, die nach Abpfiff unisono sagte: „In der Anfangsphase fehlte uns ein bisschen die Kompaktheit. Die Unterbrechung kam uns zugute. Natürlich gab es Sachen, die der Trainer angesprochen hat. Danach haben wir unseren Tritt wieder gefunden“ und Leverkusen beherrschte die Partie, holte noch vor der Pause zum Doppelschlag aus und fuhr den verdienten Dreier ein.
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„Man kann schon sagen, dass wir gut aus den Startlöchern gekommen sind“, meint Andre Schürrle zum Rückrundenauftakt. „Gegen Frankfurt ist es sehr schwer zu spielen, weil sie sehr viel laufen, draufgehen, sehr aggressiv sind. In der Offensive haben wir das gut gelöst, wir hatten immer wieder unsere Torchancen und kamen immer wieder durch. So kann es weitergehen.“
Kießling spricht von „18-Punkte-Spielen“
Mit dem 3:1 vergrößerte sich der Vorsprung auf den Tabellenvierten aus Hessen von drei auf sechs Punkte. Doch es folgen weitere Schlüsselpartien, mahnt Kießling. „Es kommen jetzt noch Freiburg und Dortmund. Das sind auch direkte Konkurrenten. Die ersten drei Spiele der Rückrunde sind also 18-Punkte-Spiele“, sagt der Blondschopf mit einem Lächeln.
Seine anfangs erwähnte Ausführung zum Thema Nationalmannschaft beendet Kießling ohne Grinsen. „Eigentlich“ ist ihm „egal“, ob der Bundestrainer ihn aus nächster Nähe beobachtet oder nicht, weil er seine „Leistung immer bringen möchte.“ Als „wurscht“ bezeichnet er es sogar und wendet sich wieder wortlos von den Reportern ab. Ganz gleichgültig ist ihm das Thema also nicht.