Bremen. . Nach dem Weggang von Sportdirektor Klaus Allofs kommt sich Trainer Thomas Schaaf an der Weser verlassen vor. Immerhin sagte Schaaf: „Ich bin hier, ich bin bei meiner Arbeit. Und die werde ich weitertun.“
Wenn ein Filmregisseur am Osterdeich gewesen wäre, er hätte vermutlich diese Kulisse gewählt. Dichte Nebelschwaden umgaben in den vergangenen Tage das Areal des SV Werder Bremen, das sich vom Weserstadion unmittelbar in Flussnähe ausbreitet. Die Szenerie wirkte bisweilen gespenstisch, wenn Thomas Schaaf auf dem Trainingsplatz hin und her schritt. Einsam und nachdenklich. Besorgt und betroffen. Und auch trauernd? „Ich bin natürlich nicht glücklich. Ich hatte mir was anderes vorgestellt. Ich habe eine Situation anzunehmen, die unerfreulich ist.“ Auf der Pressekonferenz am Freitag vor dem Bundesligaspiel gegen Fortuna Düsseldorf (Sonntag 15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) hat Schaaf über seine Gemütslage nach dem Abgang von Klubchef Klaus Allofs in ungewohnter Offenheit berichtet.
Er gestand ein, die vergangenen Tage „manchmal mit den Gedanken weg zu sein.“ Für den Fußballlehrer war das eine eher untypische Gefühlsregung. „Es war eine so enge Zusammenarbeit mit einem Menschen, und man war täglich zusammen, so dass vieles automatisiert war – ohne miteinander zu sprechen“, erläuterte der 51-Jährige. Seine bodenständige, manchmal brummige Art hatte nach außen das aufgeschlossene, meist charmante Auftreten Allofs‘ ergänzt; die beiden waren nicht privat verbandelt, aber auf Arbeitsebene eng vertraut.
Schaafs und Allofs Dienstfahrt
Man kann sich nun besser vorstellen, welche Atmosphäre vergangenen Sonntag auf der Autofahrt zwischen Allofs und Schaaf zur Beobachtung des ausgeliehenen Denni Advic in der niederländischen Ehrendivision herrschte, als Allofs erstmals seinen Kompagnon in Kenntnis setzte. Bei seinem Weggang hatte der 55-Jährige am Mittwoch gesagt: „Thomas kann das auch ohne mich.“ Aber will der Familienvater das auch, nachdem sich beide vor Weihnachten vergangenen Jahres in gemeinsamer Absicht wieder bis 2014 (Schaaf) und 2015 (Allofs) banden?
Schaaf ist "das Herzstück"
Der Cheftrainer in gefühlter grün-weißer Endlosanstellung zerstreute gestern die Zweifel nach seinem Verbleib: „Ich bin hier, ich bin bei meiner Arbeit. Und die werde ich weitertun.“ Und doch ist der SV Werder in Sorge. Aufsichtsratschef Willi Lemke nennt Schaaf „das Herzstück“, obgleich die sportliche Entwicklung nicht zufriedenstellend verlief und diese Saison viele positive Ansätze zu oft verpufften. Lemke: „Wir müssen Thomas ein Umfeld schaffen, dass er nicht auf den dummen Gedanken kommt, auch neue Herausforderungen suchen zu müssen.“
Interessant könnte vor diesem Hintergrund die angelaufene Suche nach dem neuen Sportdirektor werden. Der als Allofs-Assistent eingearbeitete Frank Baumann, 37, ist ein Kandidat, der deutliche erfahrene Dietmar Beiersdorfer, 48, ein weiterer. In die Fahndung sei, das beteuerte Lemke, „Schaaf eng eingebunden“. Was wird? Man wird sehen...