Wien. Mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen reist Bayer Leverkusen zum Angstgegner Bayern München. Die Werkself hofft nach 4:0-Erfolg in der Europa League über Rapid Wien auf das Ende des “Bayern-Fluchs“. Bayer-Sportchef Rudi Völler sagt: “Wir werden versuchen, dort etwas zu holen.“

Der Tross von Bayer Leverkusen startete am Freitag direkt durch nach München. Zurück an Bord war bei der zuletzt so wechselhaften Werkself auch das Selbstvertrauen, was vor der hohen Hürde bei den Bayern nicht das schlechteste ist. Sportchef Rudi Völler hakte denn auch gleich das überzeugende 4:0 (1:0) beim österreichischen Rekordmeister Rapid Wien ab und blickte, wenn auch mit gemischten Gefühlen, auf das in der Vergangenheit so ungleiche Duell mit den Bayern. "Wir werden wie jedes Jahr versuchen, dort etwas zu holen. An guten Tagen sind wir in der Lage, den Bayern Probleme zu bereiten", sagte der Weltmeister von 1990.

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Dieser gute Tag, um aus München etwa drei Punkte zu entführen, liegt bei den Leverkusenern aber bereits 23 Jahre und 7 Tage zurück. Seitdem gab es in 25 Gastspielen insgesamt 20 Niederlagen und nur fünf magere Unentschieden. Da bedarf es bei Nationalspieler Andre Schürrle keiner Wissenschaft, um zu seiner Einschätzung zu kommen: "Bayern ist der klare Favorit, aber im Fußball gewinnt nicht immer der Favorit. Wir müssen eine Topleistung abrufen und hoffen, dass die Bayern einen schlechteren Tag haben."

Man dürfe keine Angst haben, ergänzte Gonzalo Castro und mahnte. "Sonst werden wir da abgeschossen." So wie in den letzten beiden Gastspielen an der Isar, als es für Bayer zwei Niederlagen und 1:8 Tore gab.

In Wien diesmal 90 Minuten hellwach

Vor dem Duell bei den Rekord-Bayern (acht Siege in Folge) tat den Leverkusenern der Kantersieg gegen Rapid gut, als Maßstab diente das Spiel aber kaum. Dafür waren die Österreicher einfach zu schlecht. "Zwischen der 20. und 60. Minute war das richtig gut. Wenn meine Mannschaft so spielt, ist es nicht einfach, gegen sie zu spielen", sagte Trainer Sascha Lewandowski.

Vor allem, wenn die Leverkusener ihr Spiel mal bis zum Schluss durchbringen und ihren Schlendrian abstellen. Viele Punkte hatten die Rheinländer in den vergangenen Wochen (jeweils 2:2 gegen Mainz und Stuttgart sowie beim 1:1 gegen Gladbach) liegen gelassen, was ein bislang enttäuschender fünfter Platz in der Bundesliga zur Folge hat, wo doch die Rückkehr in die Champions League das Ziel ist.

Von der Kulisse her - 43.200 Fans waren ins Ernst-Happel-Stadion gekommen - hatte der Wien-Trip im Gegensatz zum Gegner schon "Königsklassen"-Format. Und das Ergebnis stimmte auch. Vier Tore durch zweimal Castro (56. und 90.+2) sowie Philipp Wollscheid (37.) und Karim Bellarabi (58.) standen am Ende zu Buche. So konnte sich Stefan Kießling, der Torschütze vom Dienst ein wenig zurücknehmen. Es sei positiv, dass auch die anderen Spieler mal getroffen hätten, sagte Lewandowski.

Kadlec fehlt

In der Europa League läuft damit alles nach Plan. Sieben Punkte stehen nach drei Spieltagen zu Buche, der Einzug in die Zwischenrunde dürfte nur noch Formsache sein. "Wir wollen als Gruppenerster in die K.o.-Runde gehen, deshalb müssen wir alle Spiele gewinnen", sagte Castro. In den restlichen Spielen dürfte es somit zum Zweikampf mit dem punktgleichen ukrainischen Klub Metalist Charkiw kommen.

Doch es gab auch weniger gute Nachrichten aus Wien. Michal Kadlec zog sich eine Innenbandverletzung im linken Knie zu und wurde am Freitagnachmittag in Leverkusen untersucht. Der Außenverteidiger fehlt der Werkself in München.

Völler ist trotz der miesen Bilanz in München aber überzeugt, dass "die Bayern uns respektieren, wie sich das gehört". Nach den Erfahrungen aus der Vergangenheit ist das keine Selbstverständlichkeit. (dapd/sid)