Dortmund. Sascha Lewandowski geht in seine erste Saison als Bundesligatrainer bei Bayer Leverkusen. Aus der “Interimslösung“ ist eine feste Größe geworden. Wir haben mit dem ehemaligen Dortmunder und Bochumer gesprochen.

Wenige Spieltage vor Ablauf der vergangenen Spielzeit übernahm Sascha Lewandowski (40), bis dato Trainer der A-Jugend, über Nacht mit Sami Hyypiä die Nachfolge des glücklosen Robin Dutt bei Bayer 04 Leverkusen. Die Talfahrt wurde gestoppt, das Ziel Europaleague mit 14 Punkten aus sechs Spielen in der direkten Qualifikation erreicht. Aus der „Interimslösung“ ist eine feste Größe geworden. Ausgestattet mit einem Drei-Jahresvertrag, startet der ehemalige Jugendtrainer Lewandowski Ende August in seine erste Bundesliga-Saison.

Herr Lewandowski, als früherer Jugend-Coach beim TSC Eintracht Dortmund und beim VfL Bochum sind Sie eigentlich ein Kind des Ruhrgebietes...

Sascha Lewandowski: Kann man so sagen. Ich habe noch viele Bekannte aus meiner aktiven Zeit in Dortmund und halte meinen Hauptwohnsitz weiter in Bochum.

Sie sind quasi über Nacht vom A-Jugend- zum Profi-Trainer aufgestiegen. Wie fühlen Sie sich bei einem solchen Karrieresprung?

Lewandowski: Neu ist das alles nicht mehr. Teamchef Sami Hyypiä und ich haben die Situation ja schon in den letzten beiden Monaten der vergangenen Saison gestaltet. Und im Jugendbereich wird ähnlich professionell gearbeitet wie bei den Profis.

Wer lässt sich denn leichter trainieren: A-Jugendliche oder Bundesliga-Profis?

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Lewandowski: Auch A-Jugendliche sind nicht unkritisch, aber vielleicht leichter zu begeistern als taktisch abgeklärte Profis. Ich glaube aber, dass es keine Frage von leichter oder schwerer ist, sondern von „anders“ Die Trainingsformen sind unterschiedlich, die Inhalte weniger. Entscheidend ist, dass ich bei den Spielern die Themen durchbringe, die mir wichtig sind.

Sie fühlen sich akzeptiert von der Mannschaft?

Lewandowski: Voll und ganz. Für Sami und mich war der ausschlaggebende Punkt, dass alle hundertprozentig hinter uns stehen. Von der Mannschaft, die sich für uns positioniert hat, über den Betreuerstab bis hin zur Management-Ebene, mit Rudi Völler und Wolfgang Holzhäuser.

Ihr Vorgänger Dutt ist bei der Mannschaft nie richtig angekommen. Was machen Sie anders?

Lewandowski: Ich werde sicher nicht die Arbeit eines Trainerkollegen kommentieren, der über eine hohe Qualität verfügt. Die letzten fünf Spiele haben aber gezeigt, dass sich die Mannschaft stabilisiert hat, indem wir die Grundordnung auf dem Platz etwas verändert haben.

Wie sieht die Arbeitsteilung mit Teamchef Hyypiä aus?

Lewandowski: Sami und ich ergänzen uns ideal. Wir haben die gleichen Vorstellungen von Dingen wie Einstellung, Respekt und Disziplin. Als früherer Weltklasse-Verteidiger des FC Liverpool besitzt Sami eine wahnsinnige Reputation, er ist ein Idol. Ich hatte keine Reputation als Spieler, war aber als Trainer im Jugendbereich erfolgreich. Wir haben uns zum Beispiel so aufgestellt, dass ich die Mannschaftssitzungen und das Training leite. Sami hält meist die letzte Ansprache vor dem Spiel.

Wer bestimmt die Aufstellung?

Lewandowski: Das gesamte Trainerteam. Da sitzen fünf Leute am Tisch und diskutieren. Die besten Argumente setzen sich durch.

Was sagen Sie zu der oft geäußerten Kritik, die Mannschaft spiele ohne Herz und Leidenschaft, ihr fehle das „Sieger-Gen“?

Lewandowski: Es stimmt ja nicht, dass der Club nie etwas erreicht hätte. Bayer 04 hat den Uefa-Cup und den DFB-Pokal gewonnen und stand im Finale der Champions-League.

Das ist lange her.

Lewandowski: Na klar wollen wir uns verbessern. Wir wollen mehr Power in unser Spiel bringen, mehr Elan. Sami und ich sind beide sehr ehrgeizig. Und natürlich möchten wir innerhalb der nächsten drei Jahre mal was in die Höhe stemmen. Aber wir können beispielsweise nicht einfach das „Modell Borussia Dortmund“ nach Leverkusen kopieren, das funktioniert nicht, weil jeder Verein seine eigene Geschichte und sein ganz eigenes Umfeld hat.

Die Abwehr war die wohl größte Baustelle innerhalb der Mannschaft. Reicht die Verpflichtung von Innenverteidiger Philipp Wollscheid (23) aus Nürnberg?

Lewandowski: Eine starke Abwehr hat immer mit der Arbeit der gesamten Mannschaft zu tun. Die letzten fünf Spiele der vergangenen Saison haben gezeigt, dass wir hinten kompakter standen. Es ist aber kein Geheimnis, dass wir noch einen Rechtsverteidiger suchen.

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Stefan Kießling bekommt in Junior Fernandez (23) von Universidad Chile einen neuen Sturmpartner?

Lewandowski: Wir haben ihn zehn, zwölfmal beobachtet. Er ist ein schneller und robuster Stürmer, der Zug zum Tor hat und auch auf die Flügel ausweichen kann.

In den letzten Jahren haben die Verantwortlichen die Champions- League-Teilnahme zur obersten Priorität erklärt. Würden Sie das Ziel für die kommende Saison auch so formulieren?

Lewandowski: Nein. Erstmal abwarten, bis der Kader komplett ist. Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Mannschaft im Umbruch befindet, da sollten wir uns nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Der Anspruch von Bayer 04 ist generell, einen Platz im internationalen Wettbewerb zu erreichen.

Ihr Tipp: Wer macht das Titelrennen in der kommenden Saison?

Lewandowski: Borussia Dortmund und Bayern München bringen ganz klar die besten Voraussetzungen mit. Vielleicht stößt die ein oder andere Mannschaft noch dazu, Schalke hätte das Potenzial.