Hannover. Mit Streich-Ergebnissen zum Klassenerhalt: Angeführt vom Bundesliga-Novizen Christian Streich hat der SC Freiburg in der Rückserie eine beispiellose Aufholjagd gestartet und vorzeitig den Bundesliga-Erhalt gesichert. Der unkonventionelle Coach konzentriert sich total auf den Fußball und hatte damit nicht erst beim 0:0 beim Europa-League-Aspiranten Hannover 96 Erfolg.

Typisch Christian Streich! Seinen bescheidenen Anteil am Klassenerhalt des SC Freiburg wollte der Coach gar nicht leugnen, aber die Verantwortung für die roten Nicht-Abstiegstrikots mit dem Aufdruck 'Zusammenhalter' wies der Trainer empört von sich. 'Ich mache Fußball, keine Trikots, dafür bin ich überhaupt nicht zuständig', konterte der 46-Jährige entsprechende Fragen.

Mit dieser Einstellung ist dem bodenständigen und erfrischenden Fußball-Puristen im Breisgau ein kleines Wunder gelungen. Fünf Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz fand der einstige Bundesliga-Profi vor, als der damalige Co-Trainer kurz vor Silvester den Job von Chefcoach Marcus Sorg übernahm. Nach dem 0:0 bei Hannover 96 können die Südbadener schon nach 32 Spieltagen einen Strich unter die Saison machen, eine beispiellose Erfolgsgeschichte in der Liga-Historie.

Freiburg spielte diszipliniert

'Eine sensationelle Leistung. Was dort geleistet wurde im Rahmen dieser Möglichkeiten, und das sind nun mal bescheidene: ganz großes Kompliment an den Verein und die Führung und den Trainer. Das macht einfach Freude. Ich würde Christian Streich gerne persönlich kennenlernen und ihm gratulieren', sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bei Sky90.

Das Spiel in Hannover war ein Paradebeispiel für die Stärken des Streich-Teams. Extrem diszipliniert und fokussiert gingen die Gäste in der WM-Arena am Maschsee zu Werke und mit genau dem 37. Zähler vom Rasen, der ihnen noch zum Happy End einer scheinbar schon verkorksten Spielzeit fehlte. Das neunte Spiel in Folge ohne Niederlage - für SC-Mittelfeldspieler Jan Rosenthal fast schon keine Überraschung mehr. 'Wir durften keine Fehler machen und haben keine gemacht', sagte der Ex-Hannoveraner trocken.

Genau diese Einstellung predigte Streich 16 Jahre lang seinen jugendlichen Schützlingen, nun fordert er Gleiches von den Bundesliga-Profis - und das mit erstaunlichem Erfolg: 'Die letzten Wochen waren enorm anstrengend für die Jungs, aber sie haben fantastisch mitgezogen und alles mitgemacht.' Vielleicht auch angespornt vom den Beispielen Dennis Aogo, Jonathan Pitroipa und Ömer Toprak, die von Freiburg aus längst Karriere gemacht haben im internationalen Fußball-Geschäft.

Hannover mit drei Punkten Vorsprung auf Bremen

Dahin zurück möchte man auch in Hannover wieder, doch das 48. Pflichtspiel der Niedersachsen war ein blutleerer Auftritt, die körperlichen und vor allem auch die geistigen Kraftreserven gehen langsam zu Ende. Und schon ging auch der Zusammenhalt auf dem Platz verloren, wie 96-Kapitän Steven Cherundolo kritisch anmerkte: 'Wir haben nicht gut als Kollektiv gearbeitet. Da müssen wie in Leverkusen wieder hinkommen.'

Bei drei Punkten Vorsprung auf den achtplatzierten Nordrivalen Werder Bremen sind die Europa-League-Chancen der Roten weiterhin mehr als intakt, doch vor 48.000 ansatzweise unzufriedenen Zuschauern missriet der erhoffte Befreiungsschlag. Für Trainer Mirko Slomka eine unangenehme Überraschung. 'Wahnsinnig enttäuscht von der Offensivleistung' zeigte sich der Fußball-Lehrer, nichts habe im Training darauf hingedeutet: 'Wir hätten uns mit einem Sieg absetzen können, ich kann dieses Ergebnis nicht nachvollziehen.'