Bremen. . Das Verhältnis zwischen Michael Ballack und seinem Arbeitgeben Bayer 04 Leverkusen ist nicht mehr zu kitten. Der Verein möchte den Ex-Nationalspieler am liebsten nur noch loswerden.

Vorweg: Viel falsch gemacht hat Michael Ballack am Wochenende nicht. Der 35-Jährige hat sich am Samstag vor der Partie bei Werder Bremen anständig aufgewärmt, so gut es eben bei den Temperaturen ging. Dann hat er um 15.28 Uhr mucksmäuschenstill auf den grünen gepolsterten Sitzen im Weserstadion Platz genommen und ist artig um 16.36 Uhr mit den anderen Reservisten zum Aufwärmen hinter das Tor von Bayer Leverkusens Schlussmann Bernd Leno geschlurft. Der einst landesweit verehrte Welt- und Werbestar ist erwartungsgemäß beim 1:1-Remis, einem „guten Bundesligaspiel mit einem gerechten Ergebnis“ (Trainer Robin Dutt), keine Minute eingesetzt worden, weil „es wechseltechnisch keinen Grund gab, einzugreifen“, wie sein Trainer später verklausuliert sagen sollte.

Dutt macht gute Miene zum bösen Spiel

Die einzigen klitzekleinen Versäumnisse des mittlerweile als beratungsresistent geltenden Trotzkopfes könnten darin bestanden haben, dass der Bankdrücker die Schienbeinschoner nicht angezogen hatte und sich nicht eben leidenschaftlich bewegte, aber das taten die jüngeren Kollegen, die Bastian Oczipka, Michael Ortega, Ömer Toprak und Karim Bellarabi hießen, ja auch nicht. Wie eine Heldenstatue stand der Altmeister am Ende herum. Er wirkte arg verfroren mit seiner schwarz-roten Mütze, dem gelbem Leibchen und den schwarzen Handschuhen; Die Utensilien zog die Nummer 13 mit Schlusspfiff sofort aus und verschwand in der Kabine. Schweigend.

Verständlich in diesen eisigen Zeiten, in denen die immer noch zum Hauptdarsteller taugende Randfigur auch am Sonntagvormittag auf dem Vereinsgelände zum Dienst nach Vorschrift aufgekreuzt ist. Zum Training mit den Ersatzleuten. Ohne äußeres Murren. Und ohne den Cheftrainer, der statt unter dem Autobahnkreuz in Leverkusen am Münchner Flughafen in der Talkrunde Doppelpass gute Miene zum bösen Spiel machte. „Unser Verhältnis ist nach wie vor normal“, beschwichtigte Dutt. Ballack habe zwar einige Privilegien, „auf dem Platz zählt jedoch nur das Leistungsprinzip – diesmal hat er eben nicht gespielt“. Immerhin so viel weiß der 47-Jährige: „Egal, was passiert, es wird keine Ruhe einkehren.“

Ausgang des unwürdigen Schauspiels ungewiss

Wie lange das unwürdige Schauspiel noch gehen soll, ist ungewiss. Aber deutlicher hätte die Aufforderung von Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, der den endgültigen Bruch mit Ballack mit Sportchef Rudi Völler eng abgestimmt haben soll, nun an den Rest der Fußball-Welt nicht sein können, Bayer von Michael Ballack zu erlösen. „Wenn ein Verein kommen sollte, der mit Michael was machen will, dann muss man reden.“ Ansonsten müsse man die Sache halt für die restlichen fünf Monate Vertragslaufzeit „profimäßig abwickeln“. Allein der Sprachgebrauch charakterisiert die Eiszeit, die diese Episode erfasst hat: Professionell abgewickelt werden gemeinhin bankrott gegangene Tochterfirmen der Bayer AG.

Was tun mit dem teuersten Ersatzmann der Liga? Trainer Dutt verkündet allen Ernstes: „Michael wird noch Spiele für uns machen, das ist doch klar.“ Ein taktisches Manöver. Genau wie die zahme Replik Holzhäusers auf die scharfe Kritik von Ballacks Berater Michael Becker.

Friedrichs Ironie

„Michael Becker ist von Hause aus Berater von Michael Ballack und gleichzeitig Jurist.“ Dessen Aussagen lasse er mal so im Raume stehen, erklärte Holzhäuser. Auch er ahnt, dass ein Weggang bis zur am Dienstag ablaufenden Transferperiode unwahrscheinlich ist. Wie sehr das Theater an den Nerven zehrt, hat Mitspieler Manuel Friedrich verraten. „Mich beschäftigt das total. Ich konnte drei Tage lang nicht schlafen. Mir drückt das aufs Herz. Ich bin froh, dass ich 90 Minuten durchgehalten habe.“ Wer den Abwehrspieler kennt, weiß um dessen Hang zu Ironie und Sarkasmus. Einerseits. Andererseits sehnt der 32-Jährige nur das letzte Kapitel im Theater herbei. Wie eigentlich alle.