Essen. Der FC Bayern München hat mit dem 20. Titel im DFB-Pokal seine Vormachtstellung ausgebaut. Die Gier ist beeindruckend. Ein Kommentar.

Ganz schön gruselig, so ein Geisterfinale. Auch monatelange Erfahrung hat Fußball ohne Zuschauer nicht erträglicher gemacht, das Pokalendspiel in Berlin aber war der Gipfel des Absurden. Das einzige Spiel im Jahr, bei dem zwei Fanlager gewöhnlich schon am Tag davor das Stadtbild bestimmen. Bei dem sie dann in gleicher Anzahl ins Stadion dürfen. 2020 aber: leere Ränge. Das will man nicht noch einmal erleben.

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Emotionslos war es dennoch nicht. Es wäre unfair gegenüber den großen Gewinnern, dies zu behaupten. So befremdlich es auch wirkte, dass die Spieler des FC Bayern vor einer Kurve herumhüpften, über die lediglich Banner ihrer Fanklubs gespannt waren: Sie registrierten den Erfolg nicht routiniert, sie hatten ihr berechtigtes Vergnügen daran, auch wenn es kein perfektes sein konnte.

FC Bayern bestraft Fehler der Gegner gnadenlos

Mit diesem Pokalendspiel zementierten die Überbayern erneut ihre Vormachtstellung im deutschen Fußball. Ein echter Wettbewerb scheint kaum noch möglich zu sein, selbst in einer solchen Saison, in die sie monatelang nicht hineinfanden, hängen sie auf der Langstrecke die wankelmütige Konkurrenz ab. Und wenn im Pokalfinale ein ehrgeiziger Gegner wie Leverkusen schludrig mit seinen Chancen umgeht, stellen sie ihm gnadenlos die Quittung aus.

Diese Gier nach Titeln ist beeindruckend. Jetzt peilen die Bayern auch den Gewinn der Champions League an, und derzeit käme niemand auf die Idee, ihnen deswegen Hochmut zu attestieren. Sie sind als Team zusammengewachsen in der zweiten Saisonhälfte, sie blieben trotz Corona fokussiert und profitierten von ihrer fußballerischen Klasse, als den Gegnern die Unterstützung der Fans fehlte.

Trotz Leroy Sané: FC Bayern ist auf dem Transfermarkt vorsichtig

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Der FC Bayern macht derzeit alles richtig – inklusive Transferpolitik. Wegen der vielen Unsicherheiten, die sich durch Corona nach wie vor ergeben, agieren sie vergleichsweise vorsichtig. Bei Philippe Coutinho ließen sie die Kauf­option verstreichen. Thiago werden sie höchstwahrscheinlich verlieren, David Alaba vielleicht. Geholt haben sie Leroy Sané, für rund 50 Millionen Euro. Sehr viel Geld, ja, aber eben nur die Hälfte von Sanés ursprünglichem Marktwert.

Allen, die wegen der Übermacht der Bayern jammern, sei gesagt: Sie sind nicht durch Zufall so reich geworden.