Essen. Der Bayern-Boss hat den DFB attackiert. Er sollte besser selbst dafür sorgen, dass der deutsche Fußball ein anderes Image bekommt. Ein Kommentar.

Karl-Heinz Rummenigge war mal wieder in Angriffslaune. Vor dem ersten Geisterspiel des Rekordmeisters gegen Union Berlin wollte der Vorstandsvorsitzende noch etwas loswerden, diesmal in Richtung des DFB. „Vielleicht sollte man sich beim DFB mal einen Besen kaufen, um vor der eigenen Tür zu fegen. Das wäre vielleicht auch mal angebracht.“

Er sei irritiert von den Aussagen des DFB-Präsidenten Fritz Keller, der sich im Spiegel über die „Großkotzigkeit“ mancher Fußball-Profis und Klubs beklagt hatte. Keller hatte gesagt: „Man sieht nun, wozu es führt, wenn die Neu­reichen, von denen einige auch in der Bundesliga am Ball sind, mit ihrem Geld herumprotzen. Diese Großkotzigkeit fällt uns allen auf die Füße. Das ist eine Katastrophe für das Image des Fußballs. Wir müssen uns damit befassen, wie es nach der Krise weitergeht. Mit mehr Demut, nah bei den Menschen.“

Coutinho verdient 13 Millionen Euro netto

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Natürlich hat Rummenigge in einem Punkt Recht: Auch der DFB muss sich hinterfragen. Hatte doch Kellers Vorgänger Reinhard Grindel selbst sein Amt wegen einer unrühmlichen Uhren-Affäre verloren. Mit der Wahl des Freiburger Winzers Keller wird der Verband nicht gleich umgekrempelt sein.

Wirklich irritierend ist allerdings, dass Rummenigge wiederholt mit dem Finger auf andere zeigt. Der FC Bayern hat seinen Teil zum Image des deutschen Fußballs beigetragen. Erinnert sei an die peinliche und nicht vergessene Pressekonferenz von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge vor zwei Jahren - oft als „Die Abrechnung“ tituliert -, in der sie die Würde des Menschen verteidigen wollten, sie gleichzeitig aber mit Füßen traten. Oder daran, dass Philippe Coutinho geschätzte 13 Millionen Euro netto pro Jahr vom FC Bayern beziehen soll. Bei bisher 32 Saisoneinsätzen macht das 406.000 Euro pro Spiel für die Barca-Leihgabe. Pro Spiel. Es sind genau diese astronomischen Summen im Fußball, die das Gegenteil von Nähe erzeugen.

Auch der FC Bayern trägt Verantwortung

Wenn die Corona-Krise eins gezeigt hat, dann, dass es vieler Besen bedarf, um den Dreck der letzten Jahre wegzufegen. Der DFB kann sich aus der Verantwortung ebenso wenig herausnehmen wie der FC Bayern München. Mehr als Worte in Interviews sind jetzt Taten wichtig. Das Akzeptieren von Kritik, oder sei es nur das Zuhören, wäre so eine Tat gewesen. Rummenigge ist daher gut beraten, statt zu spalten, vor seiner eigenen Haustür anzufangen mit dem Reinemachen.