Essen. Die historische Bundesliga-Konferenz ist ein ehrenwerter Versuch, die fußballfreie Zeit zu füllen. Viel mehr aber auch nicht. Ein Kommentar.

Es gibt gute Gründe, ein Fußballspiel anzuschauen, dessen Ergebnis bereits bekannt ist. Die Regenschlacht von Frankfurt bei der WM beispielsweise ist in all der fußballerischen Unwägbarkeit beim Spiel Deutschlands gegen Polen auf durchweichtem Boden ein historisches Dokument - auch wegen der drolligen Frisuren und Spielbekleidung ein höchst unterhaltsames dazu.

In aller Ernsthaftigkeit gibt es natürlich auch zahllose Begegnungen, die sich entweder spielerisch oder taktisch auf einem so hohen Niveau bewegten, dass sie Fußballfans auch in der zehnten Wiederholung noch anerkennende Gänsehaut auslösen.

Ein Experiment in einer schwierigen Zeit

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Sollte nicht also auch eine Bundesligakonferenz noch einmal funktionieren? Vorab: Es gibt wenig Grund, sich über den Versuch des Bezahlsenders Sky aufzuregen, sich über die erzwungene fußballfreie Zeit zu erregen. Gut als zahlender Kunde könnte man sich schon aufregen.

Wer das ausblenden mag, weil die Zeiten der Corona-Pandemie nicht nur für die Fußballklubs, sondern auch für die daran beteiligten Medien nun einmal schwierige sind und besondere Situationen besonderes Handeln erfordern, wird den Versuch des Senders verstehen können.

Lohnt sich die historische Konferenz?

Die zentrale Frage ist daher auch nicht, ob der Sender sich die Mühe machen und Spiele in einer virtuellen Konferenz zeigen soll. Die Frage ist: Lohnt sich das für den Zuschauer?

Die Antwort ist ein klares Nein.

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Das gilt auch dann, wenn man zwei Einschränkungen gelten lässt.

Insofern wirklich historische – im Sinne von – alte Spiele gezeigt werden, hat das einen sentimentalen Charakter. Wer in der Coronakrise mehr oder weniger auf die eigenen vier Wände beschränkt ist, wird sich über die drolligen Momente freuen können.

Wenn sich Sky mit den historischen Konferenzen als Teil der Verwertungskette in der Livesport-freien Zeit über Wasser hält und am Ende davon auch die bedrohten Fußballklubs profitieren, dann ist jede Sendeminute sinnvoll investiert.

Mediales Reste-Essen

Dennoch bleibt die Tatsache, dass die aufgewärmte, zusammengemischte Fußballkonferenz als mediales Reste-Essen nicht wirklich funktioniert. Und das ist auch ganz gut so. Wie entlarvend wäre es für den Sport, wenn es keine Rolle spielte, ob das Ergebnis des Wettkampfes feststünde und bekannt wäre. Der Sport, der Fußball lebt von den Unwägbarkeiten, von der jederzeit möglichen Überraschung. Das macht ihn so besonders. Ohne das wäre der Sport auch nicht mehr als eine aufwändig produzierte Seifenoper. In der Konferenz potenziert sich dieser fade Beigeschmack.

Der Fußball ist mehr. Kann zumindest mehr sein und wird hoffentlich bald wieder mehr bieten. Wirkliche Spiele, echte Emotionen und überraschende Ende.