Essen. Der Essener ist am Samstag wieder im Einsatz für Sky. Der TV-Sender zeigt eine historische Konferenz. Wir haben mit Küpper vorab gesprochen.

Hansi Küpper hat gerade Zeit, viel Zeit. Die Fußball-Bundesliga pausiert, also gibt es auch für den Sky-Kommentator wenig zu tun. "Ich verbringe derzeit 22 Stunden am Tag mit meiner Frau in der Wohnung. Ich bin absolut entschleunigt", sagt der 59-jährige Essener. An diesem Samstag (ab 15.30 Uhr) nimmt er wieder Fahrt auf: Der Pay-TV-Sender Sky zeigt erstmals seine historische Bundesliga-Konferenz. Gemäß der Spieltagsansetzung werden besondere Duelle der Mannschaften gezeigt und live kommentiert, im Anschluss folgt ein Spiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München. Wie sprachen mit Hansi Küpper über die Partie 1. FC Union Berlin gegen FSV Mainz 05 aus der Saison 2001/02.

Herr Küpper, vermissen Sie den Fußball?

Hansi Küpper: Überhaupt keine Frage: ich vermisse ihn sehr. Ich habe das letzte Spiel mit Fans im Stadion kommentiert: VfB Stuttgart gegen Arminia Bielefeld. Kurz danach war ich beim ersten Geisterspiel der Bundesliga, Gladbach gegen Köln, im Studio und dann beim Champions-League-Spiel Paris St. Germain gegen Borussia Dortmund. Diese zwei Tage, von 54.000 Fans hin zum Shutdown, haben auf mich einen starken Eindruck hinterlassen.

Am Samstag werden Sie zumindest etwas „Normalität“ spüren. Sie kommentieren in der historischen Sky-Konferenz live den Aufstiegskrimi Union Berlin gegen Mainz 05 aus dem Jahre 2002.

Küpper: Das ist etwas ganz Besonderes. Mainz hätte damals den Aufstieg verdient gehabt, weil sie durchweg an der Spitze der Zweiten Liga waren. Christian Heidel hat mir damals gesagt, das war das Bitterste, was er als Manager erlebt hat. Und das war es: Drama pur.

Mainz, trainiert von Jürgen Klopp, hat 1:3 in Berlin verloren und den Aufstieg verspielt. Anders als damals kennen Sie den Ausgang schon. Wie wollen sie das kommentieren?

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Küpper: Ich bereite mich natürlich ganz anders auf dieses Spiel vor als an normalen Spieltagen. Es ist erstaunlich, wie viele Informationen und Geschichten es rund um ein Fußballspiel gibt! Aber davon erzähle ich am Samstag.

Werden Sie die Tore euphorisch begleiten? Immerhin wissen Sie ja, wann sie fallen.

Küpper: Ganz sicher, das gehört zum Charakter einer Konferenz dazu. Jedes Tor, jede gelbe Karte, jede Hinausstellung wird stimmungsvoll begleitet. Das ist das, was die Zuschauer erwarten. Ungeklärt ist allerdings, ob wir auch in die Zukunft schauen dürfen. Nehmen wir zum Beispiel Jürgen Klopp: Man könnte sagen: das ist der junge, talentierte Jürgen Klopp, der diesen schweren Moment erlebt. Oder: Das ist der junge Klopp, der später noch große Erfolge feiern wird. Da muss ich mich mit meinen Kollegen noch einigen.

Haben Sie das Spiel damals live kommentiert?

Küpper: Nein. Ich hatte zuvor den BVB gegen Werder Bremen zum Meistertitel kommentiert. Während des Mainz-Spiels war ich mit einigen Arbeitskollegen auf Mallorca und habe dort erlebt, wie Jürgen Klopp den Aufstieg verpasst und Bochum und Bielefeld jubeln durften. Als ehemaliger WDR-Reporter habe ich da natürlich mitgefeiert.

Sie haben in ihrer langen Karriere schon viele außergewöhnliche Situationen erlebt. Gab es etwas Vergleichbares wie diese historische Bundesliga-Konferenz?

Küpper: Nein, sicher nicht. Ich habe allerdings mal ein Spiel kommentiert, das ich zuvor schon gesehen hatte. Es musste verschoben werden und mir sagte man: Hansi, du weißt von nichts, du kommentierst es live. Das habe ich gemacht, und es hat funktioniert.

Als Kommentator erleben Sie die Stimmung hautnah. Können Sie sich die Bundesliga ohne Fans überhaupt vorstellen?

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Küpper: Wir wünschen uns alle den Fußball, den wir lieben. Dazu gehören die Fans. Aber die aktuellen Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Der Fußball muss sich die Frage stellen, wie es weitergehen soll. Geisterspiele sind dann eine ernstzunehmende Option.

Die Liga pausiert noch bis Ende April. Heißt das auch für Sie, dass Sie im Moment etwas mehr Zeit haben?

Küpper: Etwas ist stark untertrieben. Ich verbringe derzeit 22 Stunden am Tag mit meiner Frau in der Wohnung. Ich bin absolut entschleunigt. Immerhin habe ich jetzt Zeit für Projekte, die ich lange aufgeschoben habe und für einige Partien Schach im Internet.