Leipzig/Essen. RB Leipzig startet als Herbstmeister in die Rückrunde. Der Klub hat aus Sponsoren-Millionen Erfolg geschaffen, der die Konkurrenz einschränkt.

Auf diese Rückrunde, die eine besondere werden kann, bereitete sich RasenBallsport Leipzig auf besondere Art und Weise vor. Der Klub blieb zu Hause, verzichtete auf ein Trainingslager, sparte Flugmeilen und CO2 ein, was ansonsten in der Bundesliga nur der Tabellenletzte SC Paderborn machte.

Ungewöhnlich, was allerdings zu diesem Klub passt, der so ziemlich alles auf den Kopf stellt, was die Bundesliga bislang ausgezeichnet, was sie geprägt hat. Einige bewundern RB für das Erreichte, viele aber hassen den Verein als Sinnbild für die Kommerzialisierung im Fußball.

Zum Rückrundenstart gegen Union Berlin

Nun starten die Leipziger am Samstag gegen Union Berlin (18.30 Uhr) als Herbstmeister in diese Rückrunde. Gut möglich, dass sie am Ende der Spielzeit die Deutsche Meisterschaft feiern und damit die Verhältnisse in der höchsten Spielklasse endgültig durcheinander wirbeln. Längst haben sie Traditionsvereine hinter sich gelassen. Derzeit greifen sie die Branchenprimusse FC Bayern und Borussia Dortmund an.

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Die Liga präsentiert sich dadurch spannend wie selten. Die Erzählung könnte also ganz simpel sein: RB bereichert den deutschen Fußball. Aber bedroht der Retortenklub ihn vielleicht sogar?

Gladbachs Eberl: Haben großartigen Job gemacht

„Ich persönlich sehe sie als Bereicherung“, sagt Max Eberl, Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach, der mit den Fohlen selbst noch Meister werden kann, im Gespräch mit dieser Redaktion. „Viele Fans haben über sie diskutiert. Aber man muss neidlos anerkennen, dass sie mit dem Anschub, den sie bekommen haben, einen großartigen Job gemacht haben.“

Von der Oberliga nach ganz oben

Der Anschub kam bekanntlich von Red Bull. Zur Saison 2009/10 ist der Klub nur entstanden, um das Milliardenunternehmen aus Österreich zu promoten. Das Wappen, die Farben, das Maskottchen, alles erinnert an den Brausemittelhersteller. Dieser kontrolliert den Verein faktisch, die ausgegliederte Profiabteilung gehört ihm sogar ganz offiziell. Dadurch haben sich die Leipziger aus der Oberliga nach oben gearbeitet. Für die sportliche Entwicklung auf dem Platz haben sie viele richtige Entscheidungen getroffen. Daneben hat sich allerdings fast jede Befürchtung von Fußballtraditionalisten erfüllt. Bundesliga-Spiele im Leipziger Stadion muten so an, als würde man seine Zeit gerade in der Konzernzentrale von Red Bull verbringen. Nun könnte das Projekt des Konzerns mit dem Gewinn der Meisterschaft seinen vorläufigen Höhepunkt erklimmen.

Mintzlaff: Gar nichts zu verlieren

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Von sportlichem Druck wollen die RB-Verantwortlichen trotzdem nichts wissen. „Wir haben gar nichts zu verlieren“, erklärt Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. „Wir spielen erst das vierte Jahr in der Bundesliga. Wir haben nur den klaren Anspruch, dass wir uns wieder für die Champions League qualifizieren wollen." Es wäre das vierte Mal in Serie, dass Leipzig im Europapokal spielt. Den begehrten Platz in der Champions League versperren die Leipziger aber natürlich anderen. Die Königsklasse ist für Vereine wie Schalke oder Gladbach längst eine besondere Ausnahme geworden, für die sie sich nur qualifizieren können, wenn alles optimal läuft. Dadurch fehlt Geld, um selbst mal wieder nach ganz oben vorzustoßen.

BVB-Star Kehl: Sie sind sehr ernst zu nehmen

Dort haben es sich in den vergangenen Jahren die Bayern bequem gemacht, siebenmal nacheinander haben sie die Meisterschaft mit Weißbier begossen. Wenn überhaupt, so schien es lange, könnte ihnen der BVB Konkurrenz machen. Nun arbeitet RB daran, den Schwarz-Gelben den Platz als Nummer zwei im deutschen Fußball streitig machen.

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„Dafür braucht es aber einen längeren Atem“, erklärt Sebastian Kehl, Leiter der Dortmunder Lizenzspielerabteilung. „Sie sind sehr ernst zu nehmen, sie haben einiges entstehen lassen.“ Aber: „Wir wollen zeigen, dass wir deutlich besser sein können.“ Und: „Wir wollen den Wettkampf noch mal richtig spannend machen.“

Ähnliche Modelle möglich

Sollte die Bayern-Dominanz in dieser Rückrunde allerdings als erstes von Leipzig durchbrochen werden, könnte dies Befürwortern von Investoren Argumente liefern. Vielleicht versuchen sich andere Konzerne an einem ähnlichen Modell. Möglicherweise kippt irgendwann sogar die 50+1-Regel. Vermutlich wäre das Verheerendste für jeden RB-Gegner aber, wenn dieser Titel in der Öffentlichkeit wie der eines ganz gewöhnlichen Bundesligisten aufgenommen würde.