Paderborn. Philippe Coutinho lieferte in Paderborn seine erste Glanzvorstellung in der Bundesliga ab. Den Bayern blieb dadurch eine Blamage erspart.
Noch lange nach dem Spiel lagen sie sich in den Armen. Es wurde gegenseitig und mit den Fans abgeklatscht. Auch Trainer Steffen Baumgart ließ sich feiern und lief auf Wunsch der Anhänger in Richtung Kurve. Wenige Augenblicke zuvor hatten die Profis des SC Paderborn auch das fünfte von sechs Bundesligaspielen verloren. Doch der Aufsteiger feierte das 2:3 (0:1) gegen den FC Bayern München wie einen Sieg. „Ich gratuliere meinen Jungs zu dieser Leistung“, sagte Baumgart.
Während die Verlierer ihren vorläufigen Saisonhöhepunkt in allen Zügen genossen, haderten die tatsächlichen Gewinner aus München mit einer äußert durchwachsenen Leistung. Bis zum Schlusspfiff musste der Rekordmeister zittern, am Ende reichte es gegen einen couragierten Gegner zum Dreier und zur Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga. „Ich bin mit den Punkten zufrieden, mit der Leistung nicht“, monierte Trainer Niko Kovac.
Thomas Müller sitzt nur auf der Bank
Dass dem haushohen Favoriten eine Blamage erspart blieb, war in erster Linie Philippe Coutinho (27) zu verdanken. Der Brasilianer lieferte die erste Galavorstellung seit seinem Wechsel vom FC Barcelona ab. Immer, wenn er am Ball war, wurde es spektakulär. Gegen seine technisch hochwertigen Geniestreiche war der SC Paderborn machtlos. Das 1:0 durch Nationalspieler Serge Gnabry (15.) bereitete er mit einem genialen Heber vor, das 2:0 erzielte er selbst (55.), und auch am dritten Bayern-Treffer durch Robert Lewandowski (79.) war der Spielmacher mit einer Finte beteiligt. „Das sieht teilweise aus wie Tanzen mit dem Ball“, schwärmte Bayern-Trainer Kovac.
Bestätigt die Leihgabe aus Barcelona diese Form, wird Thomas Müller auch in den nächsten Wochen wohl kaum über die Rolle des Reservisten hinauskommen. Auch in Paderborn saß der Weltmeister von 2014 lange auf der Bank, er feuerte sein Team bis zu seiner Einwechslung aber professionell von der Seitenlinie an. „Er ist ein Vollprofi“, lobte Sportdirektor Hasan Salihamidzic Müllers Umgang mit der Lage.
Am Dienstag gegen Tottenham
Im zweiten Gruppenspiel der Champions League am Dienstag (21 Uhr/DAZN) in Tottenham wird wohl erneut kein Weg an Coutinho vorbeiführen. Doch der Rest des Teams wird sich steigern müssen, um beim Champions-League-Finalisten dieses Jahres bestehen zu können. Mehrere Nachlässigkeiten wie in Paderborn, die den Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge auf der Tribüne mehrmals zur Weißglut trieben, werden auf diesem Niveau nicht für einen Sieg reichen. „Wir wollen uns steigern, wir werden uns steigern, und wir müssen uns steigern, wenn wir in London bestehen wollen“, sagte Salihamidzic.
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Viel Luft nach oben hat der SC Paderborn hingegen nicht. Gegen die Bayern gingen die Ostwestfalen an ihre Grenzen. Die Tore von Kai Pröger (68.), der in der vergangenen Saison noch für Rot-Weiss Essen in der Regionalliga spielte, und Jamilu Collins (83.) brachten den großen Favoriten zwar ins Wanken. Aber anders als etwa der BVB in Berlin fiel der Meister nicht. „Es ist ärgerlich, dass wir die kleine Chance, die vielleicht da war, nicht genutzt haben“, sagte Paderborns Trainer Baumgart.
Wenn es nicht bei einem einmaligen Erlebnis gegen die Bayern bleiben soll, muss der Aufsteiger schon bald punkten. Paderborn will sich nicht mehr alleine mit Schulterklopfern zufrieden geben. Davon gab es nach dem Bayern-Spiel wie auch in den Wochen zuvor genug. Bayern-Trainer Kovac sprach seinem Kollegen Baumgart Mut zu: „Paderborn hat bis zum Schluss alles gegeben und gut gespielt. So war es auch in den ersten Spielen. Von den Punkten her sieht es noch nicht gut aus. Ich denke, dass es bald klappen wird.“
Leichtere Gegner für Paderborn
Für Aufmunterung dürfte auch der Spielplan sorgen. Mainz (H), Köln (A) und Düsseldorf (H) sind die nächsten Gegner des SC Paderborn. Einen Philippe Coutinho haben diese Teams nicht in ihren Reihen. Und dann soll es auch endlich eine richtige Siegesfeier geben.