Köln. Aufsteiger Köln hat derzeit den schwächsten Angriff der Bundesliga. Stürmer Anthony Modeste will das ändern - schon im Heimspiel gegen Berlin.

Der kleine FC-Fan lief so schnell er konnte auf seine Mutter zu: „Das war aber schnell. Da können sich die Herren hier ja noch was abschauen, damit auch mal was rumkommt“, lachte die Frau auf dem Trainingsgelände des 1. FC Köln, während sie ihren Sohn in die Arme schloss und wenige Meter daneben die Bundesliga-Profis verschiedene Angriffsvarianten trainierten. Es war ein Scherz, der die lockere Stimmung bei den etwa 30 Zuschauern gut widerspiegelte. Und doch war der Satz auch als Mahnung zu deuten, drückte er die Sehnsucht der Anhänger nach Zählbarem aus, die an diesem Sonntag beim Heimspiel gegen Hertha BSC (18 Uhr/Sky) mit drei Punkten gestillt werden soll.

Nach dem harten Auftaktprogramm gegen Dortmund, Gladbach und die Bayern kommt der Tabellen-16. derzeit nur auf drei Punkte – zu wenig für die Ansprüche des Aufsteigers. Gegen die Berliner, aktuell nur einen Platz besser als die Rheinländer, muss ein Sieg her. Denn in der nächsten Woche geht es zu den formstarken Schalkern nach Gelsenkirchen.

Es fehlt an „Futter“ und Toren

Die Geißböcke brauchen in erster Linie Tore, die bislang nicht fallen wollen. Köln hat mit gerade mal vier Treffern den schwächsten Angriff der Liga. FC-Trainer Achim Beierlorzer ließ deshalb am Donnerstag zum Ende des Trainings besonders den Abschluss trainieren. Kingsley Schindler von rechts, Florian Kainz von links, Louis Schaub durch die Mitte – sie alle suchten mit ihren Flanken und Pässen die Vollstrecker der Kölner.

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Allen voran Anthony Modeste, der nach der Trainingseinheit den eigenen Anspruch formulierte: „Ich muss langsam mein Torjägerkostüm anziehen. Dafür bin ich da. Das ist meine Aufgabe“, gab sich der Franzose reflektiert. Bisher traf er nur einmal beim 2:1-Sieg in Freiburg. Zugleich unterstrich der 31-Jährige aber auch die Abhängigkeit von seinen Mitspielern: „Dafür muss ich auch Futter bekommen. Sonst wird es schwer“.

Das „Futter“, die Zuspiele in den ersten Spielen, meist weit und hochgeschlagene Bälle, kamen zu selten beim Empfänger an. „Mit solchen Bällen kannst du nix anfangen“, sagte Modeste, der zugleich daran erinnerte, dass viele neue Spieler in dieser Saison dabei seien. Wie etwa Sebastian Bornauw und Kingsley Ehizibue, die in der Verteidigung gesetzt sind. Beide versprühten bei den Tandem-Übungen Spaß und Gelassenheit – komplett eingespielt sind sie aber sicherlich noch nicht. Es bedürfe noch Zeit und Arbeit, findet Modeste, bis alle Mechanismen greifen. „Je besser wir uns verstehen werden, desto besser wird es klappen“, zeigte sich Modeste optimistisch.

Modeste einst mit Dreierpack gegen Berlin

Dass der FC gegen Berlin gewinnen kann, zeigt das Aufeinandertreffen der beiden Vereine im März 2017. Damals schoss Modeste mit drei Toren Köln fast im Alleingang zum 4:2-Sieg. Neben der Torgala damals blieb besonders ein Kuriosum in Erinnerung: Die ständig rutschende Hose des Stürmers, die beim 4:1-Treffer fast am Boden lag. „Ich hoffe, ich verliere sie wieder“, sagte Modeste lachend.

An guter Laune mangelt es trotz sportlicher Talfahrt in der Domstadt also nicht. Daran änderte auch sein Nicht-Einsatz beim jüngsten Auswärtsspiel in München nichts. „Das kann ich akzeptieren. Ich bin Profi“, sagte der Franzose. Dass die Mannschaft trotz Niederlage aufs Oktoberfest gegangen ist, sei wichtig für die Stimmung gewesen.

Auch Hertha hängt hinterher

Mit einem Sieg am Sonntag wollen die Kölner dafür sorgen, dass Stimmung und Optimismus hochgehalten werden. Mit den Berlinern, die am vergangenen Wochenende gegen Paderborn ihren ersten Sieg einfahren konnten, kommt allerdings ein Team, das ebenfalls den eigenen Ansprüchen hinterherläuft – und siegeshungrig auftreten wird.