München. Die Bayern zeigen beim 4:0 gegen Köln, dass sie zunehmend in Schwung kommen. Lewandowski verteilt dabei sogar Geschenke - nicht ohne Grund.

Hinterher ging es vor allem um eine Geste, die in Wahrheit eine Investition in die Zukunft war. Den Elfmeter zum 3:0 hatte Robert Lewandowski seinem neuen Kollegen Philippe Coutinho überlassen (62.), um dessen Eingewöhnung beim FC Bayern mit zusätzlichem Selbstvertrauen zu unterfüttern. „Es ist wichtig für die Zukunft, dass er happy ist und sich wohlfühlt“, erklärte Lewandowski, warum er dem Brasilianer dessen erstes Tor für den Meister ermöglicht hatte, „jetzt gehört er richtig zu Bayern München.“

Lewandowski (links) ballt die Faust. Coutinho streckt den Zeigefinger aus. Das Bayern-Duo will noch häufig gemeinsam jubeln.
Lewandowski (links) ballt die Faust. Coutinho streckt den Zeigefinger aus. Das Bayern-Duo will noch häufig gemeinsam jubeln. © imago

Einen Hattrick hätte Lewandowski nach seinen beiden Toren (3./48.) gegen den 1. FC Köln erzielen können, erinnerte Coutinho, weshalb er sich umso mehr für die „herausragende Geste“ bedankte. „Geschenkt“, lobte auch Trainer Niko Kovac, habe der hauptamtliche Elfmeterschütze dem Leihspieler des FC Barcelona den Debüttreffer, wovon aber auch der Stürmer profitieren werde. „Lewa weiß auch: Er wird von Philippe noch so oft in Szene gesetzt werden“, sagte Kovac. „Auch Lewy ist ein Teamspieler“, befand Kapitän Manuel Neuer.

Lewandowskis Elfmetergabe war beim 4:0 (1:0) gegen den Aufsteiger mit dem weiteren Tor von Zugang Ivan Perisic (73.) wohl auch von einem Ansinnen in eigener Sache getragen. Etwas zu sehr konzentriert sich das Ressort Tore schießen ja bisher auf Lewandowski, was die Bayern auf Sicht limitieren könnte. Seine derzeit überragende Form nach seiner vorzeitigen Vertragsverlängerung um zwei Jahre bis 2023 lenkt den Blick jedenfalls auf die bekannte Abhängigkeit von ihm, die in dieser Saison bisher sogar noch ein bisschen größer scheint als ohnehin.

Bayern-Torjäger Lewandowski lächelt, als er auf Gerd Müller angesprochen wird

Für die Hälfte der insgesamt 22 Pflichtspieltore war Lewandowski zuständig. In der Liga bringt er es auf neun der ingesamt 16 Bayern-Tore nach fünf Spielen, womit er den Rekord von Peter Meyer aus dem Jahre 1967 für Borussia Mönchengladbach einstellte. Sollte Lewandowski einmal längere Zeit ausfallen, wäre das wohl kaum anderweitig aufzufangen, zumal ein echter Ersatz für ihn im Kader fehlt. „Wir sind schon ein Stück weit darauf angewiesen, dass Robert immer gesund und fit bleibt“, weiß auch Joshua Kimmich.

Ein Lächeln huschte natürlich dennoch über Lewandowskis Gesicht, als er auf Gerd Müllers Rekord angesprochen wurde, auf die sagenhaften 40 Bundesligatore aus der Saison 1971/72. Die Frage, ob er, der aktuelle Mittelstürmer, den ehemaligen in dieser Spielzeit überbieten könne, schmeichelte ihn. Doch Lewandowski wiegelte ähnlich schnell ab wie er zu Beginn der beiden Halbzeiten getroffen hatte. „Nein, das ist noch zu früh“, sagte er zum Quervergleich mit Müller und fügte zu seinem Lauf später hinzu: „Das freut mich sehr, aber ich freue mich noch mehr, dass wir gut gespielt haben.“

Vielleicht kann er selbst noch nicht ganz glauben, wie gut es gerade für ihn läuft – und erst recht nicht, dass es in dieser Schlagzahl weitergehen könnte. Abgesehen vom Supercup hat der 31 Jahre alte Angreifer bisher in jedem Pflichtspiel getroffen. In der Liga kommt er nun auf einen Schnitt von 1,8 Toren pro Spiel, womit er hochgerechnet am Saisonende 61 Tore angehäuft hätte und Müller locker überbieten würde. Mit seinen bisher neun Ligatoren hatte er am Samstagabend bereits mehr auf dem Konto als 13 Mannschaften der Bundesliga.

Die Lewandowski-Quote bei Bayern: 202 Tore in 250 Pflichtspielen

Es ist angesichts von Lewandowskis nun 202 Toren in 250 Pflichtspielen für die Bayern keine neue Erkenntnis, dass der polnische Nationalstürmer auf eine außergewöhnliche Quote kommt. Neu aber sind die Dimensionen, in die er gerade vorstößt – und dass er es sich dabei sogar leisten kann, Coutinho den Foulelfmeter und nebenbei auch die Freistöße generös zu überlassen, von denen der Brasilianer einen an den Pfosten setzte.

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Coutinho zeigte wie schon beim 3:0 gegen Roter Stern Belgrad in der Champions League am vergangenen Mittwoch gegen Köln eine weiter aufsteigende Tendenz und ließ erahnen, wie fruchtbar sein variantenreicher Stil und seine Ideen im Zentrum noch werden können für Lewandowski und die Bayern, die insgesamt zunehmend in Schwung zu kommen scheinen. Doch wie schon gegen Belgrad blieb es an Lewandowski hängen, mit seinem 2:0 die Vorentscheidung herbeizuführen, nachdem die Kollegen ein halbes Dutzend Chancen liegen gelassen hatten. Derzeit trägt der Pole in sehr hohem Maße dazu bei, dass die Münchner nicht nur zunehmend an Fahrt gewinnen, sondern auch den passenden Ertrag erzielen.

Lewandowskis Elfmetergeste ließ sich also auch so verstehen, dass er mit seiner Investition in Coutinhos Selbstvertrauen auf eine Rendite hofft, die der gesamten Mannschaft zu Gute kommt. Der Trend stimme jedenfalls, befand Lewandowski. Er sagte: „Jede Woche, jedes Spiel sieht man, dass wir besser und mit noch mehr Automatismen zusammenspielen.“ Auch dadurch könnte Gerd Müllers Fabelrekord vielleicht tatsächlich in Reichweite kommen für den FC Lewandowski.