Essen. Die Diskussion um die Nummer eins im deutschen Tor ist noch nicht beendet. Joachim Löw reagiert gelassen – die richtige Haltung. Ein Kommentar.

Kein anderes Fußballthema ist hierzulande zuletzt dermaßen hitzig diskutiert worden wie die Frage, wer die Nummer eins der deutschen Nationalmannschaft sein soll. Marc-André ter Stegen war so unklug, seine nicht unberechtigten Ansprüche auf mehr Einsätze zu einem Zeitpunkt öffentlich zu formulieren, an dem es an Manuel Neuers Leistungen nichts zu mäkeln gab. Manuel Neuer war so schlau, bei seinem Konter nur an den Teamgeist zu appellieren. Zum Drama aber wurde das Ganze erst durch Uli Hoeneß. In seiner Paraderolle als Poltergeist des deutschen Fußballs keilte der Bayern-Präsident gegen ter Stegen sowie gegen die DFB-Verantwortlichen aus.

Löw hat seine Loyalität hinlänglich nachgewiesen

Joachim Löw macht nun das einzig Richtige. Er ist, als er am Wochenende um seine Meinung gebeten wurde, einfach ruhig geblieben. Er weiß, es bringt überhaupt nichts, im gleichen unwürdigen Stil zurückzufeuern. Zumal der Vorwurf fehlender Rückendeckung für Neuer absurd war: Denn seine Loyalität gegenüber dem Kapitän hat Löw doch hinlänglich nachgewiesen.

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Ter Stegen hat Neuer nie persönlich angegriffen. Dass der Torhüter des FC Barcelona gerne häufiger auch im Tor der Nationalelf stehen möchte, ist ja wohl eine Selbstverständlichkeit – anderenfalls würde ihm Ehrgeiz fehlen.

Neuer steht jetzt mehr denn je unter Beobachtung

Indem Hoeneß von Bundestrainer Joachim Löw und DFB-Direktor Oliver Bierhoff mit widerwärtiger Wortwahl verlangt, „dass man den Herrn ter Stegen mal in die Ecke stellt und ihm klar sagt, dass es so nicht geht“, erreicht er das Gegenteil von dem, was er erreichen wollte. Denn dem Spieler, den er zu schützen gedachte, hat er geschadet. Manuel Neuer steht jetzt mehr denn je unter besonderer Beobachtung, und durch Hoeneß’ Rundumschlag ist die Zahl der Sympathisanten für ter Stegen schlagartig gestiegen. Neuer ist zwar ein Typ, der mit Druck umgehen kann. Aber diese Form von Hilfe hat ihm gerade noch gefehlt.

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Im Jahr 2006 hatte der Torwart-Experte Uli Hoeneß der Süddeutschen Zeitung gesagt: „Jens Lehmanns Nachfolger in der Nationalelf wird auf jeden Fall Michael Rensing und sonst keiner. Da können sich alle anderen auf den Kopf stellen.“ Und 2008 hatte er nachgelegt: „Wenn Rensing bei uns die Nummer eins ist, wird niemand über Adler und Neuer reden.“

Andere Menschen würden sich noch heute dafür schämen.