Essen. Selbst nach dem Pokalsieg hat sich die Münchener Führung mit einem Bekenntnis zum Trainer schwer getan. Ein Kommentar.
Wie hätten die Chefs des FC Bayern wohl aus der Wäsche geguckt, wenn sich Niko Kovac nach diesem Triumph, dem zweiten innerhalb einer Woche, breitbrüstig hingestellt und einfach mal gekündigt hätte? Er hätte durchaus Grund gehabt zu sagen: Ich habe die Titel geliefert, die ich liefern sollte – aber solch eine Behandlung muss ich mir nicht länger gefallen lassen.
Nicht einmal am Abend nach diesem Pokalsieg sahen sich die Bosse dazu veranlasst, dem Trainer ihr Vertrauen für die Zukunft auszusprechen. Karl-Heinz Rummenigge faselte etwas von „eigentlich nie infrage gestellt“, und auch Uli Hoeneß schaffte es erst am Sonntag, mit aller Klarheit zu betonen, dass Kovac Bayern-Trainer bleiben wird.
Rummenigge ignoriert Kovac
Es sei das „Selbstverständnis des FC Bayern, solche Finalspiele immer zu gewinnen“, sagte Rummenigge noch, den Trainer erwähnte er bei seiner Dankesrede nicht. Man konnte den Eindruck gewinnen, dass Kovac mit dem Double Rummenigges Pläne durchkreuzt hatte.
Das Dilemma für die Bayern-Bosse: Nach den beiden Titeln war eine Trennung von diesem Trainer einfach unmöglich. Vor allem, weil auch zu sehen war, wie die Fans Niko Kovac bejubelten, wie er sich mit ihnen verbündete. Selten hatte ein Bayern-Trainer eine solche Nähe zu den Anhängern aufgebaut.
Niko Kovacs Leistung übers Jahr darf sehr wohl genau unter die Lupe genommen werden. Es gab vor allem anfangs unattraktive Spiele, dürftige Leistungen, taktische Mängel. Aber es gab eben auch diese bemerkenswerte Aufholjagd: Nachdem Kovac im Herbst schon angezählt war, holte das Team, zu dem er doch angeblich zu wenig Bindung findet, beachtliche neun Punkte Rückstand auf. Doch darüber definiert sich Bayern München nicht. Kovac wird noch nachweisen müssen, dass er für größere Aufgaben als die nationalen geeignet ist. Sonst werden seine Kritiker, auch die vereinsinternen, trotz des Doubles nicht zu beruhigen sein.