München. Der FC Bayern holt auch den Pokal. Nach dem 3:0 gegen Leipzig feiern die Fans den Trainer. Doch erst am Tag danach erfährt er, dass bleiben soll.
Niko Kovac durfte an diesem Abend die Sympathien der Fans in vollen Zügen genießen. Seine Mannschaft hatte sich bereits vor der Ostkurve des Olympiastadions eingefunden, als die Anhänger plötzlich skandierten: „Niko auf den Zaun!“ Den gibt es dort zwar nicht, doch der Trainer des FC Bayern kam dem Wunsch der Münchener Fans nach Nähe dennoch gerne nach, indem er sich mit einem roten Megafon vor die Bande stellte, um zu ihnen zu sprechen. Er verneigte sich und sagte: „Ohne euch wäre es nicht möglich gewesen, ich kann euch gar nicht sagen, wie stolz ich auf euch bin.“ Er bedankte sich damit bei den Fans, und sie sich wiederum bei ihm, dem wohl größten Gewinner beim 3:0 (1:0)-Pokaltriumph über RB Leipzig.
Das Double als Genugtuung für Kovac
Als er wenig später den Presseraum betrat, trug Niko Kovac ein auffälliges Lächeln im Gesicht, das auch von Genugtuung zeugte. Der 47-Jährige wirkte glücklich. Erleichtert. Wie von einer Zentnerlast befreit. „Ich bin froh, dass dieses Jahr ein Happy End genommen hat“, sagte er nach dem Double-Gewinn. „Ich freue mich auf den Urlaub. Es war eine anstrengende Saison.“ Vor allem für ihn, dessen Zukunft beim Rekordmeister so lange in Frage gestellt worden war.
Bei der Feier wird Uli Hoeneß deutlich
Erst am Sonntag herrschte Klarheit, als Präsident Uli Hoeneß während der Feierlichkeiten am Münchener Marienplatz bei „Sky Sport News HD“ erklärte: „Es ist ja wohl gar keine Frage, dass unser Trainer nächste Saison Niko Kovac heißt.“
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Gar keine Frage? Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte am Samstag trotz des Gewinns von Meisterschaft und Pokal einen Verbleib des Trainers nur angedeutet und ein paar irritierende Aussagen geliefert. Ob es ein klares Ja gebe, dass es mit Kovac weitergeht, wurde er in der ARD gefragt: „Das haben wir eigentlich nie infrage gestellt“, antwortete Rummenigge zunächst. Wörtlich sagte der 63-Jährige aber dann: „Es war für uns kein Thema, dass er mit seiner Laufzeit, die er hat bis 2021, vorher ganz einfach da nicht mehr Trainer ist.“ Worte, die Raum für Interpretationen lassen.
Kuriose Pokalsieger-Party in Berlin
Kurios wurde es dann später auf der Pokalsieger-Party: Rummenigge bedankte sich während seiner Bankettrede zwar bei den Münchener Spielern, erwähnte den Namen Niko Kovac dabei jedoch in keinem Satz. Der Erfolgstrainer hatte in dieser Nacht aber guten Grund, mit diesem Fauxpas des Bayern-Chefkritikers gelassen umzugehen. Kovac hat durch diesen Triumph die großen Diskussionen um seine Person vorerst verstummen lassen. 2018 hatte er als Trainer von Eintracht Frankfurt das Pokal-Endspiel gegen seinen künftigen Arbeitgeber gewonnen. Nun verteidigte er persönlich den Titel mit den Münchenern in seiner Geburtsstadt Berlin.
Es war ein temporeiches Duell. RB Leipzig trat bei der ersten Endspiel-Teilnahme im zehnten Jahr nach der Vereinsgründung vor allem in der ersten halben Stunde mutig und entschlossen auf. Der Bayern-Sieg durch Tore von Robert Lewandowski (29./85.) und Kingsley Coman (77.) fiel am Ende zu deutlich aus. Was aber auch daran lag, dass Nationaltorwart Manuel Neuer, der erstmals nach 41 Tagen Verletzungspause wieder spielte, spektakuläre Paraden zeigte. Kovac lobte RB nach dem Spiel. Leipzig habe „eine sehr gute Mannschaft, die eine tolle Rückrunde gespielt hat.“
Champions League bleibt der Maßstab
Eine bemerkenswerte Rückserie hat jedoch auch Kovac mit den Bayern hingelegt. Neun Punkte Rückstand hatten sie im Dezember auf Borussia Dortmund. Zu diesem Zeitpunkt hatte wohl niemand zwei Titel zum Saisonende für möglich gehalten. Der sportliche Makel der Spielzeit bleibt aus Sicht der Bayern-Bosse das Aus im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Liverpool. Die Münchener haben weiterhin hohe Ambitionen in der Königsklasse. Wenn Kovac mit den Bayern in seine zweite Spielzeit als Trainer geht, wird er wohl vor allem daran gemessen werden, was er in diesem Wettbewerb erreicht.