München. . Die Bayern lassen im Titelkampf nichts anbrennen. Bewegender Abschied von Ribéry und Robben. Weiterhin Unklarheit um Zukunft von Trainer Kovac.

Noch einmal zog Arjen Robben von rechts nach innen, doch dieses Mal war kein Durchkommen. Ein gutes Dutzend Journalisten blockierten den Ausgang der Münchener Arena, wo sich zuvor ein denkwürdiger Abend abgespielt hatte: Der FC Bayern München hatte Eintracht Frankfurt mit 5:1 (1:0) besiegt und es war ein Sieg, der eher noch zu niedrig ausfiel.

Der Klub hatte damit den Zwei-Punkte-Vorsprung auf Borussia Dortmund gewahrt und sich die siebte Deutsche Meisterschaft in Serie gesichert – was mit den üblichen Weißbierduschen und Konfetti-Kanonen insgesamt recht routiniert abgehandelt wurde. Und der Klub hatte in Rafinha, vor allem aber in Robben und Franck Ribéry Profis verabschiedet, die das zurückliegende, so überaus erfolgreiche Jahrzehnt so sehr geprägt hatten. Und damit nicht genug: Robben und Ribéry hatten sich auch selbst in die Torschützenliste eingetragen. Es war ein spektakuläres Finale einer aufregenden Saison, wie es sich ein Drehbuchautor nicht viel kitschiger hätte ausdenken können. „Ich bin glücklich und dankbar über alles, was heute passiert ist“, ließ Robben daher wissen, bevor er doch zum Ausgang strebte.

FC Bayern lässt unzählige Chancen ungenutzt

Und er war damit nicht allein. „Wir haben eine fulminante Rückrunde gespielt“, meinte etwa Thomas Müller. „Dass wir das einfach so durchgezogen haben, macht uns stolz und glücklich.“ Müller selbst hatte entscheidend dazu beigetragen, die Spannung im Titelrennen früh herunterzufahren: Nach seiner Vorlage traf Kingsley Coman zum 1:0 (4.).

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In der Folge aber ließ der Spitzenreiter ein ganzes Sammelsurium bester bis allerbester Torchancen ungenutzt. Ein Treffer von Serge Gnabry wurde zudem wegen Abseits vom Video-Assistenten annulliert (26.). So rettete sich die Eintracht mit dem knappsten aller Rückstände in die Pause – und auf der Ehrentribüne machte sich Nervosität breit. „Ich hab zum Karl-Heinz Rummenigge gesagt: Wenn wir jetzt ein Tor kriegen, wird es kritisch“, verriet Bayern-Präsident Uli Hoeneß später von seinem Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden. „Kaum hatte ich das gesagt, stand es 1:1.“

Ribéry und Robben dürfen auch nochmal

Der eben erst eingewechselte Sébastien Haller staubte ab – es war der Ausgleich aus dem Nichts (51.). Doch die Bayern waren an diesem Tag durch nichts zu erschüttern: Thomas Müllers Schuss konnte Trapp nur nach vorne abklatschen lassen, David Alaba schob ein (53.). Renato Sanches erhöhte zum 3:1 (58.). Die deutliche Führung ermöglichte es Trainer Niko Kovac, die alternden Helden Ribéry und Robben einzuwechseln, die durch einen feinen Lupfer (Ribéry, 72.) und ein simples Ball-über die-Linie-drücken (Robben, 78.) das Endergebnis herstellten.

Kein klares Treuebekenntnis

„Letztes Jahr ist mir das bei Frankfurt mit Alex Meier geglückt, heute mit den beiden – offensichtlich habe ich ein Händchen dafür“, sagte Trainer Niko Kovac schmunzelnd, der später auch ganz ernst gemeinte Eigenwerbung betrieb: „Beim FC Bayern München muss man Meister werden, das war auch mein Ziel, und das haben wir geschafft“, sagte er. „Ich glaube schon, dass wir als Trainerteam bewiesen haben, das wir die nötige Qualität haben.“

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Sein Problem: Ähnlich deutlich wollte das aus der Chefetage niemand sagen, ein klares Treuebekenntnis zum frischgebackenen Meistertrainer blieb – wieder einmal – aus. „Die Fakten sprechen dafür“, antwortete Sportdirektor Hasan Salihamidzic auf die Frage, ob Kovac in der kommenden Saison Trainer in München sein werde. Diejenigen, die wirklich die Geschicke lenken, verweigerten ihre Rückendeckung noch deutlicher: „Von mir werden sie zu dem Thema nichts hören, weil jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, darüber zu reden“, erklärte Hoeneß. Und Rummenigge sagte: gar nichts. Mindestens bis zum Pokalfinale wird den Bayern dieses Thema also erhalten bleiben.