Essen. Borussia Dortmund ist im Revierderby gegen Schalke an den eigenen Nerven gescheitert. Der Titel aber ist immer noch möglich. Ein Kommentar.
Für Fans von Borussia Dortmund ist das nur schwer zu begreifen. Hat ihre Mannschaft die Titelchancen ausgerechnet im Revierderby verspielt, ausgerechnet gegen die schlechteste Schalker Mannschaft seit Ewigkeiten? Am Samstag sah es so aus, am Sonntag blamierten sich die Bayern beim 1:1 in Nürnberg – noch ist also alles drin, zwei Punkte Rückstand sind nicht die Welt.
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Sollte es für die Bayern am Ende doch reichen, könnte man bei allem Respekt nicht behaupten, dass die im Derby überraschend formstarken Schalker ihnen den Weg zur Meisterschaft geebnet hätten. Das hätte sich der BVB dann selbst zuzuschreiben. Erst beim Gipfel in München, nun beim Derby: Wenn du die Nerven für solche Duelle nicht hast, bist du eher nicht titelwürdig.
BVB-Trainer Favre kritisiert die Handspiel-Regel zurecht
Natürlich hat Trainer Lucien Favre recht, wenn er sich über die hirnrissige Handspiel-Regel ereifert, die den Elfmeter zum 1:1 ermöglichte. Darüber hatte sich Schalke beim 1:2 gegen Frankfurt auch schon beklagt. Die Vergrößerung der Körperfläche als Verpflichtung zum Pfiff – das können sich tatsächlich nur Funktionäre ausgedacht haben, die selbst nie gespielt haben. Wo sollen die Verteidiger denn ihre Arme lassen?
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Aber: Das Ausgleichstor fiel in der 18. Minute, es war also noch hinreichend Zeit. Schalkes zweiter Treffer war keinem Regelwerk geschuldet, sondern der Schlafmützigkeit der BVB-Verteidigung. Und wenn dann noch in der zweiten Halbzeit zwei Spieler, darunter der Kapitän, mit Grätschen von hinten die Achillessehne des Gegenspielers attackieren, dann ist das nicht nur übermotiviert, sondern auch selbstzerstörerisch. „Jetzt macht uns der Zwayer die Meisterschaft kaputt, das ist lächerlich“, schimpfte Borussia-Legende Nobby Dickel im BVB-Netradio über den Schiedsrichter. Widerspruch: Beide Fouls ließen keine anderen Konsequenzen als Rot zu.
Lucien Favre hat die Meisterschaft voreilig abgeschrieben. Trotz allem ist sein Team noch im Rennen: Die Bayern müssen noch nach Leipzig!
Und Schalke? Kann der Derbysieg tatsächlich die ganze Saison retten? Natürlich nicht. Gesichert ist Schalke noch immer nicht, und dieser eine Erfolg darf nicht den Blick aufs Ganze vernebeln. Sportvorstand Jochen Schneider sagte deutlich: „Bei aller Freude – 30 Punkte nach 31 Spielen, das ist ein Desaster.“ Solche klaren Worte sind wichtig. Nur wer sich nicht selbst belügt, kann die richtigen Lehren ziehen. Das gilt auch für den BVB.