Frankfurt am Main. Der DFL-Präsident Dr. Reinhard Rauball fordert erstmals eigenständige Schiedsrichter-Organisation und nennt Probleme schonungslos beim Namen.
Die DFL fordert vom DFB eine konsequente Neuordnung des Schiedsrichterwesens in den Bundesligen
Trotz der Querelen um den Videobeweis und um Hellmut Krug hält die DFL am System fest
DFL-Präsident Rauball: "Der Video-Assistent macht den Wettbewerb ein Stück weit gerechter"
Die Pressemitteilung umfasst zwei Seiten und kündigt nicht weniger als die Revolution im deutschen Schiedsrichterwesen an: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) fordert für die erste und zweite Bundesliga „mit Nachdruck“ eine konsequente Neuordnung — „ohne Rücksicht auf Namen und Positionen“, heißt es dort.
Schon in absehbarer Zeit wolle man dem zuständigen DFB Empfehlung zukommen lassen, wie der Deutsche Fußball-Bund „schnellstmöglich eine eigenständige Organisation des Schiedsrichterwesens unter Beteiligung der DFL gründet“. Eine selbstständige Schiedsrichter-Firma: So deutlich und öffentlich hat die Liga dem DFB selten ihren Unmut mitgeteilt.
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„Wir brauchen einen strukturellen Neuanfang im Schiedsrichterwesen“, sagte DFL-Präsident Reinhard Rauball aus Dortmund, nachdem sein Präsidium den gesamten Dienstagmittag über die Irritationen über den Videobeweis diskutiert hatte. Rauball sieht nicht nur wegen der Rolle der Video-Assistenten dringenden Handlungsbedarf.
„Die Pilotphase des Video-Assistenten hat schonungslos Probleme offengelegt, die es an einigen Stellen schon lange gibt und nun endlich behoben werden müssen“, sagte Rauball weiter. Seine Mängelliste lieferte er gleich mit: „offensichtliche Fehlentscheidungen“ beim Videobeweis, „nicht geklärte Zuständigkeiten", „persönliche Auseinandersetzungen“ — jedes Zitat ein Tiefschlag.
Und damit der DFB auch die Dringlichkeit in der Sache versteht, beansprucht die Bundesliga ein Mitspracherecht für den, der die Party bezahlt: „Hierzu wird die DFL, die derzeit rund 17 Millionen Euro jährlich in das Schiedsrichterwesen inklusive Torlinientechnologie und Video-Assistent bezahlt, dem DFB einen Vorschlag übermitteln.“
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Grundsätzlich hält die Bundesliga den Videobeweis für „zielführend, um den Wettbewerb ein Stück weit gerechter zu machen“. Aber noch würden nicht die „massiv gestiegenen Erfordernisse im Sinne von Transparenz und klaren Verantwortlichkeiten“ erfüllt. Zuletzt musste der unbeliebte Video-Projektleiter Hellmut Krug aus Gelsenkirchen seinen Posten räumen.
Warnend beurteilte die DFL-Pressemitteilung die Personalie: „Ein komplexer Pilotversuch darf nicht von persönlichen Befindlichkeiten belastet werden, die Sache muss im Vordergrund stehen.“