Frankfurt/Main. Hellmut Krug ist nicht mehr Projektleiter des Videobeweises. Der DFB reagiert auf die Vorwürfe, die sich auch auf ein Schalke-Spiel beziehen.

Rote Karte für Hellmut Krug: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat den früheren FIFA-Schiedsrichter als Projektleiter des Videobeweises abgesetzt und damit auf die anhaltende Kritik an der Technik reagiert - am Wochenende waren sogar Manipulationsvorwürfe laut geworden. Der 61-Jährige soll in seiner Funktion als Supervisor in der Videozentrale in Köln Einfluss auf die Entscheidungen der Video-Assistenten genommen haben. Krugs Aufgaben übernimmt bis auf Weiteres Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich.

Supervisoren können künftig nicht mehr direkt mit den Video-Assistenten kommunizieren

Zudem betonte der DFB in einer Presseerklärung, dass die Supervisoren "künftig während der Spiele keine direkte Kommunikation mehr mit den Video-Assistenten haben werden". Dieser entscheide "vollkommen eigenständig, welche Einschätzung er dem verantwortlichen Schiedsrichter auf dem Rasen" zukommen lasse.

Entlassen wurde Krug nicht. Er bleibe "in dem Projekt engagiert und wird sich auf die inhaltliche Analyse und die fachliche Dokumentation konzentrieren" sowie an die FIFA-Regelhüter vom IFAB berichten. Die Leitung des in den vergangenen Wochen hitzig diskutierten Videobeweis-Projektes machte der DFB aber zur Chefsache.

"Ich sehe es in der jetzigen Situation als meine zentrale Aufgabe, unseren Schiedsrichtern auf dem Platz und den Video-Assistenten die notwendige Sicherheit zu geben", sagte Fröhlich: "Um die Akzeptanz des Projektes zu stärken, ist Transparenz in den Abläufen und Inhalten eine Grundvoraussetzung. Für mich ist wichtig, dass der Schiedsrichter seine verantwortliche Rolle auf dem Feld behält und Spieler genauso wie Zuschauer weiter Vertrauen in ihn haben."

Zwei Partien stehen unter Verdacht

Konkret benannt worden waren von der Bild-Zeitung zwei Partien, bei denen Krug Einfluss genommen haben soll: Das 2:1 von Borussia Mönchengladbach gegen Hannover 96 am 30. September und das 1:1 von Schalke 04 und dem VfL Wolfsburg am 28. Oktober. Im Schalke-Spiel soll Krug den Video-Assistenten Marco Fritz zweimal bei Strafstoß-Entscheidungen zugunsten der Königsblauen überstimmt haben. Beweise dafür liegen nicht vor, Krug und Fritz bestreiten die Vorwürfe.

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Zudem war Krug einer der drei "Hauptdarsteller" des Schiedsrichter-Streits beim DFB. Der Unparteiische Manuel Gräfe hatte Krug und Herbert Fandel, dem Vorsitzenden der DFB-Schiedsrichterkommission, unter anderem Mobbing und Machtmissbrauch vorgeworfen. Ein von der deshalb eingeschalteten Ethikkommission erarbeiteter Kompromiss vom vergangenen Freitag sah zunächst nur den Rückzug Krugs aus der Schiri-Kommission vor.

Der DFB stellte am Montag zudem klar, dass der Video-Assistent "kein Oberschiedsrichter" sei. Es gelte der von Fröhlich am vergangenen Freitag verfasste Brief an alle Bundesliga-Klubs, "der im Kern festhält, dass der Video-Assistent nur dann eingeschaltet wird, wenn in entscheidenden Szenen ein Wahrnehmungsfehler vorliegt".

Gelungener Einsatz am Sonntag

Am Sonntagabend hatte Jochen Drees zunächst wieder Argumente für die neue Technik geliefert. Ohne das schnelle und korrekte Eingreifen des Video-Assistenten hätten bei der Partie zwischen dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC (3:3) zwei irreguläre Tore gezählt.

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"In den vergangenen Wochen hat es Irritationen über das Rollenverständnis und die Zielsetzung des Projektes gegeben", sagte der zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann: "Es ist deshalb wichtig, mit Blick auf den bisherigen Projektverlauf eine klare Linie festzulegen und sie jetzt zeitnah allen Beteiligten zu vermitteln. Wir glauben nach wie vor an das Projekt und sollten bei aller Emotionalität nicht vergessen, dass es in der Testphase in vielen Bereichen auch durchaus Erfolge gibt. Gleichwohl wissen wir um unsere Verantwortung und die Notwendigkeit, das Projekt zu optimieren." (sid)