Leipzig. RB Leipzig spielt in der Champions League. Die Schlüsselspieler blieben dem Aufsteiger des Vorjahres treu. Der Bundesliga-Check.
Das Silicon Valley des deutschen Fußball liegt noch im frühen Nebel. Die Sonnenstrahlen haben sich noch nicht durchgerungen an diesem Morgen. Der Rasensprenger nimmt seinen Dienst auf. Auf einem blauen Banner, das neben dem Platz hängt, steht in weißen Buchstaben ein Satz der Boxlegende Muhammad Ali: „Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene.“
Willkommen bei RB Leipzig! Als Aufsteiger ist der Klub gleich in der ersten Spielzeit durch die Liga geflogen. Platz zwei, Champions-League. Kritiker sagen: kein Wunder, wenn ein österreichische Getränkemogul dreistellige Millionensummen in den Klub pumpt. Kölns Manager Jörg Schmadtke dagegen zollt dem „Dosenklub“ Respekt. Man könne natürlich streiten darüber, woher das Geld komme. Aber: „Da steckt ein Plan dahinter. Sie wissen, was sie mit dem Geld anfangen und treffen kluge Entscheidungen.“
Jetzt das Jahr nach dem „Fußballwahnsinn“ (Trainer Ralph Hasenhüttl). Kann der Klub noch einmal so groß auftrumpfen?
36 Millionen Euro investierte RB in neun Zugänge. Die prominentesten und teuersten heißen Augustin von Paris Saint-Germain (13 Millionen Euro) und Bruma von Galatasaray Istanbul (12,5 Millionen Euro). Bescheiden im Vergleich zu den Bayern, die 100 Millionen Euro ausgaben. Die Leipziger Kunst bestand darin, Leistungsträger zum Bleiben zu bewegen.
Die Kunst, Keita zu halten
So konnte RB-Baumeister Ralf Rangnick eine 80-Millionen-Euro-Offerte des FC Liverpool für Naby Keita ablehnen. Auch der AC Mailand holte sich im Werben um Emil Forsberg eine Absage ab. Timo Werner, mit 21 Treffern in der letzten Spielzeit der beste deutsche Torschütze, hat von sich aus Verhandlungen mit anderen Klubs einen Riegel vorgeschoben. „Ich fühle mich bei RB zur Zeit pudelwohl“, sagte er dieser Zeitung.
Aber reicht das, um noch einmal für Furore zu sorgen? Kann Leipzig noch einmal über die Liga entzücken? Trotz Dreifachbelastung?
„Warum nicht?“, sagt Hasenhüttl, „die Champions-League kann uns beflügeln. Wir werden mit großer Freude an diese Aufgabe herangehen. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich daran denke.“
Der Österreicher ist das lebendige Gegenstück zum durchgestylten und durchgeplanten Klub. Sein Motto: „Von nix kommt nix. Aber bei allem Ehrgeiz ist immer eine Spur Lockerheit dabei.“ Hasenhüttl ist beliebt, erfolgreich und gibt sich volksnah. Ein Jürgen Klopp ohne Bart. Kein Trainer, der sich abends mit der Taktiktafel ins Bett setzt. Das besorgen schon seine acht Assistenten.
Wenn Hasenhüttl nach einer neuen Idee sucht, setzt er sich auf sein Mountainbike (das steht in seinem Büro) und radelt durch den Wald. Oder er spielt auf seinem Blüthner-Flügel Beethovens Siebte. Der Hausmusiker liebt Klassik.
Wir nehmen alle 18 Klubs vor dem Start unter die Lupe
Derzeit schwitzen die Bundesliga-Profis in den Trainingslagern, bestreiten Testspiele, schreiben auf Fanfesten Autogramme. Am 18. August ist das Vorgeplänkel vorbei. Dann empfängt der Meister Bayern München das Team von Bayer Leverkusen zum Eröffnungsspiel der 55. Bundesliga-Saison.
Ihnen dauert es zu lange bis zum ersten Anstoß? Mit der Serie „Anpfiff. Der Bundesliga-Check“ verkürzen wir die Wartezeit bis zum Saisonstart. Ab heute stellen wir in jeder Ausgabe eine der 18 Mannschaften vor. Wer sind die neuen Stars? Wie lief die Vorbereitung? Was hat der Trainer geändert? All’ diese Fragen beantworten wir. Unsere Autoren geben auch eine Prognose zum Saisonverlauf des vorgestellten Teams ab.
Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre!
Die Mischung stimmt bei Red Bull: top aufgestellt in allen Abteilungen, ein Trainer mit Intuition. Dahinter eine Stadt, die RB angenommen hat.
Der Höhenflug hat gerade erst angefangen.
Aber ob es noch einmal für Platz zwei reicht, ist fraglich. Trainerlegende Ottmar Hitzfeld glaubt, dass RB durch die Champions-League-Teilnahme einer starken Belastung ausgesetzt sei. „Ich befürchte, dass der Kader dafür zu dünn aufgestellt sein könnte. Trotzdem werden sie auch in der kommenden Saison eine gute Rolle spielen, weil sie erstklassige Qualität besitzen.“
Dafür, dass Leipzig nicht die Kräfte ausgehen, spricht auch, dass der Kader mit einem Durchschnittsalter von 23,44 Jahren der jüngste aller Vereine ist. „Mangelnde Erfahrung machen wir mit körperlicher Frische wett“, behauptet Hasenhüttl.
Prognose: Weil die Qualität des Kaders so groß ist, kämpft RB Leipzig auch in der kommenden Saison um einen Platz für die Champions-League.