München. In München ist die Zeit von Carlo Ancelotti gekommen. Die nächsten Wochen zeigen, ob er seinem Ruf als Titelgarant gerecht wird. Ein Kommentar.

  • In München ist die Zeit von Carlo Ancelotti gekommen
  • Die nächsten Wochen zeigen, ob er seinem Ruf als Titelgarant gerecht wird
  • Ein Kommentar

Carlo Ancelotti wird nachgesagt, dass er es wie kein zweiter Fußballtrainer versteht, seinen Spielern im April und Mai Höchstleistungen zu entlocken. Eben genau dann, wenn die Titel vergeben werden, wenn im Europapokal die Gegner von Rang und Namen warten. Zlatan Ibrahimovic ist zu der Erkenntnis gelangt, David Beckham auch und Cristiano Ronaldo sowieso. Wahrlich kein schlechter Leumund.

Henkelpott wird am 3. Juni in Cardiff vergeben

Die Gabe, in Mailand, London, Paris und Madrid Meisterschaften und Pokale in beeindruckender Stückzahl zu gewinnen, war für die Bosse des FC Bayern ein sehr wichtiges Einstellungskriterium, als es im vergangenen Frühjahr die Nachbesetzung von Pep Guardiola zu regeln galt und man sich für den 57 Jahre alten Norditaliener entschied.

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Nun ist es April, und kaum ein anderer Klub als Viertelfinalgegner Real Madrid könnte den Münchnern mehr verdeutlichen, worum es in der Champions League in den nächsten Wochen geht.

Die bisherigen acht Monate unter dem zwar stilvollen, aber Kaugummi kauenden und häufig unterkühlt wirkenden Ancelotti werden deshalb kaum Eingang in die Gesamtbewertung seiner Arbeit finden. Angesichts der national abgehängten Konkurrenz gab es bisher weder Sorgen- noch Knitterfalten auf Ancelottis Stirn oder in seinen feingebügelten Anzügen. In der Champions League gegen Real Madrid wie auch im DFB-Pokal-Halbfinale gegen den BVB dagegen wird sich zeigen, ob er es - für die Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt - geschafft hat, eine so vertrauensvolle, aber auch zugleich fordernde Beziehung zu seinen Stars aufzubauen, dass sie Titel als Bringschuld gegenüber ihrem Trainer und sich selbst empfinden. Denken Arjen Robben, Franck Ribéry, Robert Lewandowski, Thiago Alcantara und Thomas Müller tatsächlich so, ist der FC Bayern größter Anwärter auf den Henkelpott. Auch wenn der ausnahmsweise nicht im Mai, sondern erst am 3. Juni in Cardiff vergeben wird.