Essen. Der Vorsitzende des Ligaverbandes nimmt die Konkurrenz des FC Bayern in die Pflicht, der nach dem 1:0 in Gladbach vor dem 26. Meistertitel steht.
- In einem Interview sorgt sich DFL-Chef Seifert über die Attraktivität der Bundesliga
- Wenn immer nur der FC Bayern Meister wird, schadet das dem Image des Wettberwerbs
- Verfolger RB Leipziger ging zuletzt die Puste aus
Sollte Christian Seifert bei seinem sehnlichsten Wunsch nach mehr Konkurrenz für den FC Bayern München in der Fußball-Bundesliga explizit an RB Leipzig gedacht haben, wird dieser Satz Ralph Hasenhüttls beim Boss der Deutschen Fußball-Liga (DFL) wohl für Enttäuschung gesorgt haben. Denn der Trainer des so privilegierten wie auch glänzend gestarteten Aufsteigers erklärte die zuletzt immer häufiger ausbleibenden Erfolgserlebnisse am Samstag nach der 0:3-Pleite bei Werder Bremen unter anderem mit der Belastung, die seine Mannschaft wegzustecken habe. „Durch die vielen Spiele ist der ein oder andere nicht mehr so frisch“, sagte Hasenhüttl nach dem 26 Pflichtspiel der Saison.
Hasenhüttl hätte vorher besser nochmal nachgezählt, um seine Botschaft weniger weinerlich erscheinen zu lassen. Denn der nunmehr um 13 Punkte einteilte FC Bayern und die nur drei Punkte schlechter als Leipzig dastehende Borussia aus Dortmund haben in der Tat wettbewerbsübergreifend in dieser Saison schon zwölf Einsätze mehr auf dem Buckel. Bei Twitter wurde Ralph Hasenhüttl dafür jedenfalls schon ordentlich verspottet: Man müsse erfreulicherweise angesichts der Mehrbelastung durch die Champions League im nächsten Jahr und vielleicht auch wegen eines längeren Ausharrens im DFB-Pokal nicht wirklich mit RB Leipzig als ernsthaftem Titelkandidaten in der Liga rechnen, wenn denn jetzt schon 26 Spieler für einen leeren Akku sorgen.
Serienmeister Bayern wäre schlecht für Bundesliga-Image
Warum das Christian Seifert ein Dorn im Auge sein muss? Der Vorsitzende der DFL-Geschäftsführung äußerte sich im Interview mit dem Kicker (Montagsausgabe) gleichermaßen besorgt wie auch gelangweilt ob der Dominanz des FC Bayern im nationalen Ligawettbewerb. Denn eine Liga, in der Champion schon zu Saisonbeginn so gut wie sicher feststeht, lässt sich nunmal im Ausland schlecht vermarkten. Hinter dem Rekordmeister kommen der BVB und Leipzig – und dann lange Zeit nichts, was München gefährlich werden könnte. Es fällt daher nicht schwer, sich nach dem 1:0-Sieg der Münchner am Sonntag bei Borussia Mönchengladbach vorzustellen, dass ein Tabellenführer in der Geschichte der Bundesliga neun Partien vor dem Saisonende noch nie einen so großen Vorsprung noch verspielt hat. Die Bayern unerreichbar? „Klar, und da kann man den Münchnern überhaupt keinen Vorwurf machen: Wenn der FC Bayern noch ein paar Mal hintereinander Meister werden sollte, wäre das nicht gerade förderlich für die Wahrnehmung des Wettbewerbs“, sagte Seifert dem Kicker.
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Selbstverständlich läge es an den Verfolgern und nicht am designierten Meister, diesen Zustand zu verändern. „In England geben vor einer Saison fünf Klubs den Titelgewinn als Ziel aus, in Italien sagen es drei und in Spanien zwei Vereine“, sagte der 47 Jahre alte Seifert, der seit 2005 die Geschäfte der DFL führt. Aber: „In Deutschland erklären 17 Klubs: Von Verfolgern kann keine Rede sein. Das muss sich irgendwie ändern.“ Während die Bayern seit dem aus ihrer Sicht Betriebsunfall mit zwei BVB-Meristerschaften auf den fünften Titel in Serie zusteuern, hat in der englischen Premier League Manchester United 2009 letztmals eine Meisterschaft verteidigen können. Auch wenn mal Alleingänge dabei waren, haben seitdem United, Manchester City, der FC Chelsea und der 2016er Sensations-Champion Leicester City immerhin für Abwechslung gesorgt, indem der neue Titelträger nicht automatisch der alte war.