Mainz. . Die Königsblauen dürfen jetzt auch wieder nach oben schauen: Köln ist nur noch vier Punkte entfernt. Maskenmann Sead Kolasinac zerfetzt das Netz.

Sead Kolasinac entspannt gerne beim Fußballspiel Fifa auf der PlayStation. „Ich spiele mit mir selbst als Schalke-Spieler und habe dort in den Einstellungen meine Schussstärke hochgestellt“, verriet Kolasinac am Sonntag in den Katakomben der Mainzer Arena mit einem Grinsen. In der realen Welt hat der Schalker Leistungsträger seine Schusskraft nicht modifiziert, aber sie reicht auch so, um ein eindrucksvolles Zeichen zu setzen. Beim 1:0 (0:0)-Sieg in Mainz erzielte Kolasinac nicht nur das Goldene Tor für die Königsblauen, sondern zerfetzte auch noch das Tornetz.

„Darüber freue ich mich natürlich. Also nicht über das kaputte Netz, sondern darüber, dass ich so schießen kann“, sagt der Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina.

Es war für ihn das dritte Saisontor. Durch seinen Treffer vergrößerten die Schalker den Abstand auf den Relegationsplatz auf sechs Punkte. Zum sechsten Rang, auf dem der 1. FC Köln steht, beträgt der Rückstand nur noch vier Zähler.

Rechnen will Kolasinac nicht

Mit Rechnen aber will sich Kolasinac nach dem zweiten Auswärts-Dreier der laufenden Spielzeit nicht beschäftigen. „Wir können nach dem 34. Spieltag Bilanz ziehen. Wir wollten in dieser Woche in zwei ganz wichtigen Spielen positiv abschneiden. Das ist uns in Mönchengladbach und jetzt in Mainz gelungen. Damit können wir beruhigt in die Länderspielpause gehen.“

Bis Schalkes Sieg feststand, gab es allerdings einige bange Momente zu überstehen. Im ersten Durchgang beschränkten sich die Gäste fast nur auf Defensivarbeit mit zaghaften Vorstößen. Torwart Ralf Fährmann war es zu verdanken, dass die Mainzer Drangphase mit Chancen von Danny Latza (37./39.) und Bojan Krkic (38.) erfolglos blieb. „Die erste Halbzeit“, befand der Ex-Schalker Latza, „war von uns ganz gut, aber in der zweiten Hälfte kamen wir nicht mehr richtig durch.“

Schalkes Trainer Markus Weinzierl ließ seinen Mittelfeldspieler Leon Goretzka wegen Adduktoren-Beschwerden in der Kabine, brachte stattdessen Nabil Bentaleb. Gerade in der Endphase, als Mainz die taktischen Fesseln abstreifte und mit Macht auf den Ausgleich drängte, vergaben Bentaleb und Choupo-Moting mehrere aussichtsreiche Konter-Situationen.

Dass die Konzentration in der einen oder anderen Szene abhanden kam, war nach Schalkes intensiver Woche wenig überraschend. Torwart Ralf Fährmann: „Wir haben es gespürt, dass wir das Europa- League-Spiel in Mönchengladbach in den Knochen hatten. Trotzdem haben wir 110 Prozent gegeben und uns den Auswärtssieg am Ende verdient.“ Fährmann sprach nach den intensiven 94 Minuten in Mainz von einer „Klasse-Teamleistung“ und wagte im Gegensatz zu Sead Kolasinac den Blick auf die Tabelle: „Es ist schon paradox. Letzte Woche mussten wir uns fast für den Abstiegskampf rechtfertigen. Jetzt heißt es schon wieder Europa-League-Plätze. Wir sind vorher ruhig geblieben. Genau das machen wir jetzt auch.“

Heidels Puls ganz normal

Auch Sportvorstand Christian Heidel behielt die Beherrschung. Der langjährige Mainzer war zum ersten Mal mit Schalke an seiner alten Wirkungsstätte, schüttelte viele Hände, hatte aber keine Schwierigkeiten mit dem Daumendrücken. „Ich habe kein einziges Mal darauf gehofft, dass Mainz vielleicht noch ausgleichen könnte. Aber ich war ruhiger als sonst. Während des Spiels war mein Puls bei 130 und nicht wie in Mönchengladbach zuletzt bei 150 Schlägen“, so Heidel, der seinen Mainz-Aufenthalt bei Familie und Freunden um einen Tag verlängerte.