Hamburg. Marketing-Vorstand Joachim Hilke wird den Hamburger SV wohl vorzeitig verlassen. Es droht auch der Absprung des Investors Klaus-Michael Kühne.
Sportliche Dauerkrise, peinliche Pannen bei der Sportchefsuche, ein rasierter Kapitän mitten in der Saison und nun auch noch der Rücktritt eines Vorstandsmitglieds: Der taumelnde HSV kommt nicht zur Ruhe. Die "Hütte brennt lichterloh", sagte Aufsichtsrats-Chef Karl Gernandt dem Hamburger Abendblatt. Und nun könnte auch noch Investor Klaus-Michael Kühne den Geldhahn beim Tabellenletzten zudrehen.
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Das scheint auch Marketing-Vorstand Joachim Hilke zu befürchten. Nach Informationen des Branchendienstes SPONSORS wird der 49-Jährige den krisengeschüttelten Klub vorzeitig zum Jahresende verlassen. Der noch bis zum 30. Juni 2018 laufende Vertrag Hilkes wurde demnach bereits aufgelöst.
"Ja", sagte Gernandt, es sei ein schwieriges Unterfangen Kühne neu für den HSV zu motivieren. Aber anders als Hilke will der 56-Jährige trotzdem weiter daran glauben, dass Kühne im Winter weitere Millionen für die so dringend benötigten Verstärkungen locker macht. "Aktuell ja", sagte Gernandt, im Hauptberuf Verwaltungsrats-Präsident des Logistik-Unternehmens Kühne+Nagel und damit enger Vertrauter des Milliardärs.
Die Suche nach einem neuen Sportdirektor hält an
Der HSV sei Kühnes "emotionale Heimat", sagte Gernandt: "Diese Verbindung hat uns in die Lage versetzt, uns in diesen schwierigen Zeiten zu stabilisieren und auf dem Transfermarkt Möglichkeiten zu eröffnen". Das Ziel müsse sein, dass "uns Herr Kühne in seiner generösen Unterstützung für den HSV nicht abhandenkommt."
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Doch die Kühne-Millionen müssen auch sinnvoll ausgegeben werden, und bei dieser Aufgabe schien Klubchef und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer in seiner Doppelfunktion zuletzt überfordert. Umso dringender suchen die noch sieglosen Hanseaten einen neuen Chefeinkäufer. "Die Sanduhr hat deutlich weniger Körner oben als unten. Wir sind uns der Dringlichkeit bewusst", sagte Gernandt: "Wir brauchen dringend einen Sportdirektor, der die Manpower in der Zusammenarbeit zwischen der Mannschaft und dem Trainer intensiv und 24 Stunden am Tag abdeckt."
Bei der bisher erfolglosen Suche (Hoogma, Heldt, Hochstätter, Boldt) hatte Beiersdorfer bisher eine mehr als unglückliche Figur abgegeben - nun wird er dafür ordentlich angezählt. "Wir haben den Vorstand intensiv gebeten, die Suche und Auswahl des Sportdirektors in einer professionellen Art und Weise zu betreiben, damit wir in der Außendarstellung nicht immer in ein öffentliches Pingpongspiel geraten", sagte Gernandt und verteilte damit eine verbale Ohrfeige. Der erste Abstieg der Vereinsgeschichte müsse unbedingt verhindert werden: "Deswegen bin ich jetzt auch zu jedem Risiko bereit, auch zu finanziellen Risiken. Jeder weiß: Nichts ist teurer als der Abstieg."
In Hoffenheim soll die Wende gelingen
Und in dieser turbulenten Gemengelage soll der Mannschaft der Weg aus der Krise gelingen. Trainer Markus Gisdol setzte vor der Partie bei den noch unbesiegten Hoffenheimern (Sonntag, 15.30 Uhr/Sky) ein Zeichen und sägte Kapitän Johan Djourou ab. Der Japaner Gotoku Sakai ist der neue Chef des Teams.
"Gotoku verkörpert alles, was wir in der aktuellen Situation brauchen. Er ist ein unermüdlicher Arbeiter, der auf dem Platz bis zum Umfallen alles für seine Mannschaft gibt. Gotoku ist offen, ehrlich und kommunikativ", sagte Gisdol vor dem Duell mit seinem Ex-Klub, den er 2013 vor dem Abstieg gerettet hatte. Bei Djourou hatte Gisdol dieses Gefühl offenbar nicht mehr.
Nun soll ausgerechnet in Hoffenheim, wo Gisdol auf seinen einstigen Co-Trainer Julian Nagelsmann trifft, die Wende gelingen. "Das wird eine richtig schwere Aufgabe", sagte Gisdol, der für den Rest der Hinrunde auf Stammtorwart Adler (OP nach Schleimbeutelentzündung im Ellenbogen) verzichten muss, vor dem Duell mit dem Europapokal-Anwärter: "Wir als HSV müssen es schaffen, Hoffenheim wehzutun." Sonst stürzt die brennende Hütte bald ein. (sid)