Köln. . Die Bundesliga boomt und rüstet sich für die Zukunft. Bei der Vorstellung des Bundesliga-Reports nennt Christian Seifert die Herausforderungen.

Wer in den vergangenen Wochen mit den Summen konfrontiert wurde, mit denen die englischen Fußballvereine potenzielle Verstärkungen umwerben, der konnte auf die Idee kommen, dass dem Bundesliga-Ball zunehmend die Luft ausgeht. Sorgenträger aber müssen nicht in Panik verfallen: Die Bundesliga boomt, sie kennt die Gefahren und stellt sich für die Zukunft breitbrüstig auf.

„Das Wachstum geht weiter“, verkündete Christian Seifert, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Fußball-Liga (DFL), mit erkennbarem Stolz, als er am Dienstag in den Räumen des Tochter-Unternehmens DFL Digital Sports in Köln den neuen Bundesliga-Report präsentierte.

Elfter Umsatzrekord in Serie

Die Erstligisten erhöhten ihren Umsatz in der Saison 2014/15 um sieben Prozent auf 2,62 Milliarden Euro – der elfte Umsatzrekord in Serie. Die Zweite Liga erwirtschaftete mit ihren vielen attraktiven Traditionsklubs erstmals 505 Millionen Euro Umsatz. Zum Vergleich: Die Erste Liga der Niederlande bringt es nur auf 439 Millionen Euro.

Können sich die deutschen Klubs also entspannt zurücklehnen? Vom Dachverband kommt ein entschiedenes Nein. „Um weiter zu den Top-3-Ligen in Europa zu gehören, muss die Bundesliga in den Jahren 2025 bis 2030 einen Umsatz von 5,5 bis 6 Milliarden Euro realisieren“, betont Seifert. Der aktuelle Rekord müsste also mehr als verdoppelt werden.

Bei aller Freude über den Umsatzrekord gibt es aber auch Probleme. Sieben Bundesligisten arbeiteten defizitär, vor allem Traditionsvereine wie Hamburg und Bremen haben sich in Furcht vor dem Absturz übernommen.

Konkurrenz für Sky gesucht

Seifert hält es für denkbar, dass solche Vereine künftig größere Stücke vom TV-Kuchen abbekommen. Nur in Deutschland werden die TV-Gelder noch gleichmäßig (65 Prozent) und nach sportlichen Leistungen (35 Prozent) verteilt. Nicht die Tradition, aber die Marketingleistung könnte ein neues Kriterium sein – sprich: Wenn mehr TV-Zuschauer Köln gegen Gladbach als Wolfsburg gegen Hoffenheim sehen wollen, könnte dies bei der Verteilung berücksichtigt werden. Eine Forderung, die Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schon vor Jahren stellte, als es dem BVB noch schlechter ging als heute.

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I n dieser Saison zahlt das Fernsehen den deutschen Klubs 817 Millionen Euro. Für den nächsten Vertrag ab der Saison 2017/2018 werden 1,1 bis 1,5 Milliarden Euro angestrebt. Auf dem derzeit von Sky beherrschten Pay-TV-Markt wird Konkurrenz gesucht. Unternehmen wie die Telekom, die bereits Medienrechte am Eishockey und am Basketball besitzt, könnten Interesse daran haben. Noch laufen Gespräche mit dem Kartellamt, aber Seifert skizziert schon mal die Lage, die auf den Konsumenten zukommen könnte: „Konkurrenz kann dazu führen, dass man nicht mehr alle Spiele über einen Anbieter sehen kann.“ Denkbar wären also ein zweiter Decoder und höhere Ausgaben für Live-Spiele.

Der internationale Markt ist wichtig

Auf nationale TV-Verträge allein will sich die DFL nicht verlassen. Der deutsche Fußball müsse „die internationale Aufmerksamkeit erhöhen“, meint Seifert. „Klubs wie Mönchengladbach, Schalke, Wolfsburg oder Leverkusen haben da noch Spielraum.“

Bekanntlich ist die Premier League auch in der Auslandsvermarktung weit vorgeprescht, und mit einem TV-Vertrag über 6,9 Milliarden Euro für die Spielzeiten von 2016 bis 2019 stößt sie in neue Dimensionen vor. „Dieser Vertrag ist gut für die Premier League, aber nicht für den Fußball in Europa“, sagt Seifert. „Der Hang zu irrationalem Handeln wird zunehmen.“

Seifert ahnt, dass auch kleinere englische Klubs Irrsinnssummen ausgeben werden, um mit aller Macht den Abstieg aus der lukrativen Liga zu verhindern. Auf der Insel droht die Ball-Branche zur Balla-Balla-Branche zu werden.