Doha. Lockt wirklich Jürgen Klopp? Die ungewisse Zukunft von Mario Götze beim FC Bayern München macht den Weltmeister zum logischen Spekulationsobjekt.
Sehnsüchtig schweift der Blick von Mario Götze über den Fußballplatz. Auf dem Fußweg zum Kraftraum kann der Weltmeister beobachten, wie seine Bayern-Kollegen sich am Freitagmorgen in Doha bei strahlendem Sonnenschein auf dem perfekten Grün der Aspire Academy die Bälle zupassen. Der 23-Jährige ist dagegen auch zu Beginn des neuen Jahres Zuschauer: Götze muss im Wintercamp des FC Bayern individuell für sein Comeback schuften, mit einsamen Läufen auf einem Nebenplatz und dem ungeliebten Aufbautraining in der Fitnesshalle.
"Ich habe nicht gedacht, dass es so gravierend ist", sagte Götze über jene schwerwiegende Oberschenkelverletzung, die er Anfang Oktober beim 0:1 im EM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Irland erlitten hatte. Wenigstens zeichnet sich ein baldiges Ende der Leidenszeit ab. "Solange Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, und das ist der Fall, ist alles gut", versicherte der Rekonvaleszent.
Götze: "Möglichst schnell bei hundert Prozent zu sein"
Aber fest steht schon jetzt: Den Rückrundenstart in zwei Wochen beim Hamburger SV wird Götze verpassen. Und damit ist er im Kampf um die Plätze in der so stark besetzten Münchner Offensive gleich wieder hintendran. Franck Ribéry ist noch länger verletzt, Arjen Robben muss in Doha wegen einer Erkältung pausieren. Das hätte Götze für sich nutzen können. "Wir peilen mal den Februar an", sagte er in Doha zum anvisierten Zeitpunkt für die Rückkehr ins Team. Und dann laute sein Ziel, "möglichst schnell wieder bei hundert Prozent zu sein".
Die Zeit drängt. Denn 2017 läuft Götzes Vertrag in München aus. Und in der Fußballbranche ist es üblich, dass spätestens ein Jahr vorher die Weichen gestellt werden. Verlängern oder verkaufen heißt die Frage für den deutschen Rekordmeister. "Mario soll gesund werden, und dann sehen wir weiter. Dann setzt man sich zusammen und tauscht sich aus", sagte Sportvorstand Matthias Sammer im Trainingslager.
Götzes drittes Jahr in München konnte noch keine Antwort auf die Frage geben, ob der 37 Millionen Euro teure Angreifer eine lohnenswerte Investition für den FC Bayern war. Die "Bild"-Zeitung vermeldete am Freitag ein Interesse von Jürgen Klopp, seinen einstigen Dortmunder Schützling zum FC Liverpool holen zu wollen - sogar schon in der Winterpause. Das darf ausgeschlossen werden. Und Zweifel sind erlaubt, ob das Verhältnis von Klopp und Götze nicht nachhaltig gelitten hat beim Wechsel des Nationalspielers 2013 von Borussia Dortmund nach München. Misstöne gab es jedenfalls.
Im dritten Bayern-Jahr wollte sich Götze beweisen
Dass der FC Bayern kurz vor Weihnachten mit den Weltmeister-Kollegen Thomas Müller und Jérôme Boateng sowie dem Spanier Javi Martínez die Verträge langfristig bis 2021 verlängerte, muss im Umkehrschluss nicht zwangsläufig gegen Götze ausgelegt werden. Da warten beide Seiten aktuell ab. Und der Verein wird sicherlich auch die Meinung des neuen Trainers Carlo Ancelotti einholen. Welche Rolle spielt Götze in dessen Bayern-Plänen?
Vielleicht erhofft sich auch Götze einiges vom Neuanfang unter dem Nachfolger von Pep Guardiola. Im Gegensatz zu Bundestrainer Joachim Löw vertraute der Katalane Götze nie zu hundert Prozent. Im dritten Bayern-Jahr wollte Götze eigentlich auch im Vereinstrikot dauerhaft beweisen, ein Leistungsträger zu sein, an dem Guardiola selbst in den großen Spielen nicht mehr vorbeikommen würde.
"Ich will, dass Mario gesund ist", sagte Guardiola zum Start in die Wintervorbereitung und erinnerte an die gute Form des 23-Jährigen bis zur Länderspielblessur vor drei Monaten: "Davor war Mario auf einem sehr hohen Niveau." Das Niveau von Götzes Rückrunde wird auch über die Zukunft des noch so jungen Weltmeisters entscheiden - ob beim FC Bayern oder sonstwo. (dpa)