Leverkusen. Zuletzt spielte Dominic Maroh nur selten, doch das rheinische Derby entschied er mit zwei Toren. Leverkusen fehlte die Kraft für eine Aufholjagd.

Anthony Modeste tanzte ausgelassen vor dem Kölner Fanblock, dessen Ekstase sich mit jeder Bewegung des Top-Torjägers noch zu steigern schien. Der Franzose hat mit seinen sechs Treffern in der Bundesliga großen Anteil an dem starken ersten Saisondrittel des 1. FC Köln. An diesem Nachmittag, an dem die FC-Fans den Karnevalsanfang kurzerhand vier Tage vorzogen, spielte Modeste jedoch nur nach dem Abpfiff die Hauptrolle. Der entscheidende Mann saß abgekämpft auf dem Rasen. Dominic Maroh, im normalen Leben für das Toreverhindern zuständig, wechselte im rheinischen Derby das Fach. Der 28-Jährige erzielte beide Kölner Tore beim verdienten 2:1-Auswärtssieg in Leverkusen.

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Maroh hatte nicht das Gefühl, dass Modestes Tanzeinlage ihm die Show gestohlen hätte. „Anthony ist einer unserer Spezialisten dafür, ich bin komplett der Falsche. Das will keiner sehen“, sagte der Innenverteidiger und grinste. Wichtiger war ja ohnehin, was die 30 210 Zuschauer in der ausverkauften Bay-Arena zuvor gesehen hatten: In der 17. Minute hielt Maroh am zweiten Pfosten den Fuß hin - 1:0. In der 72. Minute köpfte er wuchtig ein - 2:1.

Maroh findet seinen Rythmus wieder

„Einen solchen Tag wünscht man sich einmal im Leben“, sagte der Abwehrmann, der bis dahin erst dreimal in der 1. Bundesliga getroffen hatte. Seine persönliche Sternstunde strahlte umso heller, da Maroh zuletzt um seinen Platz in der Mannschaft kämpfen musste. Nach einer Oberschenkelverletzung im Sommer verpasste er den Saisonstart, spielte an den ersten elf Spieltagen nur einmal von Beginn an und wurde zweimal eingewechselt. „Es hat länger gedauert, bis ich meinen Rhythmus wieder gefunden habe“, räumte Maroh ein. „Aber ich wusste: Irgendwann kommt der Tag.“

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Diesen Tag erlebte er in der Bay-Arena. „Ich weiß nicht, warum er sich damit so lange Zeit gelassen hat“, sagte FC-Trainer Peter Stöger trocken. Im Ernst fügte der Österreicher an, dass die beiden Tore eine Belohnung für Maroh gewesen seien, der die Mannschaft auch unterstützt habe, als er draußen saß.

Schmidt kritisiert Schiedsrichter

Stöger freute sich über Marohs Leistung, er freute sich über den Derbysieg, aber vor allem freute sich der Coach über die Reaktion seines Teams. Immerhin hatten die Kölner in den vergangenen drei Bundesliga-Spielen nur einen Punkt geholt, waren aus dem Pokal ausgeschieden und warteten mit Anpfiff in Leverkusen seit 366 Minuten auf ein Pflichtspieltor. „Wir haben die Antwort darauf gegeben. Wir sind stabil“, stellte Stöger fest.

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Zuletzt hatten die Kölner mit einigen Schiedsrichter-Entscheidungen gehadert, allen voran mit dem Handgegentor von Hannovers Leon Andreasen. Diesmal war es Leverkusens Trainer Roger Schmidt, der eine Situation „diskussionswürdig“ fand. Als Modeste sich in der 53. Minute auf den Weg zum Tor machte, kreuzte er den Weg mit Bayer-Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos und fiel. Schiedsrichter Felix Zwayer zückte Rot, obwohl Leverkusens Jonathan Tah noch in der Nähe gewesen war. In Unterzahl fehlte den Hausherren anschließend die Kraft, ein erneutes Comeback zu schaffen.

Den verdienten Derbysieg der Kölner schmälerte dies nicht. „Leider ist die Busfahrt nach Hause nicht so lange“, sagte Dominic Maroh auf die Frage nach der FC-Partyplanung. „Das eine oder andere Kölsch werden wir aber trotzdem trinken.“ Vielleicht wird es beim Derby-Entscheider danach noch etwas mit dem Tanzen.