Wolfsburg. . Der erneut verpasste Supercup zeigt dem FC Bayern, dass der VfL Wolfsburg immer mehr zum ernst zu nehmenden Rivalen heranwächst. Außerdem verloren die Münchner wieder mal ein Elfmeterschießen.

Am Ende wirkten Jubel und Enttäuschung alles andere als aufgesetzt. Von einem „Titelchen“ hatte Bayern Münchens Sportvorstand Matthias Sammer gesprochen, das beim Supercup in Aussicht stehe. Nach der 4:5-Niederlage im Elfmeterschießen am Samstagabend gegen den VfL Wolfsburg hatte diese Verniedlichung jedoch kaum noch Bestand. Die Wolfsburger feierten ihren Erfolg im Konfettiregen durchaus so ausgelassen wie einen nennenswerten Titel. Und vor allem für den FC Bayern fühlte sich der zum dritten Mal hintereinander verpasste Supercup an wie eine echte Niederlage. Ohne Einschränkung. Die Münchner waren sogar so verärgert, dass sie die Siegerehrung schwänzten.

„Enttäuscht und sauer“

„Ich bin enttäuscht und sauer“, sagte später Arjen Robben, der die Münchner in der 49. Minute in Führung gebracht hatte. Doch weil dem eingewechselten Nicklas Bendtner in der 89. Minute noch der Ausgleich gelang und er kurz darauf auch den entscheidenden Elfmeter verwandelte, mussten sie beim FC Bayern ein weiteres Mal altbekannte Makel beklagen. „Wir waren klar die bessere Mannschaft. Wir müssen vor dem Tor einfach eiskalt sein“, sagte Jérôme Boateng, der bei Bendtners Ausgleich einen Schritt zu spät gekommen war. Diese Niederlage sei nicht nur „sehr, sehr ärgerlich“, befand er, sie dürfe auch „nicht passieren“.

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Es ist zu diesem Zeitpunkt der Saisonvorbereitung sicher kein ganz verlässlicher Maßstab, den der Supercup geliefert hat. Doch eine Ahnung davon, dass sich der finanzstarke VfL Wolfsburg immer mehr zum echten Titelrivalen des FC Bayern mausern will und womöglich auch kann, vermittelte das Spiel durchaus.

„Wir haben Blut geleckt“, sagte Trainer Hecking und erinnerte an den vorangegangenen Titelgewinn, den Pokalsieg Ende Mai. Zudem stellte er fest, was durchaus zum Motto taugen könnte in der neuen Rivalität mit dem Branchenführer aus München. Hecking sagte stolz: „Wir sind eine Mannschaft, die immer zurückschlagen kann.“

Auch Manager Klaus Allofs erkannte im Auftritt eine Fortsetzung der „Siegermentalität“, die der VfL zuletzt entwickelt habe. Dieser Erfolg „unterstreicht unseren Weg nach vorne“, sagte Allofs. Der, so drückte es Ricardo Rodríguez aus, langfristig angelegt ist und noch mehrfach für Verdruss beim FC Bayern sorgen soll. „Wir sind auf einem guten Weg und werden sie nicht in Ruhe lassen“, kündigte der Schweizer an.

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Dass sich die Wolfsburger überhaupt über ihre Titelpremiere im Supercup freuen durften, mussten sich die Münchner allerdings vor allem selbst anlasten. Dominiert hatten sie das Geschehen ja und dabei auch mehr Möglichkeiten herausgespielt als der VfL. Doch wie schon mehrfach in der Vergangenheit fehlte der Mannschaft von Trainer Pep Guardiola im letzten Drittel die konsequente und zielorientierte Zuspitzung.

Starker Douglas Costa

Das beste Beispiel lieferte ausgerechnet jener Spieler, der ansonsten positiv aufgefallen war. Douglas Costa hatte den weiterhin verletzten Franck Ribéry gut vertreten. Der 30 Millionen Euro teure Zugang von Schachtjor Donezk wirbelte die Wolfsburger auf der linken Seite gehörig durcheinander. Vor allem sein Gegenspieler Vieirinha konnte den explosiven Antritten des Brasilianers nicht folgen. „Wir wurden überrumpelt“, gestand Hecking. Mit seinen Hochgeschwindigkeitsläufen hatte Costa mehrere gute Chancen eingeleitet, darunter Robbens Tor. Doch die nötige Kühle vor dem Tor ließ auch er vermissen.

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Beinahe zur Gewohnheit werden langsam auch verlorene Elfmeterschießen. Vor allem Xabi Alonso erlebte eine Fortsetzung des Traumas vom jüngsten Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund. Anders als gegen den BVB trafen diesmal immerhin die Kollegen, doch Alonsos Ball in die Tormitte wehrte Wolfsburgs Schlussmann Koen Casteels spektakulär mit dem Fuß ab.