Leverkusen. Hakan Calhanoglu und Stefan Kießling treffen für die Werkself beim Heimsieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Standing ovations bei Rolfes-Abschied.

Vorletzter Spieltag in der Bundesliga, Rang vier sicher: Eigentlich hätte das Team von Roger Schmidt das letzte Heimspiel der Saison entspannt angehen können, aber der Fußballlehrer von Bayer 04 Leverkusen hatte vor der Partie mit der TSG Hoffenheim angekündigt, auch die „kleinste Chance auf Platz drei“, und damit auf eine direkte Qualifikation für die Champions League, wahren zu wollen.

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Um dieses Vorhaben umzusetzen, nahm Schmidt im Vergleich zur Vorwoche gleich zwei Änderungen vor. Den gelbgesperrten Lars Bender ersetze er durch Stefan Reinartz. Für Julian Brandt rückte Karim Bellarabi ins Team. Auch die Kraichgauer Elf blieb nicht unverändert. Trainer Markus Gisdol rotierte für den gelbgesperrten brasilianischen Offensivmann Roberto Firmino Tarik Elounoussi in die Startelf. Auch Ermin Bicakcic und Adam Szalai mussten nach ihrem enttäuschenden Auftritt in der vergangenen Woche vorerst auf der Bank Platz nehmen. Für sie rückten Tobias Strobl und Jin-Su Kim in die Mannschaft. Ebenfalls nicht im Team: Sven Schipplock. Der Stürmer kuriert einen grippalen Infekt aus.

Rolfes und Reinartz verabscheidet

Schiedsrichter Robert Hartmann hatte die Partie noch nicht angepfiffen, da jubelten die Bayer-Fans bereits zum ersten Mal, denn sowohl Kapitän Simon Rolfes, als auch der langjährige Bayer-Akteur Stefan Reinartz bestritten ihr letztes Heimspiel für die Werkself und wurden vor der Partie von Sportdirektor Rudi Völler geehrt.

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Den besseren Start in der mit 29072 Zuschauern ausverkauften BayArena erwischten allerdings die Gäste aus Hoffenheim. Schon in der 3. Minute sorgte der Freistoß von Primin Schwegler für Gefahr im Leverkusener Strafraum. Kapitän Rolfes bekam den Ball nicht aus dem Sechzehner und so kam Elyounoussi aus elf Metern zum Schuss, mit dem Bayer-Keeper Bernd Leno aber keine Probleme hatte.

Die Werkself kam nur schwer in Gang, weil das Team von Markus Gisdol auf frühes Pressing setzte. In der 17. Minute verzeichneten die Gäste aus Hoffenheim die erste richtig gute Chance. Nach Vorlage von Kevin Volland fackelte Anthony Modeste nicht lange und zog aus halblinker Position ab. Leno lenkte den Schuss aufs lange Eck noch gerade um den Pfosten.

Calhanoglu-Tor wird zurückgepfiffen

Ein Weckruf für die Schmidt-Elf. In der 21. Minute kamen die Gastgeber dank einer Standartsituation zu ihrer ersten guten Gelegenheit. Hakan Calhanoglus Direkt-Versuch aus rund 25 Metern konnte Hoffenheims Torwart Oliver Baumann noch aus dem Winkel fischen. Nur drei Minuten später kam Wendell frei zum Schuss, verzog allerdings um zwei Meter. Die Hausherren übernahmen langsam aber sich die Kontrolle über das Spielgeschehen. Heung Min Sons Riesenchance (29.), nach toller Vorarbeit von Calhanoglu, hätte das 1:0 sein müssen, doch Baumann konnte erneut mit einer Glanztat klären. Den Gästen gelang es kaum noch, aus der eigenen Hälfte herauszukommen und wenn, dann vergaben sie ihre Chancen zu leichtfertig, wie beispielsweise Kevin Volland in der 41. Minute.

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Nur 60 Sekunden später zappelte der Ball dann das erste Mal im Netz. Doch, zum Unmut der jubelnden Bayer-Fans, entschied das Schiedsrichtergespann beim Schuss von Calhanoglu auf Abseits. Nur Sekunden vor dem Pausenpfiff kommt der Türke mit der Rückennummer 10 dann aber doch noch zu seinem Treffer: Mit einem Freistoß-Hammer aus 30 Metern versenkte er den Ball im Kasten der Kraichgauer. Keeper Baumann war bei dem Aufsetzer chancenlos.

Leverkusen kommt stärker aus der Kabine

In der Halbzeitpause dürften sowohl Schmidt als auch Gisdol auf den Zwischenstand der Partie Bremen gegen Gladbach geschaut haben. Denn: Die Leverkusener hofften auf Schützenhilfe aus Bremen, wo Werder die Viertplatzierten aus Gladbach empfing. Auch für Markus Gisdol dürfte die Partie von großem Interesse gewesen sein, denn eine Niederlage der Bremer hätte seinem Team, bei eigenem Sieg, wieder größere Chancen auf eine Europa League-Qualifikation gemacht.

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Anders als in der ersten Spielhälfte starteten die Leverkusener nach dem Anpfiff deutlich engagierter. Für Son war die Partie allerdings schon kurz nach Wiederanpfiff beendet, für ihn kam Julian Brandt (59.) ins Team. Hoffenheim hatte den Dampfer vor der Pause offensichtlich noch nicht verdaut. Die Angriffsbemühungen blieben harmlos. Anders die Offensive der Gastgeber. Nach exzellenter Vorarbeit des auffälligen Calhanoglu kam Stefan Kießling im Strafraum frei zum Schuss, tunnelte Baumann und sorgte mit dem Treffer zum 2:0 in der 60. Minute für die Vorentscheidung. In der 63. Minute hatte Ömer Toprak sogar die Chance auf 3:0 zu erhöhen.

Standing ovations für Simon Rolfes

Noch einen emotionalen Höhepunkt gab es in der 77. Minute: Simon Rolfes wurde mit stehenden Ovationen von den 29000 Zuschauern verabschiedet. Für ihn kam Gonzalo Castro auf den Platz. Das zeitweise bissig geführt Spiel ebbte in der Schlussphase deutlich ab.

Dennoch: Nach der 0:3-Pleite in der vergangen Woche dürfte Roger Schmidt mit dem 2:0-Erfolg seiner Mannschaft deutlich zufriedener sein. Einziger Wermutstropfen: Weil auch Gladbach in Bremen siegte (1:0), sind die Leverkusener Chancen auf einen direkten Qualifikationsplatz für die Champions League vor dem letzten Spieltag endgültig dahin.

  • Leverkusen – Hoffenheim 2:0 (1:0)
  • Leverkusen: Leno, Reinartz, Rolfes (Castro 77.), Son (Brandt 59.), Calhanoglu, Kießling, Hilbert ( Boenisch 81.), Jedvaj, Wendell, Toprak, Bellarabi
  • Hoffenheim: Baumann, Beck, Rudy (Amiri 62.), Polanski, Strobel, Elyounoussi (Salihovic 62.), Schwegler, Abraham, Kim (Szalai 76), Modeste, Volland