Leverkusen. Der 19 Jahre alte Julian Brandt gilt als Juwel. Nach seinem Tor gegen die Bayern will der Bayer-Offensivspieler am Samstag auch in Gladbach glänzen.
Kurz nachdem Schiedsrichter Christian Dingert am vergangenen Samstag den finalen Pfiff getätigt hatte und somit der 2:0-Heimerfolg von Bayer Leverkusen über den FC Bayern München amtlich war, musste Julian Brandt noch beweisen, dass er schwindelfrei ist. Als die Bayer-Fans den Namen des 19-Jährigen riefen, winkte ihn der Stadionsprecher heran und gab das entscheidende Kommando: „Los, geh rauf!“ Auch wenn sich der literarische Wert des Textes „Ufta ufta, ufta, tätärä“ in Grenzen hält, ist es für jeden Leverkusener Spieler eine Ehre, das Gitter zu erklimmen, sich das Mikrofon zu schnappen und mit den Fans den Vereins-Klassiker anzustimmen.
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„Es war ein Erlebnis, es war ja das erste Mal für mich“, erzählte Julian Brandt später. „Ich hatte nur Angst runter zu fallen.“ Die Bayer-Anhänger hatten Brandt nicht nur auf den Zaun gerufen, weil er an diesem Tag seinen 19. Geburtstag feierte. Der schnelle Junge mit dem blonden Haar hatte vorher seine starke Vorstellung mit einem sehenswerten Schuss zum 2:0 gekrönt.
Bellarabi fehlt wegen Sperre
„Ein Sieg und ein Tor an meinem Geburtstag. Das ist ein Tag wie gemalt“, schmunzelte Brandt. „In dieser Nacht werde ich nicht schlafen können.“ Inzwischen ist er wieder hellwach und will es auch am Samstag um 15.30 Uhr sein, wenn Bayer Leverkusen bei Borussia Mönchengladbach antritt (im Live-Ticker). „Wenn wir in Gladbach gewinnen, stehen wir auf Platz drei und haben es selbst in der Hand, in den restlichen Spielen gegen Hoffenheim und Frankfurt diesen Rang zu halten“, sagte Brandt.
Es geht um viel, denn Platz drei bedeutet die direkte Qualifikation für die Champions League in der kommenden Saison. Viele Millionen wären dann sicher, während der Vierte noch ein Hin- und Rückspiel bestehen muss, ehe das große Geld gesichert ist. Brandt hat sehr gute Chancen bei diesem Endspiel um Rang drei von Beginn an aufzulaufen, weil Nationalspieler Karim Bellarabi eine Gelb-Sperre absitzen muss.
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Während sich Bellarabi in dieser Saison mit beeindruckenden Auftritten einen festen Platz im Nationalteam erdribbelte, wirbelt der U19-Europameister Julian Brandt noch im deutschen Talentschuppen. Die Betonung liegt auf noch, denn seine außergewöhnliche Begabung könnte ihn schnell auch die nächste Stufe erklimmen lassen. Aber zunächst will sich der gebürtige Bremer erst einmal einen Stammplatz in Leverkusen sichern. Gegen die Bayern kam er noch von der Bank – und traf. „Es war eine ganz schwere Entscheidung, Julian zunächst draußen zu lassen“, gab Bayer-Trainer Roger Schmidt Einblick in seine Überlegungen. „Ich habe mich dann besonders für ihn gefreut. Er hat die Motivation so auf den Platz gebracht, obwohl er an seinem Geburtstag nicht von Anfang an gespielt hat.“
Klubchef Schade: Ein Juwel
Nicht nur Schmidt fand lobende Wort für Brandt, auch Bayern-Trainer Pep Guardiola war der Leverkusener aufgefallen: „Er hat ein wirklich wunderbares Tor geschossen.“ Bayer-Klubchef Michael Schade nennt Brandt „ein Juwel“. Sein Sportdirektor Rudi Völler prophezeit ihm eine große Zukunft: „Bei Julian hat man den Eindruck, dass viel Luft nach oben ist. Wir werden noch viel Freude an ihm haben.“
Völler kann sich selbst beglückwünschen, dass er es geschafft hat, Brandt im Januar 2014 für eine Ablöse von 350.000 Euro vom VfL Wolfsburg nach Leverkusen zu locken. Inzwischen wird sein Marktwert auf fünf Millionen Euro geschätzt. Tendenz stark steigend. Leverkusen war vor 17 Monaten nicht der einzige Bewerber. Die Wolfsburger hätten ihn gern behalten, bei Borussia Dortmund war ebenso ein Thema wie bei den Bayern. Der Münchner Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge gab damals das Interesse an Brandt zu. Aber es gebe auch Spieler, die sich für einen Zwischenschritt entscheiden würden, weil sie der Meinung seien, so sei es besser für sie.
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Ob und wann der Zwischenschritt für Brandt beendet ist und ob er dann wirklich Richtung München gehen wird, muss sich erst noch zeigen. Sein Vertrag läuft bis 2019. Angeblich soll es eine Ausstiegsklausel mit einer ansteigenden festgeschriebenen Ablösesumme geben.
Fakt ist: Der Offensivspieler hat seit Januar 2014 bereits 34 Bundesligapartien für Leverkusen absolviert. Nummer 35 soll am Samstag im Borussia-Park für Julian Brandt ein ganz besonderes werden: „Gegen Gladbach geht es um die Wurst.“