Hamburg. Nach nur gut sechs Monaten als HSV-Trainer muss der 44-jährige ehemalige U23-Coach Zinnbauer seinen Stuhl bei den Profis schon wieder räumen.
Josef Zinnbauer ist nicht mehr Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV. Nach einer Krisensitzung der Clubführung gab der HSV am Sonntagabend das Aus für den 44-Jährigen nach nur gut sechs Monaten als Coach der HSV-Profis bekannt. Grund ist der Absturz des noch nie aus der ersten Liga abgestiegenen Clubs nach sechs Punktspielen ohne Sieg auf den Relegationsrang. Wie der Verein mitteilte, übernimmt Peter Knäbel, der Direktor Profifußball, bis zum Saisonende das Traineramt beim Tabellen-Drittletzten.
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„Joe Zinnbauer hat sich seiner Arbeit vom ersten Tag an mit großer Leidenschaft und maximalem Engagement verschrieben. Er hat alles gegeben für den HSV. Dafür haben wir uns bei ihm bedankt. Nach den jüngsten Ergebnissen und in Anbetracht der sportlichen Gesamtsituation sahen wir uns jetzt aber gezwungen eine Veränderung vorzunehmen“, erklärte HSV-Boss Dietmar Beiersdorfer auf der Homepage des Vereins. Neben Zinnbauer wurde auch dessen Assistent Patrick Rahmen freigestellt. Zinnbauer sagte: "Ich wünsche der Mannschaft, Peter Knäbel und dem Verein alles Gute für den Saisonendspurt."
Der 18. Trainer in 18 Jahren
Damit hat der HSV in den vergangenen 18 Jahren seit 1997 bereits den 18. Trainer verschlissen. Zinnbauer hatte erst am 16. September 2014 Mirko Slomka abgelöst, mit dem der Club im Vorjahr in der Relegation knapp den Klassenverbleib geschafft hatte.
Überraschend schnell wurde Peter Knäbel inthronisiert. Der HSV-Sportdirektor besitzt die Fußballlehrer-Lizenz. Der ehemalige St. Pauli-Profi hatte schon nach der 0:1-Heimpleite am Freitagabend gegen den Mitkonkurrenten Hertha BSC ein klares Bekenntnis zum Coach vermissen lassen. "Wir werden in den nächsten Tagen alles analysieren und uns auf die acht Spiele ausrichten." Er fügte aber hinzu: "Es ist nicht so, dass wir jetzt nur über den Trainer richten. Wir werden mit ihm darüber sprechen, was zu tun ist", betonte er.
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Denn eigentlich gefiel dem Vorstand die Vorstellung von Fußball, die Zinnbauer vertritt: Offensive Spielweise plus Einbindung eigener Talente. Im Abstiegskampf ist jedoch alles anders. Das Team ist verunsichert. Da reicht eine Standardsituation wie gegen Hertha, als Sebastian Langkamp (84. Minute) einköpfte und der HSV wieder mit leeren Händen dastand. "Ich glaube nicht, dass die Qualität fehlt", sagte Zinnbauer, der sich vor die Mannschaft stellte. Ihm selbst geht es nur um den Nichtabstieg des Liga-Dinos geht: "Es geht nicht um mich, es geht um den HSV."
Sieglos-Serie und keine Weiterentwicklung
Gegen den 44-Jährigen sprach neben der jüngsten Sieglos-Serie auch die Tatsache, dass keine sportliche Weiterentwicklung erkennbar ist. Zwar gelang es dem ehemaligen U23-Coach, abgesehen von der 0:8-Schlappe bei Bayern München, die Defensive zu stabilisieren. Dagegen ist die HSV-Offensive mit der katastrophalen Ausbeute von 16 Treffern und dem Vereins-Negativrekord von schon 15 Partien ohne eigenen Torerfolg das große Manko, wie selbst Ersatzkapitän Johan Djourou einräumt.
"Wir reden über den Trainer, aber wir Spieler müssen mehr machen", sagte der Schweizer Nationalspieler. Und verdeutlichte, dass nicht der Coach, sondern die hoch bezahlten Profis das eigentliche Problem beim HSV darstellen. Auch Abwehrspieler Dennis Diekmeier beteuerte: "Jeder weiß, dass wir hinter Zinnbauer stehen. Er ist ein sehr ehrgeiziger Trainer und gibt immer Gas." Für die HSV-Oberen reichte dies aber nicht für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Nun sind wieder einmal die Profis am Zug. (dpa/we)