Belek. . Schalke machte 1992 den Anfang und flüchtete vor dem Schnee in die Türkei, heute schlagen in den Pauschal-Hotels 700 Klubs ihre Trainingslager auf.
Ganz am Anfang waren der Strand, der Wald und die Schildkröten. Und ein Naturreservat. Es gibt nicht mehr viele der alljährlich an die türkische Riviera strömenden Pauschaltouristen, die sich das speziell in Belek noch vorstellen können. Ständig neue Wohlfühloasen und Wellnesstempel, Luxushotels und Golfplätze werden in der Mittelmeer-Region östlich von Antalya aus dem Boden gestampft, weil das Geschäftsmodell offenbar lohnend ist: Im Sommer die Familien und Sonnenanbeter, im Winter die Golfspieler und Fußballer. Keine Region übt auf die höchsten drei Spielklassen Deutschlands mittlerweile eine so faszinierende Wirkung aus wie Belek: Ein Drittel der Bundesliga schlägt jetzt im Januar hier sein Winterquartier auf.
In diesem Jahr hat Werder Bremen den Anfang gemacht. Die Bremer steigen bereits zum 13. Mal in der Gegend ab – knapp fünf Kilometer vom eigentlichen Ort Belek, der aus einigen Häusern und Geschäften, einem Dorfplatz mit Pforte und Schranke und geschätzten 2000 Einwohnern besteht.
Belek ist ruhiger - das gefällt vielen Bundesligisten
Die edlen Herbergen, die nun nacheinander auch Borussia Mönchengladbach (ab Donnerstag), Hannover 96, FC Augsburg (ab Sonntag), SC Paderborn (ab 13. Januar) und Hertha BSC (ab 18. Januar) beziehen, liegen wenige Kilometer entfernt, durch Stich- und Einfallstraßen getrennt, in den weitläufigen Pinienarealen.
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„ Belek bietet einfach sehr gute Bedingungen“, erklärt Bremens Geschäftsführer Thomas Eichin, dessen Klub im Vorjahr noch in Jerez de la Frontera überwinterte. Doch das Hotel bot nicht mehr den ganz gehobenen Standard, zudem dröhnte fortwährend der Lärm von der Rennstrecke herüber. Belek ist da besser – weil ruhiger. Und top gepflegte Rasenplätze, kurze Wege und angenehmes Ambiente sind garantiert. Stimmt dann noch das Wetter, ist wirklich alles perfekt.
Paderborn und Bremen schätzen Belek
„Es gibt gute Hotels, beste Infrastruktur, viele Möglichkeiten für Testspiele“, erklärt Paderborns Manager Michael Born, der mit den Ostwestfalen schon in Zweitligazeiten die Umgebung zu schätzen wusste.
Die Idee, in Belek dem Profifußball einen Wintergarten zu errichten, hatte der umtriebige frühere Nationaltorwart Dieter Burdenski, der für Werder Bremen lange in der Doppelfunktion als Torwarttrainer und Reiseorganisator tätig war. Der 64-Jährige organisiert denn auch wieder den Trip für Journalisten und Fans mit den Grün-Weißen, und gerne erinnert „Budde“ an das Experiment aus dem Jahre 1992, als Schalke 04 mit der allerersten Türkei-Tour den Anfang machte. „Ein kleineres Hotel, in das heute kein Erstligist mehr gehen würde“, erzählt Burdenski, der an der Bar das eine oder andere Abenteuer auf Knopfdruck parat hat.
Nur der FC Bayern war noch nie in Belek
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Heute wirkt es im Januar so, als seien Dutzende der Fünf-Sterne-Resorts ganz auf Fußball eingestellt – kaum ein Terrain, auf dem nicht Profis und Amateure üben. Burdenski nennt es die „höchste Rasenplatzdichte der Welt“ und schätzt die Zahl der Klubs, die sich vorbereiten, auf rund 700.
Nur der FC Bayern ist noch nie nach Belek gereist – aktuell lässt es sich in Katar noch besser leben und vor allem mit Freundschaftsspielen viel mehr verdienen.
Geht es um das Preis-Leistungs-Verhältnis, dann laufen die türkischen Quartiere, die oft in russischen Besitz gelangt sind, den spanischen oder portugiesischen den Rang ab. Belek ist unschlagbar billig: Im Januar sind Schnäppchenangebote für eine Woche Flug und Hotel mit Halbpension für unter 500 Euro zu haben. Der Kostenaspekt spielt für Zweit- und Drittligisten die größte Rolle: Das vom Flughafen nicht weit entfernte Städtchen Lara und den Urlaubsort Side mitgerechnet, steigt die Hälfte aller Zweitligisten in der Türkei ab. Und auch von den 20 Drittligisten überwintern zehn unterm Halbmond. Mancher Zweitliga- und Drittliga-Kicker hüpft direkt in jene Betten, die die Erstliga-Profis dann bereits geräumt haben.