Paderborn. . Sie haben seit sechs Spielen nicht mehr gewonnen und nur drei Punkte geholt, doch die Bosse des Bundesligisten SC Paderborn brechen nicht in Panik aus
Lukas Kruse lächelt, das schon. Aber es ist eines dieser ziemlich müden Lächeln, die eine gewisse Langeweile, sogar etwas Unverständnis für eine Frage signalisieren. „Für uns fing der Abstiegskampf doch bereits vor der Saison an“, antwortet Kruse also leise. Doch zum Ende der Hinrunde seiner ersten Saison in der Fußball-Bundesliga ist der SC Paderborn auch im realen Abstiegskampf angekommen und könnte nach dem Gastspiel an diesem Samstag beim mit nur zwei Punkten weniger auf Platz 15 stehenden VfB Stuttgart (15.30 Uhr) im unmittelbaren Dunstkreis der gefährdeten Tabellenplätze überwintern müssen.
Nur: In Panik brechen die Ostwestfalen deshalb nicht aus. „Natürlich ist es wichtig, in Stuttgart mindestens einen Punkt zu holen“, sagt etwa Michael Born, Manager Sport des SCP, um im selben Atemzug zu ergänzen: „Aber egal wie das Spiel ausgeht, haben wir eine top Vorrunde in unserer ersten Bundesliga-Saison gespielt.“
Und nach dieser leuchten mindestens 18 Punkte auf dem Konto der Paderborner. 18 Punkte, die ihnen die wenigsten Experten zutrauten, da bereits der Aufstieg einem kleinen Fußball-Wunder gleich gekommen war. Doch Trainer Andre Breitenreiter und seine Mannschaft bewiesen ihre Konkurrenzfähigkeit. Mehr noch: Sie erspielten sich sogar schnell den Respekt der Konkurrenz. Weil der 41-jährige Breitenreiter seinen Jungs offensichtlich funktionierende und auf jeden Gegner neu zugeschnittene Taktiken vorgeben kann - und die Fußballer mit Leidenschaft und Ballgeschick in der Lage sind, diese umzusetzen.
Krise kein Thema
„Wir haben alle Ziele mehr als erreicht, die Mannschaft hat Grandioses geleistet“, sagt Andre Breitenreiter deshalb auch vor dem Duell in Stuttgart, welches beim Blick auf die nackten Zahlen Abstiegskampf pur darstellt und das Umfeld manch’ anderen Klubs in hektische Betriebsamkeit verfallen ließe. Sechs Spiele in Folge blieb der Aufsteiger zuletzt sieglos und holte dabei durch drei Unentschieden lediglich drei Punkte.
Weil zwei Gegner, denen ein Zähler abgetrotzt wurde, aber Borussia Dortmund und VfL Wolfsburg hießen, weigern sich Born und Breitenreiter, auf dieses Thema einzugehen. Den Trainer ärgerte der Hinweis auf diese erste „kleine Krise“ und den „erhöhten Druck gegen Stuttgart“ nach dem Heimspiel gegen Schalke 04 sogar derart, dass sich Breitenreiter echauffierte: „Wir haben erneut eine überragende Leistung abgegeben. Wer jetzt anfängt, über so etwas nachzudenken, der hat es nicht verstanden.“
Kurz bevor der SC Paderborn am Freitag mit einem Charterflieger nach Stuttgart aufbricht, äußert sich Breitenreiter zurückhaltender, wenngleich die Intention identisch bleibt. „Uns war allen klar, dass es auch schwächere Phasen geben wird“, sagt er, „schließlich sind wir von den Rahmenbedingungen her nicht auf Augenhöhe mit den Konkurrenten“. Das Training zuvor leitet er in der Arena, weil der Rasen der Paderkampfbahn als einzigem Trainingsplatz noch matschiger ist.
„Wir werden auch in Stuttgart gut vorbereitet sein“, sagt Michael Born. Seine Vorhersage, der SCP werde nicht auf einem Abstiegsplatz überwintern, ist bereits wahr geworden. Ein Sieg in Stuttgart - die Ostwestfalen könnten sogar auf Platz zehn in die Winterpause gehen und Lukas Kruse könnte weiter grinsen. Nur lebhafter.