München. . Von Selbstzufriedenheit ist beim deutschen Rekordmeister trotz beeindruckender Auftritte en masse keine Spur. Münchens Spieler verpflichten sich nach dem leichten Gang gegen die Roma zur höchsten Konzentration. Trainer Guardiola beklagt allerdings den Ausfall von Alaba.

Für Karikaturisten wäre es bestimmt ein Fest gewesen, den Nachgang in Bleistift- und Pinselstriche zu übersetzen. Ein paar Fragen gab es ja durchaus, die sich anschlichen und von lauernden Gefahren kündeten, nach diesem wieder einmal sehr souveränen 2:0 des FC Bayern gegen den AS Rom, garniert vom schnellsten Gruppensieg einer deutschen Mannschaft in der Champions League. Ob es den Kickern jetzt nicht langweilig werden könne, nur noch Bundesliga, ohne Spitzenspiele, war eine dieser Fragen. Wo sie die Motivation jetzt hernehmen sollten bis Weihnachten, gar bis Ende Februar, ohne Herausforderungen in der Champions League, eine andere.

Im Comicstil hätten sich mindestens drei dicke Fragezeichen über den Köpfen der Kicker angeboten, dazu ein „Gääähn“ über der Reportertraube und den Zuschauerrängen. Und im nächsten Bild dann grimmige Spielergesichter („grummel, grummel“), die das Oliver-Kahn-Mantra der Selbstkasteiung verbreiten. Weiter, immer weiter, wir müssen uns noch deutlich verbessern. Drei Ausrufezeichen. Dazu vielleicht noch einen tobenden Sportvorstand Matthias Sammer im Hintergrund wegen des manchmal etwas laxen Auftritts gegen Rom („So geht es nicht weiter!!!“), festgehalten am Hosenbund vom Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge im Marco-Reus-Trikot.

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"Wir tun alles, um die Nummer eins zu sein“

Abgesehen von Sammer/Rummenigge hätten die Karikaturisten übrigens gar nichts erfinden müssen. Kapitän Philipp Lahm etwa verkündete auf die oben genannten Fragen: „Wir wollen bis zur Winterpause unser Ding knallhart durchziehen, das heißt die Spiele gewinnen. Das ist immer harte Arbeit.“ Bei Innenverteidiger Jerome Boateng klang das ähnlich hoffnungslos für die Liga. „Wir können nicht sagen: Wir sollten uns weiter konzentrieren und kein Spiel abschenken. Es gibt sicherlich noch viele Sachen zu verbessern, gegen Rom war auch nicht alles super.“ Ein paar „schludrige Pässe“ hatte er zum Beispiel erkannt. Und sogar Mario Götze, der mit seinem Tor in der 64. Minute den Endstand erzielte, klang beinahe nach einem Sammer light: „Wir haben es relativ gut gemacht, wir können relativ zufrieden sein. Wir können ein gewisses Maß an Stolz haben.“ Aber bitte: Keine Euphorie, oder wie Sammer ja jüngst zur Reus-Debatte, aber auch grundsätzlich, sagte: „Wir sind in einem gnadenlosen Wettbewerb. Wir tun alles, um die Nummer eins zu sein.“

Der letzte Auftritt Sammers als Mahner liegt schon etwas zurück, was durchaus mit Rummenigge zu tun haben könnte. Vielleicht ist eine explizite Warnung gerade aber gar nicht nötig, weil David Alaba am Vorabend einen Teilriss des Innenbandes im rechten Knie erlitten hatte. Voraussichtliche Pause: mehrere Wochen – ohne Gewähr, siehe Thiago Alcantara. Schon am Samstag bei Eintracht Frankfurt muss Pep Guardiola eine neue Statik entwerfen. Sein Klagen über Alabas Absenz, einer seiner „wichtigsten Spieler“, wirkte deshalb nicht überhöht: „Mit ihm verlieren wir einen super Typen, der überragend Fußball spielt.“

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Kader bietet noch Reserven

Alaba war vor seiner Verletzung als der Schwunggeber gegen die Roma aufgetreten, als Antreiber, Passgeber, Lückenreißer,. Mehrere Torchancen schloss er ebenfalls ab. Zudem griff der 22 Jahre alte Österreicher bei Bedarf immer wieder aggressiv in der Defensive ein, und vor allem legte er mit Bedacht von außen auf Franck Ribery zurück, der in der 38. Minute zur Führung einschieben konnte. Alaba war, wenn man so will, der Sprengmeister gegen das römische Bollwerk. Alaba wird also fehlen, auch wenn der Kader noch Reserven bietet. Vielleicht in Frankfurt ja in Person Sebastian Rodes, der im Sommer von der Eintracht nach München gekommen war, aber bisher wenig spielte. Das Talent auf der Bayern-Bank ist übrigens eher kein Thema für Karikaturisten. Jedenfalls keines zum Schmunzeln.